IfW: Deutsches BIP sinkt im ersten Quartal deutlich
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Die Corona-Krise hat die deutsche Wirtschaft bereits im ersten Quartal nach Berechnungen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) deutlich ausgebremst, obwohl die Folgen der Corona-Pandemie lediglich in der zweiten Märzhälfte voll zum Tragen kamen.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sei mit 2,4 Prozent wohl so stark zurückgegangen wie seit der globalen Finanzkrise nicht mehr, darauf liefen neue Zahlen der europäischen Statistikbehörde Eurostat schließen, teilte das IfW mit.
"Im europäischen Vergleich ist der Rückgang dabei sogar noch moderat", betonten die Ökonomen aus Kiel. Sehr viel deutlicher dürfte der Einbruch der deutschen Wirtschaft dann im zweiten Quartal ausfallen, für das ein zweistelliger Rückgang drohe.
Laut der Schnellschätzung von Eurostat ist die Wirtschaftsleistung im Euroraum insgesamt um 3,8 Prozent gesunken, der stärkste jemals für den Euroraum gemessene Rückgang. Die Schätzung basiere auf Angaben von 16 Mitgliedstaaten, die 93 Prozent der Wirtschaftsleistung des Währungsraums abdecken. Eingeflossen seien auch bislang unveröffentlichte Daten zum deutschen BIP. Die Bekanntgabe der amtlichen Schnellschätzung zu den deutschen Zahlen erfolgt in knapp zwei Wochen durch das Statistische Bundesamt.
"Die negative BIP-Rate im ersten Quartal ist nur ein milder Vorbote für das, was uns im zweiten Quartal erwartet", erklärte IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths. Der Rückgang der Wirtschaftsleistung habe sich vor allem auf die zweite Märzhälfte konzentriert, als die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie voll zum Tragen gekommen seien und die ökonomische Aktivität drastisch ausgebremst hätten. Angesichts der Belebung zum Jahresauftakt in den Monaten Januar und Februar sei der Einbruch in der zweiten Märzhälfte "wohl zweistellig" gewesen.
"Der Tiefpunkt der Krise dürfte mit dem April jetzt zwar hinter uns liegen, der Anstieg wird sich aber nur allmählich vollziehen, und von Normalität kann noch für längere Zeit keine Rede sein", betonte Kooths. So deuteten die Frühindikatoren darauf hin, dass das BIP im zweiten Quartal nochmals drastisch um über 10 Prozent nachgebe. "Das wäre der schärfste Einbruch in einem Dreimonatszeitraum seit Bestehen der Bundesrepublik."
Die IfW-Forscher erklärten, bereits veröffentlichte preis- und saisonbereinigte Expansionsraten für Frankreich von minus 5,8 Prozent, Italien von minus 4,7 Prozent, Spanien von minus 5,2 Prozent, Belgien von minus 3,9 Prozent und Österreich von minus 2,5 Prozent ließen recht verlässliche Rückschlüsse auf die deutsche BIP-Entwicklung zu. Sie machten zusammen mehr als die Hälfte der Wirtschaftsleistung des Euroraums aus.
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April 30, 2020 07:36 ET (11:36 GMT)
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