Finanzierungsunabhängigkeit

Deutsche Bank-Aktie in Rot: Sewing fordert in der Krise starke Finanzbranche

07.09.22 16:38 Uhr

Deutsche Bank-Aktie in Rot: Sewing fordert in der Krise starke Finanzbranche | finanzen.net

Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing hat vor dem Hintergrund der geopolitischen Verwerfungen eine starke und wettbewerbsfähige heimische Finanzbranche angemahnt.

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"Wir dürfen in Deutschland der Abhängigkeit von Gas, Rohstoffen und Lieferketten nicht auch noch eine Finanzierungsabhängigkeit folgen lassen", sagte Deutsche-Bank-Chef Sewing auf dem "Banken-Gipfel" in Frankfurt. "Wir brauchen eine heimische Finanzbranche, die auf eigenen Beinen steht und sich im globalen Wettbewerb behaupten kann."

Die deutschen Banken seien zwar in einem deutlich besseren Zustand als noch vor zehn Jahren. Die Branche sei profitabel und widerstandsfähig. "Und die Kreditausfälle, die in den kommenden Monaten drohen, dürften verkraftbar bleiben, weil wir hierfür gut vorgesorgt haben", so Sewing laut vorab verbreitetem Redetext.

Allerdings müssten die Banken für eine bessere Wettbewerbsfähigkeit effizienter werden. Zudem brauche es eine verlässliche Regulierung und "über kurz oder lang" auch eine Konsolidierung auf europäischer Ebene. "Größe zählt im Bankgeschäft - und wenn wir nicht den Amerikanern das Feld überlassen wollen, muss Europa die Voraussetzungen für große Banken schaffen", sagte er. "Dafür - ich kann es nur wiederholen - ist die europäische Bankenunion inklusive der Kapitalmarktunion essenzielle Voraussetzung."

Mit Blick auf das geopolitische Umfeld sagte Sewing, der Überfall der Ukraine durch Russland habe Gewissheiten zerstört, "auf denen wir unser Wirtschaftssystem in den vergangenen Jahrzehnten aufgebaut haben". So sei die Globalisierung ausgebremst worden, Energie teurer geworden und Lieferketten unterbrochen worden. Eine zentrale Lehre daraus sei, dass sich Europa unabhängiger machen müsse - auch von China. "Diese Abhängigkeit zu verringern, wird einen mindestens ebenso fundamentalen Wandel erfordern wie die Entkoppelung von russischer Energie."

Er warnte davor, den Kampf gegen den Klimawandel zu vernachlässigen. "Dies wäre der größte Fehler, den wir machen können", sagte Sewing. "Jedes Unternehmen wird sich dem Thema stellen müssen - das ist nicht nur eine Frage der gesellschaftlichen Verantwortung, sondern der eigenen Existenz."

Der Manager geht davon aus, "dass auf 30 Jahre vermeintlicher Ruhe nun eine Phase erhöhter Volatilität mit wirtschaftlicher Unsicherheit, regelmäßigen Krisen und geopolitischen Konflikten folgen wird, die sich ebenfalls über Jahrzehnte hinziehen dürfte." Dieser Komplexität gerecht zu werden, sei die größte Herausforderung, "ein gutes Risikomanagement ist das Gebot der Stunde".

Die Aktie der Deutschen Bank verliert am Mittwoch via XETRA zeitweise 2,82 Prozent auf 8,12 Euro.

Von Matthias Goldschmidt

FRANKFURT (Dow Jones)

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