Clintons Nähe zur Wall Street hält Trump im Rennen
Hillary Clinton gegen Donald Trump - die Wahl um die US-Präsidentschaft elektrisiert die Finanzmärkte. Die Wall Street wünscht sich Clinton als neue US-Präsidentin. Warum eigentlich? Und ist das vielleicht Clintons größtes Problem?
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Das Duell um die Macht im Weißen Haus geht in die alles entscheidende Phase, die Nervosität an den US-Börsen steigt und die Angst vor einem Sieg des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump treibt die Anleger um. Eine Umfrage des US-Mediennetzwerks ABC hatte in der vergangenen Woche für Schweißausbrüche bei den Investoren an der Wall Street gesorgt: Plötzlich lag Trump vor seiner demokratischen Gegnerin Hillary Clinton, die bislang als sichere Siegerin galt - bitter für die Börse!
Wall Street fürchtet Trump als neuen US-Präsidenten
Die Kurse an der Wall Street fahren seit Tagen Achterbahn, der US-Leitindex Dow Jones rutschte nach Bekanntwerden der Umfrageergebnisse ab und tendierte zeitweise weit unter der psychlogisch wichtigen Marke von 18.000 Punkten. Auch die anderen Indizes an den US-Börsen gerieten vergangene Woche mächtig unter Druck.Wikileaks und FBI belasteten Hillary Clinton
Neue Wikileaks-Enthüllungen und laufende Ermittlungen der US-Sicherheitsbehörde FBI machten Clinton und ihren Umfragewerten zu schaffen. Laut Wikileaks soll die US-Demokratin vor Fernsehauftritten gegen andere Kandidaten vorab über die später live gestellten Fragen informiert worden sein.Trump ist zurück im Rennen um die US-Präsidentschaft
Die Enthüllungen und Untersuchungen könnten Clintons Image nachhaltig Schaden zugefügt haben. Die Demokratin scheint von ihrer Vergangenheit und ihren Machenschaften im Wahlkampf eingeholt worden zu sein. Und Trump ist nun wieder zurück im Rennen um die US-Präsidentschaft - vor allem deshalb, weil über 40 Millionen Amerikaner bereits per Briefwahl abgestimmt und wegen der FBI-Ermittlungen in den vergangenen Tagen wohl überwiegend Trump gewählt haben. Der noch vor wenigen Wochen weit abgeschlagene Immobilienmogul könnte Barack Obama als US-Präsident im Weißen Haus beerben. Donald Trump als US-Präsident? Das kann und mag sich in Europa kaum ein Mensch vorstellen, wird er da doch als unbeherrschter, frauenfeindlicher und großmäuliger Machtmensch wahrgenommen. Und auch an den US-Börsen treibt ein potenzieller Präsident Trump Sorgenfalten in die Gesichter der Investoren: Trump wettert gegen Freihandel, stellt bereits geschlossene Vereinbarungen auf außenpolitischer Ebene in Frage und sein rechtspopulistisches Gehabe gegenüber Immigranten gilt als wirtschaftsfeindlich. Karen Petrou, Analystin von Federal Financial Analytics, traut Trump zu, sich dem Konzept des "Narrow Banking" zu verschreiben. Bei diesem werden Banken auf Kredit- und Einlagengeschäfte eingeschränkt sowie auf extreme Reservehaltung verpflichtet. Trump forderte im Wahlkampf außerdem die Abschottung der US-Märkte vor ausländischer Konkurrenz.Wall Street setzt auf Clinton als US-Präsidentin
Die Wall Street wünscht sich Clinton als Obama-Nachfolgerin: Große Industrieunternehmen verzichten auf Wahlkampfspenden für Trump und das liberale Sillicon Valley unterstützt Clinton mit viel Geld. Was aber macht Clinton als US-Präsidentin für die Börse überhaupt so viel wertvoller? Zunächst gilt Clinton als deutlich berechenbarer, bei ihr wird eine Fortsetzung des Status quo erwartet. Für die Börsen wäre Clinton als US-Präsidentin von unschätzbarem Wert und würde den Märkten Stabilität versprechen. Die US-Wirtschaft bliebe unter einer US-Präsidentin Clinton ohne größere (negative) Veränderungen und die Notenbank Fed könnte ihre Zinspolitik wie geplant weiterführen. Die Finanzlobby tat deshalb im Wahlkampf sehr viel, um Clinton bei ihrem Vorhaben zu unterstützen, die erste US-Präsidentin zu werden. Unter anderem griffen Goldman Sachs, Citigroup, JPMorgan und Morgan Stanley für einen Vortrag von Hillary Clinton tief in die Tasche.US-Großbanken unterstützen Clinton sehr, vielleicht zu sehr
Die US-Großbanken gehörten zu den größten Gönnern des Clinton-Wahlkampfs und unterstützten Clinton sehr - möglicherweise zu sehr. Diese Nähe zur Finanzlobby missbilligen die meisten Amerikaner. Wird sie für Clinton doch noch zum Verhängnis? Zahlreiche ehemals führende Angestellte von Goldman Sachs bekleideten oder bekleiden Schlüsselpositionen in der Politik oder bei Aufsichtsbehörden. Clintons demokratischer Mitbewerber um das Amt des US-Präsidentschaftskandidaten Bernie Sanders setzte sie wegen ihrer langjährigen Beziehungen zur Wall Street unter Druck und attackierte sie wiederholt wegen einiger bezahlter Reden bei Goldman Sachs. Auszüge von Redemanuskripten der Enthüllungsplattform Wikileaks lassen das Ausmaß der Verbindungen Clintons in die höchsten Finanzkreise erahnen. Unter anderem geht daraus hervor, dass Clinton in einer Rede vor Vertretern der Deutschen Bank im Jahr 2014 zu verstehen gab, dass Wall Street-Insider selbst wohl am meisten Ahnung davon hätten, was an Regulierungen nötig sei - keine gute Wahlwerbung für eine angeblich unabhängige Politikerin. Die Wall Street wünscht sich Clinton, viele US-Wähler mögen die Nähe Clintons zur Finanzlobby nicht.Clinton oder Trump? Es bleibt spannend bis zum Wahltag
Holen Clinton ihre engen Verflechtungen zur Börsen- und Bankenwelt im Endspurt des Wahlkampfes ein? Scheitert sie an Donald Trump, weil ihre größte Stärke auf dem Weg zur US-Präsidentin nun gleichzeitig ihre größte Schwäche ist? Trump erneuerte bei einem Wahlkampfauftritt in Michigan am Wochenende seinen Vorwurf eines "total manipulierten Systems". Clinton sei "schuldig, sie weiß es, das FBI weiß es, die Leute wissen es. Nun ist es in den Händen des amerikanischen Volkes, am 8. November an den Wahlurnen der Gerechtigkeit Genüge zu tun". Trotz der Emotionen, Enthüllungen und Beschuldigungen deuten Umfragen vom Sonntag auf eine solide Führung für Clinton bei den Stimmen im Wahlmännergremium hin. Demnach liegt die Demokratin US-weit mit bis zu fünf Prozentpunkten vor Trump. Der Immobilienmogul müsste weiterhin eine Serie der umkämpften Staaten hinzugewinnen, um Clinton zu schlagen - schwer, aber nicht unmöglich. Einen Sieg über ihren republikanischen Rivalen hat Clinton nach den vergangenen Tagen längst nicht sicher in der Tasche. Und spätestens seit dem überraschenden Brexit-Votum wissen alle: Umfragen sind "nur" Umfragen und am Ende kommt es doch oft anders als prognostiziert!Von Markus Gentner/Redaktion finanzen.at
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