Revolution der Frachtmobilität: Diese Herausforderungen und Chancen bringen autonome Lkw mit sich
Autonomes Fahren ist bereits seit geraumer Zeit ein in der Automobilbranche vorherrschendes Thema. Und auch in der Frachtmobilität findet es immer mehr Anklang. Doch autonom fahrende Lkw bringen sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich.
• Revolution der Frachtmobilität in den nächsten zehn Jahren erwartet
• Autonomes Fahren bringt zahlreiche Chancen und Herausforderungen mit sich
• Fahrer werden wohl nie ganz ersetzbar
KargoBot-CEO: Revolution der Frachtmobilität kommt
Der KargoBot-CEO Junqing Wei erklärte kürzlich auf der East Tech West-Konferenz von CNBC, dass der Branche der Frachtmobilität große Veränderungen bevorstehen würden. Das chinesische Unternehmen KargoBot konzentriert sich selbst auf den autonomen Lkw-Transport und hat es sich zum Ziel gemacht, den Güterverkehr zu "revolutionieren". "Wir glauben, dass es in den nächsten zehn Jahren zu einer Revolution der Frachtmobilität kommen wird und dass die Logistik ganz anders sein wird als heute", erklärte Wei. KargoBot habe inzwischen mehr als 100 autonom fahrende Lastwagen auf die Straßen der Mongolei sowie des Nordens von China gebracht. "Sie fahren automatisch und liefern auch Waren aus, sie führen tatsächlich bereits kommerzielle Operationen durch", so der CEO. Insgesamt sei der Logistikmarkt laut Wei ein Billionen-Dollar-Markt. KargoBot, dass vor drei Jahren vom chinesischen Unternehmen Didi mitentwickelt wurde, konzentriere sich dabei vor allem auf die Lieferung von Rohstoffen für Hersteller und Fabriken.
Autonomes Fahren im Test: Herausforderungen & Chancen
Aus den autonomen Fahrten innerhalb der Mongolei konnte das Unternehmen einiges lernen, wie Wei weiter angab. "Es gibt Strecken mit vielleicht 200 Kilometern, aber auf den Strecken verkehren täglich über 1.000 Lkw hin und her". Insgesamt sei das Gebiet sehr gut für das autonome Fahren geeignet, da die Strecken eher in ländlicheren Gegenden verlaufen und die Wahrscheinlichkeit, auf komplizierte Fußgängerüberwege oder gefährdete Verkehrsteilnehmer zu treffen, deutlich geringer sei. Dennoch stehe man weiterhin vor Herausforderungen, wie Wei anerkannte. Dazu gehören zum Beispiel Schafherden sowie "riesige Mengen Staub auf der Straße", der die Sicht beeinträchtige. Ein weiteres Problem seien außerdem Mautstationen. "Als wir das System zum ersten Mal einsetzten … vor zwei bis drei Jahren, war uns nicht bewusst, dass das die großen Herausforderungen sind. Aber nach dieser Erfahrung haben wir festgestellt, dass es eine Katastrophe ist, wenn ein selbstfahrender Lkw auf der Straße an der Mautstelle feststeckt, oder? Sie haben im Grunde die Straße blockiert", rekapitulierte der CEO. Deshalb musste die Technologie des Unternehmens optimiert werden. "Aus diesem Grund haben wir eine neue Art der Bedienung des Level-4-Systems erfunden - wir haben es ‚hybride fahrerlose Lösung‘ genannt", erklärte Wei. "Stufe 4" bezieht sich auf die Stufen der Fahrautomatisierung von SAE International. Auf Stufe 4 können automatisierte Fahrfunktionen ein Fahrzeug "unter begrenzten Bedingungen fahren und funktionieren nur, wenn alle erforderlichen Bedingungen erfüllt sind", so CNBC. Auf Stufe 3 muss im Gegensatz dazu ein Mensch auf Wunsch die Kontrolle über das Fahren übernehmen. "Alle diese Lastwagen der Stufe 4 werden alleine fahren, und wir gruppieren sie sozusagen und geben dem führenden Lastwagen einen menschlichen Fahrer … der die gesamte Flotte leitet", erklärte Wei den Prozess, der Technologie und menschliche Intelligenz kombiniert.
Wie der ADAC außerdem erklärte, werde das Potenzial von autonomen Lkw auch in den USA seit längerem untersucht. Jeremy Lucero, ein erfahrener Lkw-Fahrer, arbeitet beispielsweise seit zwei Jahren als Testfahrer für Elektro-Lkw für das Unternehmen Torc Robotics. Wie er erklärte, gehören zu den größten Herausforderungen im Verkehr auf Freeways die Spurwechsel. Die Vorteile, die autonome Lkw mit sich bringen würden, liegen dem ADAC nach jedoch auf der Hand: "Weniger übermüdete Fahrer, langsamere und gleichmäßiger fahrende Trucks, die weniger Kraftstoff verbrauchen, erhöhen Verkehrsfluss und Effizienz". Ab 2025 sollen die ersten Trucks ohne Fahrer bereits auf den öffentlichen Straßen der Vereinigten Staaten unterwegs sein. Wenig später sollen diese dann an Kunden ausgeliefert werden.
Und auch in Deutschland wagt man sich bereits an autonome Lkw. Der Lastwagenhersteller MAN will laut Golem voraussichtlich noch in diesem Jahr ein erstes autonomes Fahrzeug auf deutschen Autobahnen testen. Der Atlas-L4 soll zeigen, "dass der Einsatz von Level-4-automatisierten und damit von fahrerlosen Fahrzeugen auf der Autobahn machbar ist", so das Unternehmen. Während der Tests befinde sich jedoch noch ein Sicherheitsfahrer an Bord, der jederzeit eingreifen könne. Mit autonomen Lkw würden sich der Logistikbranche einige Chancen bieten. Entwicklungsvorstand Frederik Zohm erklärte, dass somit mehr Effizienz und weniger Staus auf den Straßen erreicht werden könnten. Außerdem könnte man mit den Automatisierungskonzepten auch dem vorherrschenden Fahrermangel entgegentreten. Angaben des Bundesverbandes Güterverkehr Logistik (BGL) nach fehlen in Deutschland etwa 100.000 Lkw-Fahrer, in ganz Europa rund 400.000 und in den USA werden laut American Trucking Associations rund 80.000 Trucker gesucht. Bis 2030 soll sich die Zahl auf 160.000 verdoppeln.
Fahrer bleiben unverzichtbar
Der BLG stehe autonomen LWKs jedoch noch zurückhaltend gegenüber, so der ADAC. "Das autonome Fahren wird den Lkw-Fahrer genauso wenig überflüssig machen, wie der Autopilot den Piloten überflüssig gemacht hat", erklärt BGL-Vorstandssprecher Professor Dirk Engelhardt. "Fahrerinnen und Fahrer bleiben weiterhin unverzichtbar, da sie nicht nur fahren, sondern auch die ihnen anvertrauten Güter begleiten. Bei von der Technik nicht vorhergesehenen Ereignissen können sie eingreifen."
Einer ähnlichen Meinung ist auch KargoBot-CEO Wei: "Wir haben jedoch festgestellt, dass das eigentliche Ziel, das richtige Ziel, beim autonomen Fahren nicht darin bestehen sollte, menschliche Fahrer oder Bediener zu 100 Prozent zu ersetzen. Es geht tatsächlich darum, ihre Fähigkeiten zu erweitern. Ich denke, das sind die großen Lektionen, die wir gelernt haben, und wir glauben, dass dies der richtige Weg ist".
Redaktion finanzen.net
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