EZB-Präsidentin Lagarde warnt vor Konjunkturschwäche in der Eurozone

04.12.24 15:45 Uhr

PARIS/FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, hat vor einer anhaltenden Konjunkturschwäche in der Eurozone gewarnt. Jüngste Daten würden darauf hindeuten, dass kurzfristig mit einem schwächeren Wachstum zu rechnen sei, sagte Lagarde am Mittwoch im Rahmen einer Anhörung vor dem Wirtschaftsausschuss des Europäischen Parlaments in Brüssel. Auf längere Sicht dürfte die wirtschaftliche Erholung im gemeinsamen Währungsraum allerdings wieder etwas Fahrt aufnehmen.

Nach Einschätzung von Lagarde erwies sich der Arbeitsmarkt im Euroraum trotz der Konjunkturflaute bisher als widerstandsfähig. Allerdings würden Umfragen auf eine Verlangsamung des Beschäftigungswachstums hindeuten und auf eine weitere Abschwächung der Nachfrage nach Arbeitskräften, sagte die EZB-Präsidentin.

Die EZB erwartet zudem keinen längerfristigen Anstieg der Teuerung in der Eurozone. "Für das vierte Quartal ist mit einem vorübergehenden Anstieg der Inflation zu rechnen", sagte Lagarde. Im Verlauf des kommenden Jahres dürfte die Teuerung dann aber wieder nachlassen und das von der EZB angepeilte Inflationsziel von mittelfristig zwei Prozent erreichen.

Die EZB-Präsidentin hatte bereits zuvor deutlich gemacht, dass der Kampf gegen eine zu hohe Inflation noch nicht beendet sei. Allerdings war von Lagarde bekräftigt worden, dass die Inflation im Lauf des kommenden Jahres das angepeilte Ziel nachhaltig und dauerhaft erreichen werde, sofern es keinen größeren Schock gebe.

Im November war die Inflation im Währungsraum auf 2,3 Prozent gestiegen, von 2,0 Prozent im Monat zuvor. Verantwortlich für den Anstieg der Jahresinflationsrate ist der im Jahresvergleich deutlich schwächer ausgefallene Rückgang der Energiepreise. Ökonomen machen Basiseffekte hierfür verantwortlich.

Die Notenbank hatte die Leitzinsen zuletzt im Oktober um 0,25 Prozentpunkte gesenkt, der richtungsweisenden Einlagenzinssatz liegt bei 3,25 Prozent. Viele Ökonomen erwarten bei der nächsten Zinssitzung Mitte Dezember eine weitere Senkung um 0,25 Prozentpunkte./jkr/jsl/mis