Walmart: Ein Quartal tanzt aus der Reihe

von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag

Besonders ärgerlich: Walmart, weltweit größter Betreiber von Supermärkten, den Anleger an der Wall Street bereits für seine Abwehrstrategie gegen dem Onlineriesen Amazon feierten, patzte ausgerechnet während der umsatzstärksten Zeit. In seinen E-Commerce-Logistikzentren in den USA hatte der Handelsriese aus Bentonville im US-Bundesstaat Arkansas zwischen Thanksgiving und Weihnachten den Platz für die Ware falsch orga­nisiert: Zu viel Raum wurde Flachbild-TVs, Unterhaltungselektronik und Spielzeug ein­geräumt. Dinge des täglichen Bedarfs, die Amerikaner auch online gern bei Walmart bestellen, kamen zu kurz.

Die Folge waren Lieferengpässe bei Waren wie etwa Toilettenpapier, wie Chef Dough McMillon jetzt bei der Bilanz für 2017 zerknirscht einräumte. Der Patzer hatte negative Auswirkungen auf Wachstum und Profitabilität der Onlinesparte. An der Börse sanktionierten nervöse Anleger das Eigentor des Einzelhandelsprofis mit deut­lichen Gewinnmitnahmen. Auf einen Schlag verlor der Konzern zu Wochenbeginn ein Zehntel seines Börsenwerts.

Gründer büßen Milliarden ein

Jim, Rob, Lukas und Christy Walton, Walmarts Gründerfamilie - mit rund 170 Milliarden Dollar die reichste der Welt -, büßte nach Berechnungen des Börsendiensts Bloomberg zwölf Milliarden Dollar ihres Vermögens ein. Gefallen dürfte ihnen das keineswegs.

Weitere Patzer sollte Chef McMillon tunlichst vermeiden. Im Onlinegeschäft halbierte sich der Zuwachs im vierten Quartal bis Ende Januar von zuvor 50 auf 23 Prozent. Der E-Commerce spielt etwas mehr als vier Prozent der gut 500 Milliarden Dollar Gesamtumsatz ein.

Für das Geschäftsjahr verbuchte Walmart online solide Zuwächse und legte beim Gesamterlös um 2,3 Prozent auf 500,3 Milliarden Dollar zu. Für 2018 stellt McMillon überdies im E-Commmerce 40 Prozent Zuwachs in Aussicht. Der positive Trend ist also intakt - auch wenn die hohen Erwartungen für das wichtigste Quartal des Jahres enttäuscht wurden. Seit September war der Börsenwert um knapp 30 Prozent gestiegen. "Das Wachstum im Onlinehandel schwankt bei allen Händlern. Der Trend in Walmarts E-Commerce-Sparte ist deutlich positiv", sagt Brendan Witcher, Experte beim Marktforscher Forrester Research.

Anleger, die unserer Empfehlung aus Ausgabe 3/18 gefolgt sind, sollten sich nicht verunsichern lassen. Höhere Renditen und steigende Profitabilität haben Vorrang für den Traditionskonzern. Trotz des Patzers legt der Gewinn seit 2017 wieder zu. Für 2018 stellt Walmart beim Ertrag pro Aktie drei Prozent mehr in Aussicht und will die E-Commerce-Sparte ab 2019 profitabel betreiben. Für das nächste Geschäftsjahr werden schon jetzt fünf bis zehn Prozent mehr Gewinn pro Aktie angepeilt. Um Reserven für den Umbau des Geschäftsmodells hin zu einem wesentlichen Anteil des Onlinehandels zu haben, bremst Walmart das Tempo bei der Eröffnung zusätzlicher Filialen.

Im laufenden Geschäftsjahr sollen weltweit nur 249 bis 279 neue Stores an den Start gehen - viel weniger als die rund 330 Märkte, die 2017 eröffnet wurden. Die Zahl liegt überdies deutlich unter dem Niveau der vergangenen Jahre. Auch in den USA wird der Filialausbau gedrosselt.