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VW-Aktionärsklagen: Klage ohne Kostenrisiko

01.09.18 06:00 Uhr

VW-Aktionärsklagen:  Klage ohne Kostenrisiko | finanzen.net

Anwälte und Anlegerschützer wollen für Aktionäre einen Weg gefunden haben, VW und Porsche wirksam zu verklagen.

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von Birgit Haas, Euro am Sonntag

Es sei eine Zeitenwende, bestätigen sich die Herren auf der Pressekonferenz gegenseitig, zu der die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) geladen hat. Sie tauschen - halb im Scherz - Gratulationen aus. Nicht zu Unrecht. Der Verbund aus Anwälten und Anlegerschützern hat einen Weg gefunden, wie deutsche Volkswagen- und Porsche-Aktionäre ohne Kostenrisiken den Autokonzern wegen des Dieselskandals auf Schadenersatz verklagen können. "Wir wollen damit eine Gerechtigkeitslücke schließen und den Anlegern zu ihrem Recht verhelfen", sagte DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler.



Der US-Investor Fortress übernimmt laut Plan zunächst alle Anwalts- und Gerichtskosten des Verfahrens. Im Fall eines Erfolgs treten die Kläger ein Drittel des Schadenersatzes an Fortress ab. Bei einer Niederlage übernimmt die US-Fondsgesellschaft die Rechnung. Prozesskostenfinanzierung in solch großem Stil kennt man bisher nur aus den USA, wo Sammelklagen erlaubt und als Investmentgeschäft bekannt sind. Für Fortress ist die VW-Klage ein Test für den europäischen Markt.

VW fährt Behinderungstaktik

Türöffner war die deutsche Dependance der auf Schadenersatzforderungen spezialisierten US-Kanzlei Hausfeld. "Das Modell führt dazu, dass die Eigner schlechtem Geld nicht gutes hinterherwerfen müssen", sagt Hausfeld-Anwalt Christopher Rother. Der Rechtsdienstleister Myright, dessen Ziel es ist, ein Äquivalent zu den US-Sammelklagen gegen Unternehmen auch in Deutschland zu etablieren, hat eine Website ins Netz gestellt (myright.de), auf der Anleger ihre Schadenersatzansprüche erst errechnen und dann geltend machen können. Myright sammelt und bündelt diese, die dahinterstehende Financialright GmbH klagt dann.



Voraussetzung ist, dass die Anleger zwischen 2009 und dem 21. September 2015 - einen Tag, bevor VW in einer Meldung die Abgasmanipulationen zugegeben hat - VW-Aktien erworben haben. Der Mindestanspruch auf Entschädigung liegt nach einem Gutachten der DSW bei mindestens 59 Euro je Aktie.

Anleger sollten nicht trödeln: Anmeldeschluss auf der Plattform wird voraussichtlich Ende November sein. Ende Dezember läuft die gesetzliche Frist ab, bis zu der Forderungen eingereicht werden können. "Dann wird das Risiko für VW erstmals berechenbar", sagt DSW-Präsident und Anwalt Klaus Nieding. So lange, das glauben die Anwälte, behindere VW mit allen Mitteln eine Gerichtsentscheidung darüber, ob der Konzern grundsätzlich entschädigungspflichtig ist. Anleger sollten bewusst von Klagen abgehalten werden. Ein wegweisendes Kapitalanleger-Musterverfahren startet erst am 10. September in Braunschweig und dürfte sich ziehen. Aktuell sind lediglich 3800 Anlegerklagen anhängig, von VW-Kunden sind es mehr als 20.000.


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