Euro am Sonntag

Volkswagen: Was ist die Aktie wirklich noch wert?

06.10.15 03:00 Uhr

Volkswagen: Was ist die Aktie wirklich noch wert? | finanzen.net

Der Preis der Diesellüge. Nach dem Skandal fällt die Aktie der Wolfsburger schier unaufhaltsam. Aktionäre fragen sich: Wie schlimm kommt es noch?

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von Stephan Bauer, Euro am Sonntag

Matthias Müller gilt als zupackender Macher. Seit Montag ist der Exchef von Porsche Vorstandschef von Volkswagen. In seiner ersten Mitteilung an die Belegschaft redete der Nachfolger des geschassten Martin Winterkorn Tacheles: Die Bewältigung des Abgasskandals sei "die größte Bewährungsprobe" in der Geschichte des Konzerns.



Die Wolfsburger stehen nach dem Betrug bei Abgastests in den USA vor einem finanziellen Kraftakt. Bereits 2015 drückt die Affäre den Gewinn: 6,5 Milliarden Euro hat Finanzchef Hans Dieter Pötsch für die fälligen Rückrufe und Umrüstungen der insgesamt bis zu elf Millionen betroffenen Fahrzeuge weltweit zurückgestellt. Kosten für Schadenersatzzahlungen, Strafen, Anwaltsgebühren und Ähnliches kommen laut Pötsch noch hinzu.

Wolfsburg in Deckung

Zur möglichen Schadenshöhe gibt es offiziell keinen Kommentar. Eine Schätzung zum jetzigen Zeitpunkt sei schlicht unmöglich, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Doch viele Aktionäre und Mitarbeiter stellen sich bereits die bange Frage: Kann VW, mit 600.000 Beschäftigten größter Arbeitgeber und mit über 200  Milliarden Euro Umsatz größtes Unternehmen der Republik, dieses Desaster überleben?

Diese Fakten liegen auf dem Tisch: VW ist stark, 96 Milliarden Euro Eigenkapital standen per Ende Juli in der Bilanz. Der Konzern ist liquide, zu den fast 18 Milliarden Euro in der Kasse kommen 15 Milliarden in kurzfristig veräußerbaren Wertpapieren. Zudem hat VW soeben Anteile an Suzuki sowie Leaseplan verkauft - macht fünf Milliarden.


Aus dem laufenden Geschäft kommt indes nicht viel hinzu: Im ersten Halbjahr brummte zwar der Absatz und das operative Geschäft spülte knapp acht Milliarden Euro in die Kassen. Allerdings gab VW fast genauso viel für Investitionen und Entwicklung aus. Wegen des weltweiten Imageschadens und absehbaren Absatzeinbruchs in den USA dürfte es künftig schlechter laufen.

Analysten schätzen, dass VW zur Aufrechterhaltung des operativen Geschäfts rund zehn Milliarden Euro an liquiden Mitteln braucht. So bleiben dem Konzern etwa 28 Milliarden Euro Nettoliquidität.

47 Milliarden Euro Schaden

Das klingt gewaltig. Doch Rückrufe in aller Welt, Entschädigungen für Wertverlust der Kunden, Strafen und Schadenersatzforderungen in vielen Ländern, Kosten für juristische Auseinandersetzungen - die drohenden Belastungen sind riesig.


Eins ist sicher: Die 6,5 Milliarden Euro werden kaum reichen. Die US-Bank JP Morgan kommt auf eine Gesamtschätzung von bis zu 40 Milliarden Euro. Einen noch höheren Maximalschaden taxiert die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). In ihrem Worst-Case-Szenario beziffern die Stuttgarter die Bedrohung für VW gar auf 47 Milliarden Euro.

Dabei trifft die Bank harte Annahmen: Alle rund 500.000 betroffenen Autos in den USA würden demnach zum Restwert zurückgenommen, im Schnitt zu 20.000 Euro. Die Kosten: zehn Milliarden Euro. In Europa und dem Rest der Welt fielen für Rückrufe, Software-Updates, technische Aufrüstung sowie für Wertverlust­erstattungen der restlichen 10,5 Millionen Fahrzeuge im Schnitt rund 2.000 Euro an. Eine sehr hohe Summe - in Medienberichten wurden bislang Beträge zwischen 100 und 200 Euro pro Auto genannt. Allerdings müssen wohl auch viele Autos teuer nachgerüstet werden. Treffen die 2.000 Euro im Schnitt zu, kostet das 21 Milliarden Euro.

Weitere 16 Milliarden Euro ver­anschlagt die LBBW für Strafen verschiedener Behörden wie der amerikanischen EPA oder der EU-Kommission. "Die Maximalstrafe der EPA dürfte kaum fällig werden, dafür fällt wohl auch in anderen Ländern etwas an", sagt Analyst Frank Biller.

Auch bei maximaler Last scheint ein Kollaps indes unwahrscheinlich - denn die Lasten fallen nicht auf einen Schlag an. Zudem mindern Posten wie die Rückrufe den zu versteuernden Gewinn. "Nicht alles schlägt voll auf den Cash durch", sagt Biller. Der Konzern dürfte es indes kaum schaffen, sein Investitionsprogramm über 100 Milliarden Euro bis 2018 komplett durchzuziehen. Das dämpft das künftige Geschäft. Und die Dividende wird wohl bald sinken.

Investor-Info

Volkswagen Vz.
Auftrieb aus China

Die Lasten könnten locker zweistellige Milliardenbeträge erreichen. Doch auch im Worst Case dürfte VW nicht kollabieren. Kurzfristig erhält die Aktie Auftrieb aus China, wo die Mehrwertsteuer für kleinere Autos gesenkt wurde. Es drohen aber weitere schlechte Nachrichten, eine ­Dividendenkürzung ist wahrscheinlich. Vorerst meiden.

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Bildquellen: FRED DUFOUR/AFP/Getty Images, Sean Gallup/Getty Images

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