Euro am Sonntag

Volkswagen-Aktie: Der lange Weg aus dem Dunst

31.10.16 14:00 Uhr

Volkswagen-Aktie: Der lange Weg aus dem Dunst | finanzen.net

Der Autokonzern Volkswagen will die Abgasaffäre abschütteln. Die nächsten Probleme warten bereits. Eine verfahrene Situation auch für Anleger.

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von Sven Parplies, Euro am Sonntag

Eigentlich sind es gute Ergebnisse, die Volkswagen-Chef Matthias Müller präsentiert: Knapp 2,5 Millionen Fahrzeuge hat Europas größter Autohersteller im vergangenen Quartal abgesetzt, vier Prozent mehr als im Vorjahr. Operativer Gewinn und Umsatz liegen leicht über der Analystenerwartung. Die Begeisterung an der Börse hält sich aber in Grenzen. Denn der Skandal um manipulierte Dieselmotoren, vom Management gern als "Abgas-Thematik" verharmlost, wirft noch immer Schatten. Hinzu kommen hartnäckige interne Pro­bleme.



Neuer Ärger in der Dieselaffäre droht in Europa. Ein Gericht in Spanien gestand dem Besitzer eines Audi Q5 eine Entschädigung von 5.000 Euro zu. Volkswagen will in Berufung gehen. Auch in Deutschland laufen diverse Verfahren. Analysten taxieren die potenziellen Belastungen der Diesel­affäre auf insgesamt bis zu 35 Milliarden Euro. Volkswagen hat seine Abwehrbollwerk weiter ausgebaut: Die Rückstellungen für die juristische Aufarbeitung sind um 400 Millionen auf 18,2 Milliarden Euro gestiegen. Auch darüber hinaus hat der DAX-Konzern dicke Polster. Die Netto-Liquidität des Autogeschäfts wuchs im Jahresverlauf um rund ein Viertel auf 31 Milliarden Euro. Der Konzern bleibe finanziell "solide aufgestellt", bekräftigt Finanzvorstand Frank Witter.

Wie die gesamte Autoindustrie steht Volkswagen an der Schwelle einer Revolution mit ungewissem Ausgang: Die Digitalisierung der Branche, selbstfahrende Autos und strengere Abgasvorschriften zwingen die Unternehmen zu großen Investitionen. Das macht die Dieselaffäre noch schmerzhafter. Die Nobelmarke Audi, der wichtige Gewinnbringer des VW-Konzerns, hat wegen der Dieselaffäre und einer durch Airbag-Defekte ausgelösten Rückrufaktion sein Gewinnziel reduziert. Die operative Umsatzrendite nach Sondereinflüssen dürfte im laufenden Geschäftsjahr "deutlich" unter dem Zielkorridor von acht bis zehn Prozent liegen.


Probleme gewohnt sind Anleger bei der Marke VW. Dort blieben in den ersten neun Monaten des Jahres nur 1,6 Prozent des Umsatzes als operativer Gewinn in der Bilanz hängen. Das sei "nicht wünschenswert und akzeptabel", stellt Witter klar. Auf längere Sicht seien weiter sechs Prozent angestrebt. Da VW die nach Umsatz klar größte Konzernmarke ist, hätten schon kleine Verbesserungen große Wirkung. Bei vier Prozent Marge beispielsweise wäre das operative Konzern­ergebnis vor Sondereinflüssen heute fast 17 Prozent höher.

Die Rendite bei VW, die Aufarbeitung der Dieselaffäre und die technologische Revolution - diese Themen dürften den Kurs der Aktie bestimmen. Wie groß die Fragezeichen sind, lässt sich am Kurs-Gewinn-Verhältnis der im DAX notierten Vorzugsaktie ablesen.


Auf Basis der für die kommenden zwölf Monate erwarteten Konzerngewinne ist das Papier knapp 25 Prozent billiger als im Schnitt der vergangenen zehn Jahre. Zur Orientierung: Der Abschlag bei BMW und Daimler beträgt 20 Prozent. Diese beiden Konzerne allerdings haben höhere Margen und keine Abgasaffäre. Die Redaktion sieht Volkswagen trotz Mini-KGV darum nur als Halteposition.

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Bildquellen: Gl0ck / Shutterstock.com, JuliusKielaitis / Shutterstock.com

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