Top-Investments: Das sind Ihre Chancen für 2018!
Ausblick » Zinswende, Megafusion, Rekord-Dividende, Brexit - das neue Jahr wird weltweit viele Schlagzeilen liefern. Wie sich Anleger schon jetzt vorbereiten können.
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von Sven Parplies, Christoph Platt und Astrid Zehbe, €uro am Sonntag
Börse ist voller Überraschungen. Die Stimmung kann innerhalb von Sekunden drehen. Einige wichtige Trends sind allerdings bereits zum Start ins neue Jahr absehbar.
Besonders wichtig werden die Sitzungen der Notenbanken. Währungshüter haben die Aktienmarktrally mit niedrigen Zinsen angetrieben, werden jetzt aber ihre Stützungsmaßnahmen langsam zurückfahren. Für Dividendenjäger sind vor allem die Monate April und Mai wichtig, weil dann die Masse der DAX-Konzerne Geld ausschüttet. In der Politik stehen nach dem Superwahljahr 2017 nun vor allem die Verhandlungen um den britischen Austritt aus der EU und die Zukunft Europas im Blickpunkt.
Viele DAX-Konzerne werden sich neu aufstellen - mittels großer Übernahmen oder durch die Abspaltung einzelner Geschäftsbereiche. €uro am Sonntag nennt wichtige Termine des neuen Jahres und gibt Anregungen, wie sich Anleger zum Jahreswechsel positionieren können.
Die Zinswende kommt
Einer der größten Unsicherheitsfaktoren des Jahres 2018 zerschlug sich bereits im November: Da ernannte US-Präsident Trump den Juristen und Multimillionär Jerome Powell zum Nachfolger der im Februar aus dem Amt scheidenden Fed-Chefin Janet Yellen. Powell, so die Erwartung, wird den geldpolitischen Kurs der Notenbank weitestgehend fortführen. Das heißt: Die Zinsen werden weiter erhöht, aber in gemächlichem Tempo. Denn bislang zeigen weder die Löhne noch die Verbraucherpreise Entwicklungen, die schnellere Zinserhöhungen erfordern.
Auch die europäische Zentralbank wird ihre Abkehr von der expansiven Geldpolitik fortführen. Volkswirte erwarten ein Ende des Anleihekaufprogramms 2018, mit Zinserhöhungen rechnen sie 2019. Selbst Währungshüter in Japan und der Schweiz, die lange mit deflationären Tendenzen zu kämpfen hatten, sendeten Signale an die Märkte, die suggerieren, dass die Zinsen nicht ewig auf einem Rekordtief bleiben.
Steigende Zinsen sorgen dafür, dass Anleihen gegenüber Aktien attraktiver werden. Ein Beben an den Aktienmärkten dürfte dennoch ausbleiben: Zum einen werden die Marktteilnehmer durch die vergleichsweise offene Kommunikationspolitik über den künftigen geldpolitischen Kurs vieler Notenbanken behutsam auf die neue Realität vorbereitet. Zum anderen dürfte das Zinsniveau noch für längere Zeit niedrig bleiben, sodass der Mehrertrag von Anleihen überschaubar bleibt. Angesichts der zudem guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen rät Thomas Herbert von der Fondsgesellschaft Ethenea, sich prozyklisch zu positionieren: "Bei einer so breiten und robusten wirtschaftlichen Entwicklung erwarten wir, dass sich die globalen Aktienmärkte weiterhin besser entwickeln als Anleihen."
Die Auswirkungen der strafferen Geldpolitik sollten Anleger bei der Aktienauswahl jedoch berücksichtigen: Hoch verschuldete Unternehmen könnten selbst bei geringen Zinserhöhungen Probleme bekommen, da ihre Fremdkapitalkosten steigen. Das betrifft in Deutschland vor allem Energiekonzerne wie RWE oder E.ON, den Baustoffhersteller HeidelbergCement oder Wohnungsbaugesellschaften wie Vonovia, die im Verhältnis zu ihrem Gewinn hohe Schulden aufweisen.
Zu den Profiteuren dürften Banken gehören. Die Institute können ihre Marge erhöhen, indem sie steigende Zinsen sofort an Kreditnehmer weiterreichen, Kundeneinlagen jedoch weiterhin niedrig verzinsen. Letzteres wäre vor allem für kleine Institute sogar überlebenswichtig: Weil laufende Zinseinnahmen von Kreditnehmern niedrig sind, könnte ein zu starker Anstieg der Zinsen für Sparer die Geldhäuser in Schwierigkeiten bringen.
Auch Versicherungsunternehmen profitieren von der geldpolitischen Straffung. Steigende Zinsen erleichtern es den Gesellschaften, das Geld von Kunden halbwegs sicher anzulegen und gleichzeitig die versprochenen Renditen zu erwirtschaften. Dass sich trotz des niedrigen Zinsniveaus und zahlreicher Unwetterkatastrophen gute Ergebnisse erzielen lassen, hat die Allianz (ISIN: DE0008404005) dieses Jahr bewiesen. Die Aktie bleibt mit Hinblick auf eine weitere geldpolitische Straffung in der Eurozone auch 2018 attraktiv. Zudem lockt eine Dividendenrendite von rund vier Prozent.
Das Comeback von Europa
Die Wirtschaft in Europa hat sich 2017 erstaunlich gut entwickelt. Besonders im zweiten Halbjahr gab es viele positive Überraschungen bei den Unternehmen. Doch die Aktienmärkte in Europa konnten mit der Rekordjagd der US-amerikanischen Börsen nicht mithalten. Der US-Leitindex S & P 500 hat sich deutlich besser entwickelt als der europäische Stoxx Europe 600.
Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass sich der konjunkturelle Aufschwung in Europa fortsetzt. "Das starke Unternehmens- und Verbrauchervertrauen weist auf ein solides Wirtschaftswachstum hin, dessen Treiber sowohl binnenwirtschaftliche Faktoren als auch eine Erholung in den Schwellenländern sind, die einen wichtigen Exportmarkt darstellen", sagt Franz Weis, Teamleiter Europa der Fondsgesellschaft Comgest.
Erwartet wird 2018 ein Gewinnwachstum europäischer Unternehmen um zehn Prozent. Damit übertreffen die Schätzungen den langjährigen historischen Schnitt. Raum für steigende Aktienkurse sollte daher vorhanden sein. Hinzu kommt, dass europäische Aktien günstiger bewertet und in dieser Hinsicht attraktiver sind als amerikanische: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis des US-amerikanischen S & P 500 liegt rund 22 Prozent über dem des Stoxx Europe 600. Im Schnitt der zurückliegenden zehn Jahre lag der Aufschlag lediglich bei 15 Prozent.
Wenn es Störfeuer für die Aktienmärkte in Europa geben sollte, dann wohl vor allem aus der Politik. Am 4. März wählt Italien ein neues Parlament. In Umfragen liegt die populistische und EU-kritische Fünf-Sterne-Bewegung vorn. "Die italienischen Parlamentswahlen stellen angesichts der hohen Schuldenlast des Landes ein Extremrisiko für die Stabilität Europas dar", schreibt die Gesellschaft Allianz Global Investors in ihrem Jahresausblick. Die Verhandlungen um den Brexit könnten ebenfalls an Schärfe zunehmen und die Laune der Anleger verderben. Sollten die politischen Sorgen nicht überhandnehmen, stehen die Chancen gut, dass europäische Aktien dank der starken wirtschaftlichen Aussichten 2018 gut abschneiden werden.
Vielleicht wird der Brexit sogar unverhofft zum Kurstreiber - wenn er überraschend entfallen würde, weil die Briten die Risiken doch nicht eingehen wollen. Die Wahrscheinlichkeit für einen "Exit vom Brexit" sei "deutlich gestiegen", spekuliert die DZ Bank zum Jahreswechsel. Sollte dieses Szenario eintreffen, könne der DAX um 300 bis 500 Punkte steigen. Zwar ist Großbritannien als Absatzmarkt für die DAX-Unternehmen nur wenig bedeutend, aber die Wirkung auf die Marktstimmung wäre kurzfristig sehr positiv.
Ob mit oder ohne Brexit - bewährte Fonds wie der Jupiter European Growth (ISIN: LU0260085492) oder ein ETF von Comstage auf den Stoxx Europe 600 (LU0378434582) sind auch 2018 aussichtsreiche Investments.
Rekorddividende
Für den 5. April lädt Daimler seine Aktionäre zur Hauptversammlung nach Berlin. Der für viele Anleger wichtigste Punkt der Hauptversammlung: der Beschluss zur Dividende. Analysten erwarten, dass die Ausschüttung um 25 Cent auf 3,50 Euro je Aktie steigt. Bei über 3,7 Milliarden Euro wäre Daimler damit erneut der größte Dividendenzahler im DAX. Zugleich käme die Daimler-Aktie (DE 0007100000) so auf eine Dividendenrendite von rund fünf Prozent.
Die Hauptversammlung des Autokonzerns ist der inoffizielle Start in die heiße Phase der Dividendensaison. Die 30 DAX-Konzerne werden nach Hochrechnung der Redaktion im neuen Jahr 35 Milliarden Euro ausschütten und damit einmal mehr einen Rekord aufstellen. €uro am Sonntag erwartet, dass 25 der 30 Indexmitglieder 2018 mehr Geld zahlen werden als im Vorjahr.
Weil Dividenden in Zeiten niedriger Zinsen bei Anlegern an Beliebtheit gewonnen haben, bemühen sich immer mehr Unternehmen um eine zuverlässige und berechenbare Ausschüttung. BASF (DE000BASF111) oder auch die Allianz haben es sich zum Ziel gesetzt, die Dividende in jedem Jahr zumindest auf dem Niveau des jeweiligen Vorjahres zu halten. Solche Vorsätze werden in schwächeren Zeiten zur Bewährungsprobe. Dieses Jahr gilt das besonders für die Munich Re (DE0008430026). 2017 brach der Gewinn des Versicherungskonzerns durch große Schadenfälle ein.
Trotzdem erwarten Analysten, dass die Munich Re ihre Ausschüttung auf Vorjahresniveau halten wird. Aufgrund der starken Substanz kann sich der DAX-Konzern das leisten. Bei einer Dividendenrendite von rund fünf Prozent gehört der Konzern in dieser Kategorie zur Spitzengruppe im DAX.
Frischer Wind im DAX
Die Mitgliedschaft im DAX bringt für ein Unternehmen Prestige, aber auch stärkeres Interesse seitens der Investoren. 2018 können mehrere Kandidaten auf einen Aufstieg in den DAX hoffen. Deutsche Wohnen (DE000A0HN5C6) und Covestro (DE0006062144) gehören laut Dezember-Rangliste der Deutschen Börse nach Marktkapitalisierung bereits zu den 30 größten an der Frankfurter Börse notierten Unternehmen.
Erster Abstiegskandidat ist derzeit ProSiebenSat.1. Auch RWE und Beiersdorf könnten in Gefahr geraten, falls ihre Aktienkurse stark fallen. In der Rangliste nach vorn drängeln könnten sich Unternehmen, die neu an die Börse gehen. Vor allem die Siemens-Tochter Healthineers hat Chancen.
Im Detail sind die Regeln der Deutschen Börse kompliziert. Entscheidend ist neben der Marktkapitalisierung auch der Handelsumsatz der Aktien eines Unternehmens. Und: Aktuelle Indexmitglieder haben es etwas einfacher als potenzielle Aufsteiger, da die Deutsche Börse eine zu starke Rotation vermeiden will. Die besten Chancen haben Aufsteiger im September. Dann sind die Anforderungen an Neulinge nicht so streng wie an den drei anderen Stichtagen in den Monaten Dezember, März und Juni.
Die Statistik zeigt, dass sich eine Spekulation auf Indexaufsteiger lohnen kann: Die DAX-Neulinge der vergangenen 15 Jahre entwickelten sich nach Berechnung der Redaktion in den drei Monaten vor der Indexentscheidung deutlich besser als der DAX - im Schnitt um 15 Prozentpunkte. Im ersten Monat nach der Entscheidung entwickelten sich die Neulinge dagegen um knapp acht Prozent schlechter als der Index. Offenbar drücken nach den deutlichen Kursaufschlägen im Vorfeld der Indexaufnahmen dann Gewinnmitnahmen die Kurse der Neulinge.
Größer, kleiner, besser
Es wäre die teuerste Übernahme der DAX-Geschichte: Mehr als 60 Milliarden Dollar will Bayer für den US-amerikanischen Saatgutriesen Monsanto zahlen. Das letzte Wort haben die Kartellbehörden. Analysten gehen davon aus, dass Bayer kleinere Geschäftsbereiche abstoßen muss, um die Zustimmung zu erhalten. Im ersten Quartal 2018 soll es eine Entscheidung geben.
Durch die Übernahme wird sich die Struktur des Bayer-Konzerns verändern. Bisher ist er vor allem ein Arzneimittelhersteller. Das Geschäft mit Medikamenten macht rund 70 Prozent des Konzernumsatzes aus. Mit Monsanto wird der Anteil der Agrarsparte von rund 30 auf rund 50 Prozent steigen, Bayer wird also ein Konzern mit zwei gleich starken Standbeinen.
Auch Linde steht vor großen Veränderungen. Mit Praxair wollen die Münchner den weltgrößten Hersteller von Industriegasen schaffen. Stimmen die Kartellbehörden zu, soll die Fusion in der zweiten Jahreshälfte über die Bühne gehen.
Große Übernahmen sind unter Börsianern nicht unbedingt beliebt. Die gescheiterte Fusion von Daimler und Chrysler ist ein Musterbeispiel, wie viele Probleme bei der Zusammenführung von zwei großen Organisationen entstehen können. Der Trend geht bei etlichen Konzernen darum inzwischen in die andere Richtung - Siemens will im ersten Halbjahr seine Medizintechniksparte Healthineers an die Börsen bringen, die Deutsche Bank ihre Vermögensverwaltung DWS.
Die vielleicht spannendste Umstrukturierung läuft bei Thyssenkrupp (DE0007500001). Konzernchef Heinrich Hiesinger will den Stahlkocher zu einem Technologiekonzern umbauen. Ein großer Schritt wird im neuen Jahr vollzogen: Das europäische Stahlgeschäft wird mit dem des Konkurrenten Tata fusioniert. Analysten spekulieren, dass sich Thyssenkrupp bald auch von seiner Handelssparte Material Services trennt. Prunkstück des Konzerns ist schon jetzt die Aufzugsparte.
Auch BASF bereitet eine spektakuläre Trennung vor. Das in der Tochtergesellschaft Wintershall gebündelte Öl- und Gasgeschäft soll mit dem Konkurrenten Dea fusioniert werden. Der Deal dürfte in der zweiten Jahreshälfte finalisiert werden. Mittelfristig strebe man einen Börsengang des neuen Gemeinschaftsunternehmens an, heißt es bei BASF. Die Ölsparte war für die Ludwigshafener wichtig, weil sie die zyklischen Schwankungen des Kerngeschäfts abfederte. Zuletzt sank aber das Gewicht der Sparte innerhalb des Konzerns mit dem Ölpreis. Erlöse aus einem Börsengang könnte BASF für Zukäufe im Kerngeschäft einsetzen.
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