Euro am Sonntag-Titel

DAX - Clever kaufen!

11.08.16 10:39 Uhr

DAX - Clever kaufen! | finanzen.net

Erhöhte Absturzgefahr: August und September sind die schlechtesten Börsenmonate. Welche Unternehmen sich derzeit am besten schlagen, wie sich Anleger jetzt positionieren.

Werte in diesem Artikel
Aktien

211,00 EUR -3,50 EUR -1,63%

42,10 EUR -0,54 EUR -1,25%

19,59 EUR -0,05 EUR -0,24%

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67,84 EUR -0,58 EUR -0,85%

15,64 EUR -0,20 EUR -1,26%

59,88 EUR -0,86 EUR -1,42%

11,62 EUR 0,01 EUR 0,09%

32,86 EUR 0,69 EUR 2,14%

6,13 EUR -0,06 EUR -0,97%

51,78 EUR -0,11 EUR -0,21%

138,95 EUR 0,90 EUR 0,65%

30,81 EUR -0,29 EUR -0,93%

176,22 EUR -0,28 EUR -0,16%

28,83 EUR -0,07 EUR -0,24%

Indizes

19.146,2 PKT 141,4 PKT 0,74%

von Sven Parplies, Euro am Sonntag

Dienstreisen sind deutlich unterhaltsamer, wenn man für einen Sportartikelkonzern arbeitet. Adidas-Chef Herbert Hainer ist gerade bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro. Nicht nur das Programm vor Ort, auch die Geschäftszahlen des Konzerns verbreiten gute Laune. Per Telefon aus Brasilien, mit einer etwas wackeligen Verbindung, präsentierte Hainer den internationalen Finanzjournalisten soeben neue Rekorde.



Läuft weiterhin alles gut, wird Adidas erstmals eine Milliarde Euro Jahresgewinn erwirtschaften. Die Adidas-Aktie ist 2016 einsamer Topwert im DAX. Der Konzern hat etwas zu bieten, was nicht selbstverständlich ist: Adidas wächst stark, obwohl die Weltwirtschaft kaum von der Stelle kommt. Der Umsatz ist im ersten Halbjahr um 15 Prozent gestiegen, der operative Gewinn um 57 Prozent. Andere Unternehmen haben es da deutlich schwerer, wie eine Auswertung von €uro am Sonntag zeigt. Die Redaktion hat alle vorliegenden Ergebnisse für das erste Halbjahr unter die Lupe genommen. Bis Freitag lagen die Zahlen von 24 der 30 DAX-Mitglieder vor. Nächste Woche berichten die Versorger Eon und RWE, deren Entwicklung besonders spannend ist.

Die wichtigste Nachricht: Eine klare Mehrheit der Unternehmen hat bislang mehr Geld verdient als von Börsianern erwartet. Zu den angenehmen Über­raschungen gehören auch die Autokonzerne BMW und Daimler, deren Aktien sich über die vergangenen Monate sehr schlecht entwickelt hatten. Neben Adidas haben Bayer, Conti, Fresenius, Merck, Siemens und Vonovia ihre Pro­gnosen für das Gesamtjahr angehoben.


Wirklich enttäuscht haben zwei Konzerne: Lufthansa und Commerzbank haben ihre Gewinnprognosen gekürzt. Beide können auf widrige Umstände verweisen. Die Lufthansa leidet unter dem harten Wettbewerb der Fluggesellschaften, der sich durch die schwache Nachfrage in diesem Sommer verschärft hat. Die Commerzbank kann aufgrund der niedrigen Zinsen kaum noch Geld mit Kreditgeschäften verdienen.

Trotz meist guter Zahlen verbreitet die Berichtssaison unter Börsianern jedoch keine Euphorie. Das Problem: Die Daten aus den Konzernzentralen sind zwar meist besser als erwartet, zeigen aber auch, dass die lahmende Weltwirtschaft das Wachstum der Unternehmen bremst. Auf Basis der vorliegenden Ergebnisse stagnierte der Gesamtumsatz der DAX-Konzerne im bisherigen Jahresverlauf. Der Betriebsgewinn der deutschen Topkonzerne ist sogar leicht geschrumpft.


Die meisten Unternehmen rechnen nicht mit einem schnellen Aufschwung. Besonders deutlich unter den DAX-Konzernen warnt BASF. Der Chemiekonzern hat Kunden aus nahezu allen Wirtschaftszweigen und ist daher ein guter Pulsmesser. Die Ludwigs­hafener erwarten für den Rest des Jahres "weiterhin herausfordernde Rahmenbedingungen und erhebliche Risiken", so Konzernchef Kurt Bock.

Kursziele überrannt

Ein großer Unsicherheitsfaktor ist der Beschluss der Briten, aus der Europäischen Union auszutreten. Das könnte ein Problem etwa für die Autokonzerne werden. Der Konsumgüterhersteller Beiersdorf (Nivea) lieferte ordentliche Geschäftszahlen, warnt aber, dass die Verbraucher "infolge politischer sowie wirtschaftlicher Ereignisse in vielen Ländern zunehmend verunsichert" seien. Können die Aktienkurse in diesem Umfeld wirklich weiter zulegen?

Vor einem Monat, kurz nach dem ­Brexit-Schock, hatte die Redaktion führende Banken nach ihren Kurszielen für den DAX gefragt. Die Profis taxierten den Index bis Jahresende auf 10.331 Punkte. Diese Marke erreichte das Börsenbarometer bereits Ende Juli, also viel schneller als erwartet. Ist damit jetzt die Zeit der Gewinnmitnahmen gekommen? Oder bleibt es bei dem inzwischen vertrauten Muster, dass jeder größere Kursrücksetzer als Kaufgelegenheit genutzt wird?

Ein Blick auf den Kalender mahnt zur Vorsicht. August und September sind statistisch die schlimmsten Monate des Jahres für den Deutschen Aktienindex. Seit Gründung im Jahr 1988 haben Anleger laut Daten der LBBW im August mit dem DAX im Schnitt 2,4 Prozent verloren, im September sogar 2,7 Prozent. Das kann eine statistische Anomalie sein, vielleicht auch eine vorgezogene Herbstdepression unter Investoren. Ganz außer Acht lassen sollten Anleger das Saisonmuster jedenfalls nicht. Zumal sich die makroökonomische und politische Gesamtlage eintrübt.

Aufgeschreckt worden sind Börsianer durch das unerwartet schwache Wachstum der amerikanischen Wirtschaft. Das Bruttoinlandsprodukt der USA legte im zweiten Quartal hochgerechnet nur um 1,2 Prozent statt um erwartete 2,6 Prozent zu. Sorgen bereitet auch wieder der Ölpreis. Die Notierung des Rohstoffs hatte sich im Frühjahr deutlich erholt, hat seit Juni aber rund 20 Prozent eingebüßt. Das könnte der Vorbote einer abflauenden Weltwirtschaft sein.

Im Hintergrund schwelen derweil die Unsicherheiten durch den Brexit und Europas angeschlagene Banken. Auch die Anfang November anstehende US-Präsidentschaftswahl könnte für Turbulenzen sorgen, falls Donald Trump in den Umfragen nach vorn ­preschen sollte. Das alles spricht für einen ungemütlichen Herbst.

Die Privatbank Merck Finck & Co gehört zu jenen, die zu einer "vorsichtigen Anlagestrategie" raten. Der einfachste Weg, um das Depot abzusichern, ist eine höhere Bargeldquote. Es gibt aber auch Aktien, die in einem turbulenten Markt Stärke beweisen. €uro am Sonntag stellt zwei Gruppen von Werten vor, die auch in den kommenden schwierigen Wochen überzeugen sollten.

Gewinndynamik
Psychotrick nutzen

Die Gewinnentwicklung eines Unternehmens ist langfristig der wichtigste Kurstreiber einer Aktie. Analysten versuchen, Quartals- und Jahresgewinn der Unternehmen vorauszusagen, um sich auf der Jagd nach den besten Aktien einen Vorteil zu verschaffen. Die Stunde der Wahrheit für die Finanzanalysten kommt, wenn die Unternehmen ihre Zahlen veröffentlichen. Wer richtig geschätzt hat, klopft sich auf die Schulter. Alle anderen müssen ihre Zahlen korrigieren - und tappen dabei häufig in eine Falle. Börsenpsychologen sprechen von einer Unterreaktion. Das bedeutet: Analysten erhöhen nach unerwartet guten Geschäftsergebnissen eines Unternehmens ihre Gewinnprognosen nicht stark genug, weil sie sich schwer von ihrer alten Überzeugung lösen können. Ähnlich geht es Investoren, die sich vom Kurssprung einer Aktie unmittelbar nach Bekanntgabe überraschend guter Geschäftszahlen abschrecken lassen.

Dieses systematische Fehlverhalten bietet mutigen Anlegern die Chance, auf weitere Kurssteigerungen der Über­raschungsfirmen zu setzen. Im Idealfall wird eine Aktie in den Tagen und Wochen nach Bekanntgabe der Geschäftszahlen durch positive Analystenkommentare und steigende Gewinnschätzungen weiter nach oben getrieben.

In der aktuellen Berichtssaison stehen jene Unternehmen im Fokus, die ihre Jahresprognose angehoben haben. Ein Extremfall ist Adidas. Der Konzern hat seine Gewinnprognose für das laufende Jahr viermal angehoben. Angesichts extrem hoher Bewertungskennziffern ist das Risiko groß, dass die Dynamik mittlerweile wirklich im Kurs verarbeitet ist. Auch Bayer ist ein Sonderfall. Dort wird der Aktienkurs derzeit durch die geplante Übernahme von Monsanto überlagert. Conti leidet unter dem schlechten Börsenumfeld für Automobilwerte. Bleiben Fresenius, Merck, Siemens und Vonovia.

Der Gesundheitskonzern Fresenius bleibt als defensiver Wachstumswert ein langfristiger Favorit der Redaktion. Auf kurze Sicht könnte jedoch die Dynamik der wichtigen Konzerntochter Kabi etwas nachlassen. Der Immobilienkonzern Vonovia profitiert vom niedrigen Zinsniveau, durch das sich das Unternehmen billiger finanzieren kann. Da das Portfolio durch Übernahmen stark gewachsen ist, kann Vonovia Kosten sparen. Solange die Zinsen in Europa extrem niedrig bleiben, sollte die Aktie attraktiv bleiben.

Siemens schüttelt unter Konzernchef Joe Kaeser allmählich sein Image als schwerfälliges Konglomerat ab und sollte dadurch an der Börse neue Freunde finden. Zugleich ist der Konzern ein zuverlässiger Dividendenzahler. Unterschätzt wird oft auch Merck. Der Pharma- und Spezialchemiekonzern hat sich durch die Übernahme des US-Laborausrüsters Sigma-Aldrich deutlich verstärkt. Entscheidend für die aktuelle Prognoseanhebung war allerdings die unerwartet hohe Profitabilität der Gesundheitssparte, die Medikamen­te entwickelt. Auch bei Merck sieht die Redaktion gute Chancen, dass die Börse die Aussichten des Konzerns noch immer unterschätzt.

Sicherheit
Risiko justieren

Jede Aktie hat einen eigenen Charakter. Einige bewegen sich sprunghaft, ­andere eher behäbig. Das erklärt sich durch die unterschiedlichen Geschäftsmodelle der Unternehmen. Autokonzerne beispielsweise hängen stark von der allgemeinen Wirtschaftslage ab, weil Privatpersonen und Unternehmen teurere Investitionen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten aufschieben. Ein Konsumgüterkonzern, der Lebensmittel oder Waschmittel herstellt, deckt dagegen den täglichen Bedarf seiner Kunden. Da die Produkte nur wenige Euro oder Cent kosten, können sich Konsumenten diese Produkte auch in schlechten Zeiten leisten. An der Börse schwanken die Aktienkurse solcher Unternehmen darum weniger stark als der Gesamtmarkt.

Das Risikoprofil einer Aktie lässt sich mathematisch messen, etwa durch den Value at Risk (VaR). Diese Kennziffer wird jede Woche exklusiv für den Kurs­teil von €uro am Sonntag errechnet. Sie leitet aus der Kurshistorie einer Aktie die prozentuale Verlusthöhe ab, die diese Aktie in einer Woche mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent nicht überschreitet. Konkret bedeutet das: Eine Aktie mit einem VaR-Wert von 4,0 wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Wochensicht nicht mehr als vier ­Prozent an Wert verlieren. Anhand des VaR kann ein Anleger also ganz einfach ein Depot aus risikoarmen Aktien zusammenstellen.

Im DAX kommen derzeit die Konsumgüterhersteller Beiersdorf und Henkel auf besonders niedrige VaR-Werte. Ähnlich stabil sind Fresenius und die Dia­lyse-Tochter Fresenius Medical Care oder auch die Deutsche Telekom.

Investor-Info

Kennziffern
Faires Niveau

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis des DAX errechnet sich aus dem aktuellen Indexstand und den von Analysten erwarteten Unternehmensgewinnen. Aktuell liegt das KGV knapp über zwölf - leicht über dem Schnitt der vergangenen zehn Jahre. Die Dividendenrendite des Index liegt aktuell bei 3,4 Prozent und damit 0,1 Prozentpunkte unter dem Mittelwert. Der DAX ist damit insgesamt fair bewertet.

Favoriten I
Die Überrascher

Die Berichtssaison gibt einzelnen Aktien eine neue Richtung. Nämlich dann, wenn Börsianer erkennen, dass sie das Potenzial eines ­Unternehmens falsch eingeschätzt haben. Manchmal reicht auch schon, dass ein bestehender Trend bestätigt wird. Nach Einschätzung der Redaktion sollten die aktuellen Geschäftszahlen die Aktienkurse bei Merck, Siemens und Vonovia antreiben.

Name KGV 1) KBV 2) Div.-R. 3)
Merck KGaA 15,7 2,9 1,3%
Siemens 13,6 2,2 3,8%
Vonovia 18,9 1,3 3,3%

1) Kurs-Gewinn-Verhältnis, 2) Kurs-Buch-Verhältnis, 3) Dividendenrendite; jeweils für 2017 Quelle: Bloomberg

Favoriten II
Die Standhaften

Aktien mit einem niedrigen VaR sollten ein Depot in schwierigen Börsenphasen stabilisieren. Um das Risiko weiter zu verteilen, ist es sinnvoll, dabei auf unterschiedliche Branchen zu setzen. Nach dem Kursrutsch bei ­Beiersdorf in dieser Woche bietet sich dort eine Einstiegsgelegenheit. Fresenius hat sich ebenfalls als Kriseninvestment bewährt. Bei der Telekom stützt die Dividendenrendite.

Name KGV 1) KBV 2) Div.-R. 3)
Beiersdorf 25,2 3,5 0,9%
Fresenius 20,5 2,8 1,0%
Dt. Telekom 15,4 2,1 4,3%

1) Kurs-Gewinn-Verhältnis, 2) Kurs-Buch-Verhältnis, 3) Dividendenrendite; jeweils für 2017 Quelle: Bloomberg

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Bildquellen: TZIDO SUN / Shutterstock.com, Ralph Orlowski/Getty Images

Nachrichten zu Bayer

Analysen zu Bayer

DatumRatingAnalyst
21.11.2024Bayer NeutralUBS AG
20.11.2024Bayer HoldJefferies & Company Inc.
19.11.2024Bayer HoldJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
15.11.2024Bayer NeutralJP Morgan Chase & Co.
14.11.2024Bayer HoldDeutsche Bank AG
DatumRatingAnalyst
14.11.2024Bayer KaufenDZ BANK
06.08.2024Bayer KaufenDZ BANK
06.06.2024Bayer KaufenDZ BANK
11.03.2024Bayer KaufenDZ BANK
05.03.2024Bayer OutperformBernstein Research
DatumRatingAnalyst
21.11.2024Bayer NeutralUBS AG
20.11.2024Bayer HoldJefferies & Company Inc.
19.11.2024Bayer HoldJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
15.11.2024Bayer NeutralJP Morgan Chase & Co.
14.11.2024Bayer HoldDeutsche Bank AG
DatumRatingAnalyst
31.10.2019Bayer VerkaufenIndependent Research GmbH
21.08.2019Bayer VerkaufenIndependent Research GmbH
01.08.2019Bayer VerkaufenIndependent Research GmbH
28.06.2019Bayer VerkaufenIndependent Research GmbH
25.04.2019Bayer VerkaufenIndependent Research GmbH

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