Ausblick: 2015 - Jahr der Entscheidungen
Aktienrally, Zinswende, Strafzinsen - was bringt 2015? €uro am Sonntag sagt, was den Puls der Anleger beschleunigen könnte und wie Sie investieren sollten.
Werte in diesem Artikel
von M. Hinterberger, S. Parplies, C. Platt, T. Strohm und A. Sturm, Euro am Sonntag
Von wegen gemütlicher Jahresausklang! An den letzten Handelstagen des Börsenjahres 2014 werden die Aktienmärkte kräftig durcheinandergewirbelt: Kollaps des russischen Rubel, Einbruch des Ölpreises, schwächere Konjunkturdaten aus China und Spekulationen um den nächsten Schritt der Notenbanken haben den Deutschen Aktienindex (DAX) auf dem Weg zu neuen Rekordständen unsanft gestoppt.
Schon jetzt ist sicher: Auch 2015 wird ein aufreibendes Jahr für Börsianer. Die vielen politischen Krisenherde rund um den Globus, aber auch die Weichenstellungen der Notenbanken werden den Herzschlag der Aktionäre hoch halten.
€uro am Sonntag versucht, die wichtigsten Fragen zum Börsenjahr 2015 zu beantworten und Profiteure zu nennen. Neben aussichtsreichen Aktien stellt die Redaktion zwei Musterdepots vor, mit denen Anleger je nach persönlicher Risikoneigung eine offensive oder defensive Strategie verfolgen können.
Wohin wird sich der
DAX 2015 bewegen?
Seit mehr als fünf Jahren kennt der DAX - trotz kurzfristiger Rücksetzer - nur eine Richtung: nach oben. Von 3.666 Punkten im März 2009 auf zwischenzeitlich über 10.000. Fundamental ist das gerechtfertigt - denn neben den Kursen sind auch die Konzerngewinne gestiegen. 2014 dürften die 30 DAX-Firmen 78 Milliarden Euro verdient haben - so viel wie nie zuvor. Die Ertragskraft spiegelt sich im Kurs-Gewinn-Verhältnis wider. Da an der Börse die Zukunft gehandelt wird, ziehen Strategen beim KGV meist die für die nächsten zwölf Monate erwarteten Gewinne heran. Auf dieser Basis liegt das KGV des DAX derzeit bei 12,6. Anleger zahlen für den DAX also etwas mehr als das Zwölffache der Konzerngewinne. Über zehn Jahre schwankte der Wert zwischen 8,0 und 13,6, der Schnitt liegt bei 11,5.
Damit ist der Index nicht billig - aber auch nicht maßlos überteuert. Für die meisten Marktstrategen hat der DAX weiter Spielraum für Kursgewinne. Nach einer Umfrage von €uro am Sonntag unter 24 Banken und Analysehäusern liegt das Ziel für 2015 im Schnitt bei 10.647 Punkten. Am optimistischsten ist mit 11.500 die Deutsche Bank, am pessimistischsten mit 9.500 die DZ Bank.
Kommt nächstes Jahr
nun die Zinswende?
Eine Nuance, aber ein Zeichen der nahenden Zinswende in den USA: Bis dato hatte die US-Notenbank betont, die Leitzinsen für einen "beträchtlichen Zeitraum" nahe null halten zu wollen. Am 17. Dezember sagte Fed-Chefin Janet Yellen, sie werde den Beginn der Normalisierung der Geldpolitik "geduldig" angehen. Derlei Änderungen der Wortwahl läuteten in der Vergangenheit stets Leitzinserhöhungen ein.
Einen Zeitpunkt nannte Yellen nicht. Es sei aber unwahrscheinlich, auf einer der beiden nächsten Sitzungen im Januar und März zu beginnen, sagte sie. Als wahrscheinlich gilt eine erste Erhöhung des seit Ende 2008 rekordtiefen Satzes von null bis 0,25 Prozent im Juni oder September. Schlicht, weil es nur nach den letzten Sitzungen im Quartal eine Pressekonferenz gibt und es kaum vorstellbar ist, dass Yellen die erste Zinserhöhung seit 2006 nicht persönlich kommentiert. Viele rechnen mit September, allerdings könnte die Fed schon im Juni aktiv werden, wenn die US-Wirtschaft schneller anzieht.
Mit dem höheren Leitzins steigen die Renditen von US-Staatsanleihen - mit Folgen für andere Anlageklassen weltweit. Deren Renditen orientieren sich an den Erträgen, die mit sicheren Staatstiteln zu holen sind: Anleger stecken nur Geld in riskantere Investments, wenn die Renditen dort entsprechend höher sind.
Das steigende Zinsniveau in den USA dürfte auch die Renditen von Bundesanleihen mitziehen. Allerdings nur begrenzt. Die EZB wird ihre Geldpolitik 2015 wohl weiter lockern, um die Wirtschaft der Eurozone in Gang zu bringen. Im Januar oder März könnten die Notenbanker den Kauf von Staatsanleihen beschließen. Das treibt tendenziell die Kurse dieser Titel und drückt die Renditen.
Welche Folgen haben
höhere Zinsen für Aktien?
Die US-Zinswende wird ein Einschnitt für die Aktienmärkte. Bei steigenden Zinsen werden Anleihen als Alternative zu Aktien attraktiver. Und es wird teurer, Käufe auf Kredit zu finanzieren. Das könnte Nachfrage und Kurse drücken. Im Extremfall könnten steigende Zinsen den Wirtschaftsaufschwung in den USA ausbremsen - für die Aktienmärkte das schlimmste Szenario. Bei der letzten großen Zinswende in den USA 2004 gerieten die Aktienmärkte unter Druck. Der amerikanische S & P 500 verlor rund acht Prozent, der DAX gut zwölf Prozent. Beide konnten sich erholen, als klar wurde, dass die Zinsanhebung den Aufschwung nicht gebremst hat.
Der Unterschied zu 2004: Die EZB dürfte 2015 ihre Stützungsmaßnahmen für die schwächelnde Wirtschaft der Eurozone deutlich ausweiten - für die Aktienmärkte positiv. Die gegenläufigen Maßnahmen der Notenbanken dürften aber zu Ausschlägen an den Börsen führen. "Der zeitliche Vorlauf des EZB-Programms spricht für zunächst steigende Kurse in Europa, die dann einen Dämpfer durch die Diskussion in den USA erhalten", meint man beim Bankhaus Lampe.
Droht ein Kurssturz
am Anleihemarkt?
Steigt das Zinsniveau, werden Anleihen mit niedrigeren Kupons unattraktiver - ihre Kurse sinken, spiegelbildlich steigen die Renditen. Faustregel: Legt die Rendite einer zehnjährigen Anleihe einen halben Prozentpunkt zu, verliert ihr Kurs fünf Prozent. Bis Ende 2015 wird die Rendite von US-Staatsanleihen Prognosen zufolge von rund 2,2 Prozent auf circa drei Prozent steigen.
Auch die Rendite von Bundesanleihen dürfte zulegen, aber nicht so stark: Experten sehen sie Ende 2015 bei rund 1,1 Prozent, aktuell sind es etwa 0,6 Prozent. Eine Leitzinserhöhung in Euroland ist indes noch in weiter Ferne. Auch wenn das Zinsniveau hierzulande also etwas steigen sollte, es bleibt noch lange niedrig.
Von einem Kurseinbruch auf breiter Front am Rentenmarkt gehen Strategen denn auch nicht aus. Das dürften schon die entgegengesetzten Maßnahmen - Fed bremst, EZB und Japans Notenbank geben Gas - verhindern. Zu den Favoriten von Investoren zählen dennoch Anleihen, die mit hohem Kupon etwaige Kursverluste abfedern, sodass auf Jahressicht ein positiver Ertrag aus Kurs und Zins steht. Anleger, die Anleihen kaufen, um sie bis zur Fälligkeit zu halten, können derlei Kursschwankungen relativ entspannt sehen.
Wird der Dollar
noch stärker?
In einem sind sich fast alle Auguren einig bei ihren Prognosen für 2015: Der Dollar wird noch stärker. Schon aktuell bekommt man für einen Euro nur noch rund 1,23 Dollar - in den ersten Tagen des zu Ende gehenden Jahres waren es fast 1,38 Dollar. Ende 2015 sehen Analysten den Kurs im Schnitt bei 1,17 Dollar je Euro. Auch das liegt an der anstehenden Zinswende in den USA, die Investitionen im Dollarraum attraktiver macht. Ursache dafür ist wiederum die nach der Finanzkrise besser in Schwung gekommene Wirtschaft in den USA, hinter der etwa die Konjunktur der Eurozone weit zurückbleibt.
Der Dollar wertet jedoch nicht nur zum Euro auf, sondern auch gegen die Währungen von Schwellenländern. Diese finanzieren sich oft in Dollar an den internationalen Kapitalmärkten - deshalb steigt für Emerging-Markets-Länder die Schuldenlast in ihrer jeweiligen Lokalwährung schmerzhaft an. Verschärfend wirkt für sie der Verfall der Rohstoffpreise, auf deren Export einige Schwellenländer angewiesen sind.
Welche Aktien profitieren von der Dollarstärke?
Da deutsche Unternehmen in Euro rechnen, hebelt ein steigender Dollar Einnahmen, die im Dollarraum erzielt werden. Die Commerzbank kalkuliert, dass die DAX-Konzerne 37 Prozent ihrer Umsätze in den USA oder in vom Dollar dominierten Regionen erzielen.
In der Praxis versuchen Unternehmen, den Einfluss der Wechselkurse zu begrenzen. Schließlich gibt es auch immer wieder Phasen, in denen der Euro zum Dollar stärker wird. Firmen mit einem besonders hohen Umsatzanteil im Dollarraum sichern sich meist am Terminmarkt gegen Währungsschwankungen ab. Dadurch werden die Effekte der Wechselkursverschiebungen abgefedert. Zugleich produzieren deutsche Unternehmen auch direkt in den USA - und dadurch entstehen auch die Kosten direkt in Dollar. Ganz ausschalten lassen sich Währungsschwankungen aber nicht. Am deutlichsten von einem stärkeren Dollar profitiert nach Berechnung der Commerzbank der Chemiekonzern Lanxess: Dort steige der Gewinn (Ebitda) um rund zwölf Prozent, wenn der Dollar zum Euro um fünf Prozent zulegt. Ebenfalls klar profitieren würden nach Ansicht der Commerzbank K + S und Bayer.
Auf welche Dividendenwerte ist Verlass?
Sichere Staatsanleihen versprechen weiter kaum Zinsen. Der Ertrag auf Sparkonten reicht bestenfalls, um Inflationsverluste aufzufangen. Das macht Aktien mit hoher Dividendenrendite attraktiv (siehe Investor-Info). Anleger müssen bei Aktien zwar das Risiko von Kursverlusten in Kauf nehmen, einige Firmen aber haben sich als zuverlässige Dividendenzahler bewährt. Bei diesen Titeln können langfristig orientierte Anleger mögliche Kursverluste aussitzen und die regelmäßige Dividende kassieren.
Wichtig: Anleger sollten nicht einfach nur nach Titeln mit besonders hoher Dividendenrendite greifen. Ein extrem hoher Wert ist oft ein Signal für eine Dividendensenkung.
Die Landesbank-Baden-Württemberg (LBBW) hat die Dividendenstärke der DAX-Konzerne nach mehreren Kriterien analysiert. Neben der absoluten Höhe der Rendite wurden andere Faktoren berücksichtigt wie die Zahl der Dividendenanhebungen und die Gewinnschwankungen. An der Spitze der Rangliste stehen die Versicherungskonzerne Allianz und Munich Re mit rund fünf Prozent Dividendenrendite. Beide Unternehmen haben es sich zum Ziel gesetzt, die Dividende jedes Jahr zumindest konstant zu halten. Eine niedrigere Dividendenrendite, dafür aber mehr Wachstumspotenzial, bieten BASF, Daimler und BMW.
Europaweit stechen nach zuletzt deutlichen Kursverlusten vor allem die Renditen der Ölkonzerne heraus. So sind bei der niederländischen Royal Dutch deutlich über fünf Prozent drin - die Dividende dort könnte aber unter Druck geraten, wenn der Ölpreis nachhaltig fallen sollte.
Stürzt der Ölpreis
noch weiter ab?
Erst der Fall unter 60 Dollar je Barrel (159 Liter) stoppte den Absturz des Ölpreises zumindest kurzfristig. Im Dezember sank der Kurs für Brent-Öl den sechsten Monat in Folge. Zur Einordnung: Anfang 2014 stand die Notierung bei 115 Dollar.
Grund für den Rückgang ist ein Überangebot: Einerseits fördern die USA dank Fracking-Technologie mehr Öl und die OPEC-Länder können sich nicht auf eine Kürzung der Fördermenge einigen. Andererseits lässt die schwächelnde Weltwirtschaft die Ölnachfrage schwinden.
Da auch Länder wie Russland, die nicht der OPEC angehören, die Fördermenge beibehalten wollen, dürfte das Überangebot bestehen bleiben. Dreistellige Notierungen sind daher 2015 unwahrscheinlich. Indes rechnet sich für einige US-Firmen die teure Fracking-Technik bei Preisen um 60 Dollar je Barrel nicht mehr, sie könnten die Förderungen zurückfahren. Das könnte die Ölmenge am Markt einschränken und den Preis stabilisieren. Experten rechnen mit einer Erholung des Ölpreises: Die von €uro am Sonntag befragten Banken und Analysehäuser sehen den Kurs Ende 2015 im Schnitt bei 86 Dollar je Barrel.
Wer sind die Profiteure
des niedrigen Ölpreises?
Vor allem die Fluggesellschaften spüren den Ölpreisverfall: Dort ist Kerosin neben dem Personal der größte Kostenblock. Die Lufthansa kalkuliert für 2014 mit einer Spritrechnung von 6,7 Milliarden Euro, je nach Ölpreis kann der endgültige Betrag zwischen 6,5 und sieben Milliarden Euro schwanken. Um von extremen Preisausschlägen nicht auf dem falschen Fuß erwischt zu werden, sichert die Airline stets einen Teil der Kosten am Terminmarkt ab. Für 2014 sind 79 Prozent des Bedarfs fixiert - fürs kommende Jahr nur 65 Prozent. Die Spritrechnung der Lufthansa dürfte 2015 also deutlich sinken.
Auf andere Firmen wirkt der Ölpreis indirekt (siehe auch Investor-Info). So dürften Konsumgüterhersteller und Handel davon profitieren, dass viele Menschen dank sinkender Heiz- und Spritkosten mehr Geld in der Tasche haben. Die Investmentbank JP Morgan hat neben Airlines und Industriekonzernen die Handelsketten H & M und Inditex auf die Liste der Ölpreisprofiteure gesetzt.
Hat sich der Goldpreis
jetzt gefangen?
Von den jüngsten Turbulenzen an den Börsen hat Gold als sicherer Hafen profitieren können: Nachdem das Edelmetall im Oktober unter 1.150 Dollar je Feinunze gerutscht war, kletterte der Preis zuletzt wieder in die Region von 1.200 Dollar.
Ein Absturz auf Notierungen unter 1.000 Dollar, wie schon von manch einem Goldskeptiker prophezeit, scheint vorerst reichlich unwahrscheinlich. Der langsame Ausstieg der Fed aus der Politik des extrem billigen Geldes dürfte 2015 zu Schwankungen an den Aktienmärkten führen - und so Gold stützen.
Ein rasant steigender Kurs ist aber ebenfalls nicht in Sicht. Der starke Dollar macht Gold für Käufer in anderen Währungsräumen teuer, das dämpft die Nachfrage. Und eine starke Inflation, von der Gold profitieren würde, ist zumindest in den Industriestaaten nicht in Sicht.
Die von €uro am Sonntag befragten Banken und Analysehäuser sehen den Goldpreis Ende 2015 im Schnitt kaum verändert im Vergleich zum aktuellen Kurs bei 1.169 Dollar.
Lohnt es sich noch, Immobilien zu kaufen?
2015 wird das Jahr der Mietpreisbremse. Derzeit wird zwar noch über das Gesetz beraten, im ersten Halbjahr wird es aber in Kraft treten. Es dürfte in Ballungsräumen den Anstieg der Mieten, aber nicht den Anstieg der Preise bremsen. Denn in den Regionen, in die Menschen zuwandern, wird Wohnraum teurer.
Vermieter, vor allem solche, die jetzt kaufen, müssen darum mit sinkenden Renditen rechnen. Wer derzeit in Hamburg oder München kauft und vermietet, gleicht unterm Strich maximal die Inflation aus. Gewinne machen Vermieter nur noch in Randlagen der Ballungszentren oder Städten wie Bremen, Hannover, Leipzig und Dresden. Hier sind die Preise relativ niedrig, wirtschaftliche Bedingungen und Zuwanderung sind aber nicht so stark wie etwa in München, Teilen von Berlin oder Hamburg. Vermieter tragen mehr Risiko, ihre Anwesen an den Mann zu bringen.
Schnäppchen gibt es am Immobilienmarkt kaum noch, und dort, wo Wohnungen derzeit günstig sind, werden Vermieter mittelfristig keine Mieter mehr finden. Auch Selbstnutzer sollten darauf achten, dass ihr Eigenheim nicht an Wert verliert. So abgedroschen es klingen mag, die Region und die Lage werden in einem Land, dessen Bevölkerung schrumpft, wichtiger denn je.
Bleiben die Spar- und Bauzinsen so niedrig?
Solange die EZB den Leitzins niedrig lässt, werden auch die Spar- und Kreditzinsen niedrig bleiben. Noch gibt es immerhin gut 20 Angebote im Tagesgeld-Bereich, mit denen Sparer wenigstens die aktuelle Inflationsrate ausgleichen können. Doch die Tagesgeldzinsen werden im Schnitt weiter sinken. Diese Konten lohnen deshalb nur noch, um einen Notgroschen flüssig zu halten, etwa für den Fall, dass die Waschmaschine den Geist aufgibt. Bei der übrigen Barschaft lohnt es sich, ein Festgeld mit zwei bis vier Jahren Laufzeit zu suchen. Denn die Niedrigzinsphase in Euroland wird noch einige Jahre andauern.
Wer eine Immobilie finanziert oder dies plant, findet weiter ideale Bedingungen vor. Selbst Darlehen mit Zinsbindung über 20 Jahre kosten inzwischen weniger als drei Prozent Zinsen. Da Baugeld auf absehbare Zeit günstig bleibt, kann zunächst ein variables Darlehen sinnvoll sein - hier zahlen Kreditnehmer zum Teil weniger als ein Prozent Zinsen. Wenn die Zinsen steigen, sollte man auf einen Kredit mit fester Zinsbindung umschulden. Ganz gleich welchen Weg Kreditnehmer wählen: Es lohnt sich, das Geld, das man dank niedriger Zinsen spart, in die Tilgung des Darlehens zu stecken.
Drohen dem Kleinsparer Strafzinsen?
Als die Skatbank aus dem thüringischen Altenburg 0,25 Prozent Strafzins auf Einlagen über eine Million Euro verlangte, waren deutsche Sparer geschockt. Seitdem wagt sich keine Bank mehr mit Minuszinsen für Privatkunden aus der Deckung.
Allerdings haben viele Institute ihr Gebührenmodelle zum Nachteil der Kunden überarbeitet. Die Commerzbank etwa hat die Monatsgebühr für ihr Aktiv-Konto um einen Euro auf 7,90 Euro erhöht. Nach einer Erhebung der ARD-Sendung "Plusminus" werden für Kunden einiger Banken inzwischen bis zu fünf Euro Gebühr fällig, wenn sie Bargeld einzahlen. Andere Banken kassieren etwa, wenn mit der Girokarte gezahlt wird. Oder sie haben die Jahresgebühr für die Kreditkarte erhöht.
Ebenfalls beliebt bei den Banken: höhere Gebühren auf Kontobewegungen wie Überweisungen und Geldeingänge. Die Frage, was eine Buchung auf dem Girokonto kosten darf, beschäftigt derzeit auch den Bundesgerichtshof. Die obersten Zivilrichter prüfen, ob die Gebühren für Überweisungen der Vereinigten Raiffeisenbanken Gräfenberg-Forchheim rechtmäßig sind. Das Urteil wird am 27. Januar erwartet. Auch wenn es nur eine kleine Bank aus Franken betrifft, meinen Verbraucherschützer, dass das Urteil ein Signal für die ganze Branche sein wird.
Was könnte 2015 an bösen Überraschungen bieten?
Martin Hüfner, Chefvolkswirt beim Vermögensverwalter Assenagon, prophezeite Ende 2013 drei Überraschungen, die 2014 tatsächlich eintrafen: Konjunktureinbruch in Deutschland, Absturz des Ölpreises, negative Zinsen. Daher lohnt ein Blick auf seine diesjährige Prognose.
Er glaubt, dass die Zinsen wegen der expansiven Geldpolitik der Notenbanken auch bei längeren Laufzeiten negativ werden könnten. Nicht einmal ein Auseinanderbrechen der Eurozone schließt er aus. Außerdem könnte sich das US-Wirtschaftswachstum abschwächen und die Weltwirtschaft mit nach unten reißen. Dann dürfte die Fed ihre geplante Zinserhöhung verschieben und wieder beginnen, Anleihen zu kaufen. Die LBBW kann sich vorstellen, dass die Fed schneller die Zinsen erhöht, falls die Inflation in den USA anzieht. Renditen von US-Staatsanleihen würden stärker steigen - die Alternativlosigkeit von Aktien würde schwinden.
Letztlich zählt zu jeder düsteren Prophezeiung die Warnung vor dem "Schwarzen Schwan", einem Ereignis, mit dem niemand rechnet. Etwa eine Naturkatastrophe wie der Tsunami in Japan 2011. Anleger sollten aber nicht gleich schwarz sehen - sondern breit investiert sein, um das Beste rauszuholen und auf das Schlimmste vorbereitet zu sein.
Offensives Musterportfolio 2015 Keine Angst vor Schwankungen
Trotz der erwarteten höheren Volatilität gibt es 2015 zu Aktien kaum Alternativen. Das offensive Portfolio setzt daher zu drei Vierteln auf die Dividendenpapiere. Genutzt werden bewährte aktiv gemanagte Fonds und ETFs, mit denen die wichtigsten Industrie- und Schwellenländer abgedeckt werden. Neben deutschen und europäischen Aktien gehören japanische, chinesische und US-Titel in ein gut gemischtes Depot für 2015. Weil auch in einem offensiven Portfolio Anleihen nicht fehlen sollten, werden zwei Fonds für hochverzinsliche Bonds integriert. Ein Gold-Zertifikat der Deutschen Börse dient als Sicherheitsanker und trägt zur Diversifikation bei. Gegenüber dem Vorjahresportfolio, das ein Plus von 13,1 Prozent erzielte, gibt es nur wenig Änderungen: Hinzu kommen nur der Acatis Aktien Deutschland ELM für deutsche Nebenwerte und das Xetra-Gold-Zertifikat.
Defensives Musterportfolio 2015 Gesunde Mischung entscheidend
Auch wenn 2015 mit steigenden Zinsen zu rechnen ist, gehören Anleihen ins Depot eines konservativen Anlegers. Die ausgewählten Rentenfonds sollten in der Lage sein, die negativen Auswirkungen der Zinswende abzumildern - zum Beispiel versprechen Wandelanleihen einen besonderen Puffer (M & G Global Convertibles). Auf Aktien dürfen vorsichtige Anleger aber nicht verzichten: Preiswerte ETFs und defensive Aktienfonds machen ein Viertel des defensiven Portfolios aus. Zehn Prozent sollten Gold vorbehalten bleiben - der Rohstoffanteil ist damit etwas höher als im Vorjahr (zulasten des Bargeldanteils). Das neu aufgenommene Gold-Zertifikat dient ebenso zur Absicherung gegen Börsenturbulenzen wie die Offenen Immobilienfonds, die zwar geringe, aber stabile Erträge liefern. Das Vorjahresportfolio lieferte eine Rendite von 5,6 Prozent.
Die genaue Zusammensetzung der beiden Musterportfolios finden Sie in der Euro am Sonntag-Ausgabe 51/52-2014!
Investor-Info
DAX
Solides Fundament
Der DAX hat seinen Börsenwert über die vergangenen zehn Jahre mehr als verdoppelt. Gleichzeitig sind auch die Konzerngewinne deutlich gestiegen. Für die beiden kommenden Jahre rechnen Analysten erneut mit höheren Konzerngewinnen. Diese sind in der Grafik unten in Indexpunkte umgerechnet worden, um die Konzerngewinne an die unterschiedlich hohe Gewichtung der einzelnen Unternehmen im Index anzupassen.
Dividendenstars
Hohe Rendite
Die Allianz kommt auf die höchste Dividendenrendite im DAX. BMW bietet als zyklischer Wert
die Aussicht auf steigende Ausschüttungen. Der Ölkonzern Royal Dutch ist ein Dividendenklassiker.
Unternehmen ISIN Rendite 1) Kurs
Allianz DE0008404005 4,8% 137,85 €
BMW DE0005190003 3,2% 90,33 €
Royal Dutch GB00B03MM408 5,5% 27,57€
1) Dividendenrendite auf Basis der von Analysten für das Geschäftsjahr 2014 erwarteten Dividende Quelle: Bloomberg, Stand: 18.12.14
Dollar und Ölpreis
Große Profiteure
Bayer und Lanxess sollten von einem stärkeren Dollar profitieren. Lanxess ist aufgrund vieler Probleme im Konzern deutlich riskanter als Bayer. H & M ist hoch bewertet, aber eine der Top-Konsumaktien.
Unternehmen ISIN KGV 2014 1) Kurs
Bayer DE000BAY0017 19,0 115,00 €
H & M SE0000106270 26,6 34,00 €
Lanxess DE0005470405 18,5 38,49 €
1 Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis der von Analysten für 2014 erwarteten GewinneQuelle: Bloomberg, Stand: 18.12.14
US-Zins und US-Währung
Nahende Wende
Wenn die Zinsen in den USA steigen, verlieren die Kurse von US-Staatsanleihen. Das Pendant zum Bund Future, dem Barometer für Bundesanleihen mit zehn Jahren Laufzeit, heißt in den USA T-Note Future. Mit Zertifikaten können Anleger auf dessen sinkenden Kurs setzen, etwa mit einem Papier der RBS (ISIN: DE 000 AA8 ULT 5), das einen Hebel von 2,2 aufweist. Anleger können so überproportional profitieren; steigt der T-Note Future, sind aber auch die Verluste groß. Die im Vergleich zur Eurozone stabilere US-Konjunktur und die Aussicht auf steigende Zinsen dürften den Dollar weiter antreiben. Auf die Aufwertung setzen Anleger mit einem Derivat von ETFS, Long USD Short EUR (DE 000 A1E K0V 2), das die Währungsentwicklung eins zu eins abbildet.
Ausgewählte Hebelprodukte auf Allianz
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Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
Name | Hebel | KO | Emittent |
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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