38 Milliarden Euro Rekord-Dividende: Wer wie viel zahlt
Deutschlands Topkonzerne werden im kommenden Jahr so viel Dividende an ihre Aktionäre ausschütten wie noch nie. Einige Unternehmen aber stoßen nach schwacher Geschäftsentwicklung an ihre Grenzen. Eine Analyse.
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von Sven Parplies, Euro am Sonntag
Schon jetzt ist klar: 2018 ist für Daimler ein schlechtes Jahr. Der Konzerngewinn ist in den ersten neun Monaten um 20 Prozent gesunken. Die Lücke werden die Schwaben im Rest des Jahres wohl nicht mehr schließen können. Was aber wird aus der Dividende?
Rund 40 Prozent des Konzernergebnisses will Daimler nach seiner eigenen Richtlinie an die Aktionäre ausschütten. Das würde auf eine Dividendenkürzung hinauslaufen. Der Konzern aber hat eine Hintertür offengelassen: Man ziele auch auf eine "nachhaltige und stabile Dividendenentwicklung" ab, erklärte ein Sprecher gegenüber €uro am Sonntag. Eine Entscheidung wird wie bei den meisten DAX-Konzernen erst im Frühjahr fallen, wenn die Jahresergebnisse vorliegen. Eine Mehrheit der Analysten geht davon aus, dass Daimler die Dividende auf Vorjahresniveau halten wird.
In dem lang laufenden Wirtschaftsaufschwung war es für die meisten Unternehmen einfach, Gewinne zu steigern und jedes Jahr mehr Geld auszuschütten. Inzwischen aber kühlt sich die Weltkonjunktur ab. Die deutlichen Kursverluste der Aktienmärkte könnten sogar die Vorboten einer Rezession sein. In diesem Umfeld wäre es nachvollziehbar, wenn Unternehmen vorsichtiger kalkulieren.
Die Signale aus den Konzernen aber sprechen dafür, dass die meisten DAX-Mitglieder ihre Dividenden weiterhin offensiv ansetzen. BASF hat in dieser Woche sogar angekündigt, die Ausschüttung künftig jedes Jahr steigern zu wollen. Die bisherige Einschränkung, dass die Zahlung auch mal auf Vorjahresniveau verharren könne, wurde gestrichen. Bayer wiederum stellt trotz der aktuell schlechten Geschäftsentwicklung für das Jahr 2018 eine mindestens konstante Ausschüttung in Aussicht.
€uro am Sonntag geht davon aus, dass die Dividende der DAX-Konzerne weiter steigt: Nach Hochrechnung der Redaktion werden die 30 Indexmitglieder für das Geschäftsjahr 2018 insgesamt 38,3 Milliarden Euro ausschütten. Damit würden Deutschlands Topkonzerne den Vorjahresrekord von 36,1 Milliarden Euro deutlich überbieten. Basis der Prognose sind die im bisherigen Jahresverlauf erzielten Konzerngewinne, Aussagen des Managements, die Dividendenpolitik und Dividendenhistorie der Unternehmen sowie Analystenschätzungen.
Daimler wird nach dieser Hochrechnung seine Spitzenposition im DAX mit erneut 3,9 Milliarden Euro behaupten. Die Allianz rückt jedoch näher heran. Die Gesamtdividende des Versicherungskonzerns dürfte um elf Prozent auf 3,8 Milliarden steigen. Dieser Aufschlag wäre durch das Gewinnwachstum gedeckt. Den dritten Platz sollte die Deutsche Telekom mit 3,3 Milliarden Euro verteidigen.
Erste Entscheidungen
Drei Indexmitglieder haben ihr Geschäftsjahr bereits beendet und einen konkreten Vorschlag präsentiert: Siemens und Infineon wollen die Dividende leicht anheben, Thyssenkrupp will auf dem Niveau des Vorjahres zahlen. Einige andere Unternehmen haben schon vorab konkrete Aussagen gemacht: Die Deutsche Telekom und RWE stellen jeweils 70 Cent je Aktie in Aussicht, Eon will 43 Cent zahlen. Das wäre jeweils eine Steigerung zum Vorjahr.
Kompliziert ist die Rechnung bei Linde: Der Industriegasespezialist hat sich mit dem US-Rivalen Praxair zusammengeschlossen. Vorab haben Aktionäre der alten Linde AG bereits 3,10 Euro für die ersten neun Monate des laufenden Jahres erhalten. Für das vierte Quartal will die neue Linde Plc 0,825 Dollar zahlen. In Finanzkreisen wird erwartet, dass die neue Linde die Dividende künftig nicht wie in Deutschland üblich auf einen Schlag zahlt, sondern nach amerikanischem Vorbild quartalsweise. Für den DAX wäre das eine Premiere.
Allianz
50 Prozent Dividende
Die Rechnung ist einfach: Die Hälfte ihrer Gewinne will die Allianz den Aktionären überlassen. Bei einem von Analysten erwarteten Nettoüberschuss von 7,6 Milliarden Euro in diesem Jahr würde der Versicherungsriese somit 3,8 Milliarden Euro ausschütten.
Nebenbei kaufen die Münchner eigene Aktien auf. Allein von Februar bis September nahm der Konzern Papiere im Wert von sechs Milliarden Euro vom Markt. Je weniger Stücke im Umlauf sind, desto einfacher wird es, künftige Dividenden zu finanzieren.
Größter Gewinnbringer der Allianz ist die Schaden- und Unfallversicherung. Dort kommt es immer wieder mal zu größeren Belastungen, etwa durch Naturkatastrophen, das laufende Jahr ist bislang aber vergleichsweise ruhig verlaufen. Ebenfalls positiv: Die Vermögensverwaltung des Konzerns hat das von ihr betreute Volumen erstmals auf mehr als zwei Milliarden Euro gesteigert. Nur in der Lebens- und Krankenversicherung ging der Gewinn zuletzt leicht zurück.
Langfristig sollte die Allianz von ihrer starken Marktstellung profitieren und durch die Digitalisierung Kosten senken können. Neue Impulse für die Aktie könnte der Kapitalmarkttag am 30. November bringen. Dann will der Vorstand seine strategischen Pläne für die nächsten Jahre präsentieren.
Deutsche Telekom
Mindestens 50 Cent
Zwei wichtige Entscheidungen stehen für die Deutsche Telekom an: Im Frühjahr versteigert die Bundesnetzagentur die Frequenzen des neuen Mobilfunkstandards 5G. Und im zweiten Quartal dürfte sich dann zeigen, ob die US-Wettbewerbsbehörden die geplante Fusion der Telekom-Tochter T-Mobile US mit dem Wettbewerber Sprint genehmigen.
Beide Entscheidungen haben Einfluss auf die Dividende des rosa Riesen: Ein Preistreiben bei der 5G-Auktion würde die Finanzkraft der Telekom schwächen, gilt aber als wenig wahrscheinlich. Die Sprint-Fusion dürfte zunächst das Dividendenwachstum der Telekom bremsen, sich auf lange Sicht aber bezahlt machen. Der DAX-Konzern hat sich vorbereitet: Für das aktuelle Geschäftsjahr sollen Aktionäre 70 Cent je Aktie erhalten.
Danach gelten zwei Richtgrößen: Bis zum Jahr 2021 sollen Aktionäre mindestens 50 Cent je Aktie bekommen. Der exakte Betrag wird sich am bereinigten Ergebnis je Aktie orientieren. Analysten gehen davon aus, dass die Ausschüttung für das Jahr 2019 auf 75 Cent steigt. Damit würde die T-Aktie weiter eine Dividendenrendite deutlich über DAX-Niveau abwerfen.
Das Tagesgeschäft läuft derweil gut. Für das Gesamtjahr rechnet die Telekom mit 23,6 Milliarden Euro Betriebsergebnis, 400 Millionen Euro mehr als zum Jahresstart prognostiziert.
Siemens
6 aus 8 Richtigen
Siemens eröffnet die Dividendensaison des DAX: Weil der Industriekonzern sein Geschäftsjahr bereits im September beendet, wird die Dividende schon Anfang Februar ausgezahlt. Dieses Mal soll es für jede Aktie 3,80 Euro geben. Das entspricht einem Aufschlag von zehn Cent zum Vorjahr. Siemens hat es sich zum Ziel gesetzt, 40 bis 60 Prozent des Nachsteuergewinns auszuschütten. Aktuell liegt der Konzern im oberen Bereich dieses Korridors.
Das operative Geschäft von Siemens läuft mit wenigen Ausnahmen gut: Sechs der acht industriellen Geschäftsbereiche des Konglomerats vermeldeten zuletzt Ergebnisverbesserungen. Positiv fällt vor allem die "Digital Factory" auf, die in erster Linie Software für die Industrie-Automation liefert und auf eine Umsatzrendite von 20 Prozent kommt. Problemfall bleibt die Kraftwerkssparte, deren Gewinn um drei Viertel eingebrochen ist. Diesen Bereich zu stabilisieren, gehört zu den wichtigsten Aufgaben der Konzernleitung.
Bis zu drei Milliarden Euro will Siemens bis 2021 in den Kauf eigener Aktien stecken. Das sollte den Kurs stützen und die Finanzierung künftiger Dividenden erleichtern. Für das neue Geschäftsjahr erwarten Analysten einen Anstieg der Ausschüttung auf 3,90 Euro je Aktie. Die Dividendenrendite von Siemens liegt knapp über DAX-Niveau.
Dividendenentwicklung DAX-Konzerne seit 2009 (pdf)
Lexikon:
Dividende: Über die Dividende
beteiligt ein Unternehmen seine Aktionäre am Jahresgewinn. Meist geschieht das über eine Bargeldzahlung. Die Dividende ist eine Einnahmequelle für Investoren, aber auch ein Qualitätsmerkmal. Denn nur substanzstarke Unternehmen können ihre Ausschüttung über viele Jahre hinweg kontinuierlich steigern.
Dividendenrendite: Die Dividende in Euro je Aktie, geteilt durch den aktuellen Aktienkurs, multipliziert mit dem Faktor 100. So errechnet sich die Dividendenrendite einer Aktie. Für die Dividende wird in dieser Rechnung meist die nächste von Analysten erwartete Ausschüttung herangezogen. Da sich der Aktienkurs ständig ändert, ist auch die Dividendenrendite eine sich bewegende Größe.
Politik: Viele Unternehmen geben Anlegern eine Orientierung, wie viel Geld sie erwarten können. Beliebt ist ein bestimmter Prozentsatz vom Jahresgewinn. Ein Korridor von beispielsweise 40 bis 60 Prozent gibt Flexibilität: In einem normalen Jahr bewegt sich die Ausschüttungsquote in der Mitte des Korridors, in schwächeren Jahren am oberen Rand.
Signalfunktion: Manchmal erhöht ein Unternehmen die Dividende, obwohl der Jahresgewinn gesunken ist. In so einem Fall signalisiert das Management, dass es mit einer schnellen Geschäftsbelebung rechnet. Eine unerwartet niedrige Dividende ist dagegen oft ein Signal, dass das Management eine Geschäftseintrübung erwartet.
Fahrplan: Nach Ende eines Geschäftsjahres schlägt das Unternehmen einen konkreten Betrag je Aktie als Dividende vor. Das letzte Wort haben die Aktionäre: Sie müssen dem Vorschlag auf der Hauptversammlung zustimmen. Die Dividende wird spätestens bis zum dritten Bankarbeitstag nach der Hauptversammlung über die Depotbanken an die Aktionäre überwiesen.
Stichtag: Wer Dividende kassieren will, muss die Aktie bei deutschen Unternehmen in der Regel spätestens am Tag der Hauptversammlung kaufen und am Ende dieses Tages im Depot haben.
Ex-Tag: Wenn ein Unternehmen
Dividende zahlt, fließt Geld ohne Gegenleistung aus dem Unternehmen. Darum verliert die Aktie mit der Ausschüttung meist an Wert. Dieser Ex-Tag ist bei deutschen
Unternehmen in der Regel der Tag nach der Hauptversammlung. Wer als Aktionär die Dividende kassiert, muss auch den Dividendenabschlag mitnehmen.
Alternativen: Einige Unternehmen bieten statt Bardividende neue Aktien an. Das geschieht meist in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Wenn Aktionäre Aktien statt Bargeld wählen, muss das Unternehmen zunächst weniger Geld ausschütten. Da sich aber die Zahl der Aktien erhöht, muss dass Unternehmen auf lange Sicht mehr Geld für die Dividende aufbringen.
Steuer: Aktionäre müssen ihre Einkünfte aus Dividenden versteuern. Abgezogen werden 25 Prozent Kapitalertragsteuer. Dazu fallen 5,5 Prozent Solidaritätszuschlag an. Der Soli wird nicht auf die volle Dividende erhoben, sondern nur auf die Kapitalertragsteuer. Unter dem Strich muss ein Aktionär somit 26,375 Prozent abführen. Als Beispiel hier die Rechnung der Allianz: Für das Geschäftsjahr 2017 erhielten Aktionäre dort für jedes Papier 8,00 Euro Dividende. Bei zehn Aktien waren das 80 Euro. Als Kapitalertragsteuer wurden automatisch 20 Euro einbehalten (25 Prozent von 80 Euro), als Soli noch mal 1,10 Euro (5,5 Prozent von 20 Euro). Dem Aktionär blieben also 58,90 Euro. Wichtige Einschränkung: Einzelpersonen können jedes Jahr 801 Euro an Kapitaleinkünften steuerfrei kassieren, zusammen veranlagte Ehepaare 1602 Euro. Sofern Steuern anfallen, wird das Geld direkt von der Depotbank eingezogen und an das Finanzamt weitergeleitet. Der Aktionär muss selbst nicht aktiv werden.
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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Bildquellen: Luis Louro / Shutterstock.com, Marian Weyo / Shutterstock.com
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26.10.2020 | Daimler Verkaufen | DZ BANK | |
07.10.2020 | Daimler Sell | Goldman Sachs Group Inc. |
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