Euro am Sonntag-Tipps

Heftiges Herzflimmern: Wie man in Volatilität investiert

21.07.16 15:00 Uhr

Heftiges Herzflimmern: Wie man in Volatilität investiert | finanzen.net

Die extremen Börsenschwankungen halten den Puls der Anleger hoch - und das wird wohl auch so bleiben. Doch es gibt ­Produkte, die das große Zittern etwas verringern.

von Andreas Höß, Euro am Sonntag

Ein DAX-Anstieg um etwa 50 Prozent, vier Abstürze um rund zehn Prozent, zwei Crashs mit je 20 Prozent und dazwischen viele kleinere und größere Kapriolen: Die vergangenen zweieinhalb Jahre waren für Anleger ein wilder Ritt, die Volatilität genannten Börsenschwankungen extrem. Besserung ist nicht in Sicht. "Wir erwarten, dass die Märkte auch im weiteren Jahresverlauf durch starke Volatilitätsanstiege geprägt sind", warnt Rick Lacaille, Chefstratege bei State Street Global Advisors.

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Gründe gibt es viele. Neben den Brexit-Folgen, der Bankenkrise in Italien und der drohenden Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten kann man Wachstumssorgen oder Unsicherheit über die Geldpolitik als Störfaktoren nennen. Kammerflimmern und Schnapp­atmung sind also programmiert. Doch gibt es auch Medizin, um diese Leiden zu lindern?

In Volatilität investieren

"Ja!", sagen einige Anlagegesellschaften. Sie werben damit, dass man Volatilität mit geeigneten Produkten als Anlageklasse nutzen kann, um sich gegen Schwankungen abzusichern. Das klingt bestechend logisch. Trotzdem stellte das Analysehaus Morningstar bereits vor drei ­Jahren fest, Volatilität sei "keine geeignete Anlageklasse für Otto Normalanleger", da viel zu kompliziert, viel zu riskant und vor allem nicht dauerhaft im Depot einsetzbar.

Dieses Urteil bezieht sich vor allem auf ETFs und Zertifikate, die Volatilitätsindizes abbilden. Bricht Stress an den Börsen aus, steigen diese in der Regel. Lässt der Stress aber nach und die Kurse erholen sich, brechen die Angstindizes ein. Die Volatilität ist also selbst extrem volatil. Will man sie zur Depotabsicherung einsetzen, braucht man ­gutes Timing. Und weil diese Produkte auf Terminkontrakten beruhen, taugen sie wegen stetiger Rollverluste nicht zum dauerhaften Depotbaustein. Denn selbst rolloptimierte ETFs auf US-Volatilitätsindizes machten in den vergangenen drei Jahren trotz starker Börsenschwankungen bis zu 60 Prozent Verlust (siehe Investor-Info unten).
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Auch aktiv gemanagte Vola­tilitätsfonds sind für Privatan­leger eher ungeeignet, aber aus einem anderen Grund: Die Mindestan­lagesummen sind meist sehr hoch. Beim Assenagon Alpha Volatility, dem derzeit erfolgreichsten Produkt in diesem Bereich, das wegen der ­hohen Nachfrage seit Kurzem nur noch begrenzt neue Gelder annimmt, liegt sie bei 100.000  Euro. Der Fonds versucht, Kursschwankungen durch Optionsstrategien zu nutzen und erzielte so seit Jahresbeginn 16 Prozent Gewinn. Damit ist er ­jedoch eine Ausnahme. Der Allianz Volatility Strategy, der in sogenannte Varianz-Swaps investiert, liegt zwei Prozent im Plus, ist aber immer noch besser als viele Konkurrenten. Der RHP Volatility Strategy etwa hat seit Januar sieben Prozent verloren.

Insgesamt peilen viele Volatilitätsfonds auf lange Sicht jährliche Gewinne von zwei bis drei Prozent an. Für institutionelle Anleger mögen sie ein sinnvoller Portfoliobaustein sein. Doch sind einige Volatilitätsfonds auch längerfristig betrachtet in den roten Zahlen.

Schwankungen senken

Für Privatanleger weitaus besser geeignet ist eine andere Produkt­gattung: Minimum-Volatility-ETFs. Diese Indexfonds investieren nicht in Volatilität, sondern versuchen sie gering zu halten. Sie bilden verschiedene Aktienindizes wie den US-amerikanischen S & P 500 oder den globalen MSCI World ab, kaufen aber nicht alle Aktien aus dem Index sondern nur jene, die in der Vergangenheit am wenigsten schwankten. In der Regel stammen sie aus Wirtschaftssektoren wie der Konsumgüter- oder Gesundheitsbranche, die weniger konjunkturabhängig und so schwankungsresistenter sind als etwa Banken oder Industrie­unternehmen.
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Das sieht dann so aus: Im MSCI World hat die volatile ­Aktie des Ölkonzerns Chevron hohes Gewicht, im schwankungsoptimierten ETF ist sie ebenso wenig vertreten wie die Papiere der Deutschen Bank oder der Commerzbank. Dafür sind dort die Titel von Pharma-, Konsumgüter- und Lebensmittelkonzernen wie Johnson & Johnson, General Mills, Procter & Gamble, Pepsico, Nestlé oder Roche deutlich stärker gewichtet.

Diese Umstellungen zahlten sich bisher aus. Der reguläre MSCI World ist seit Jahresbeginn gerechnet leicht im Minus, die Minimum-Volatility-Variante über zehn Prozent im Plus. In drei Jahren machte der ETF mit den geringer schwankenden Aktien rund 60 Prozent Gewinn, der MSCI World nur 40 Prozent. Ganz ähnlich sieht die Bilanz anderer Minimum-Volatility-ETFs aus, die iShares, Amundi, Power Shares und UBS auf europäische, globale, US- und Schwellenländeraktien anbieten. Weil der Erfolg stimmt, versuchen auch aktiv gemanagte Fonds von Gesellschaften wie Parvest, Jyske oder Morgan Stanley nun die Strategie zu kopieren.

Einziger Wermutstropfen: Auf deutsche Aktien gibt es bisher keine Minimum-Volatility-­Produkte. Und das, obwohl die Achterbahnfahrt beim Leit­index DAX traditionell heftiger ausfällt als bei Aktienmärkten anderer Industrienationen - sei es wegen der berühmten "German Angst" oder wegen des ­hohen Anteils von Banken und Autobauern am Index.

Doch auch hier bietet ein ­Produkt einen Ausweg: ein einfacher ETF auf den Nebenwerte­index MDAX. Der läuft seit einigen Jahren stabiler als der DAX, was mit daran liegt, dass er deutlich breiter aufgestellt ist (siehe Investor-Info unten). Die Wert­entwicklung war besser und die Maximalverluste fielen geringer aus. Beim Crash zwischen Dezember und Februar büßte der DAX 23 Prozent ein, der MDAX lediglich 18 Prozent.

Investor-Info

Volatilitätsindizes
Deutsche meist nervöser

Volatilitätsindizes wie der VDAX-New für deutsche Aktien und der VIX für US-Aktien messen die sogenannte implizite Volatilität, also die von Börsianern erwarteten Schwankungen. Am stärksten waren diese in der ­Finanzkrise. Zuletzt waren deutsche Anleger deutlich nervöser als US-Investoren.

Lyxor S & P 500 VIX Futures
Nur als gezielte Absicherung

Der ETF von Lyxor bildet den Volatilitäsindex VIX für US-Aktien ab. Er steigt, wenn Panik ­an den Börsen aufkeimt. Langfristig machen Anleger mit diesem Produkt Verluste, jedoch kann man es sich bei erwartbarem Stress an einzelnen Tagen zur Absicherung ins Depot legen. Bewähren könnte es sich bei der US-Wahl im November - zumindest falls Donald Trump gewählt wird und das die Märkte ebenso auf dem falschen Fuß erwischt wie zuletzt das Brexit-Votum. Aber Vorsicht: Bleibt ein Kursrutsch aus, drohen auch bei punktuellem Einsatz empfindliche Verluste.

Volatilitätsfonds
Extrem kompliziert

Volatilitätsfonds bieten Großanlegern Investitionsmöglichkeiten in Volatilität als Anlageklasse. Sie setzen meist über Aktienoptionen, auf Volatilitätsunterschiede und "hedgen" Aktienrisiken. Das klingt kompliziert und ist es auch. Wer investiert, sollte keine großen Gewinne erwarten. Die Fonds peilen im Schnitt zwei bis drei Prozent jährlich an, in guten Phasen sind sechs bis zehn Prozent drin. Für Privatanleger bezahlbare Mindestanlagesummen bieten etwa die Fonds von Amundi. Mit sieben Prozent Plus seit Jahresbeginn hat sich der Amundi Absolute Volatility Euro Equities (ISIN: LU 083 952 212 3) gut entwickelt, auf fünf Jahre gerechnet ist er allerdings rund fünf Prozent im Minus.

Low-Volatility-ETFs
Besser als klassische Indizes

ETFs, die schwankungsarmen Aktien höheres Gewicht einräumen, haben sich durchweg besser geschlagen als ETFs auf klassische ­Indizes: Sie waren tatsächlich weniger volatil und brachten zugleich höhere Renditen. Wer besonders breit anlegen möchte, sollte zu einem ETF auf den globalen Aktienindex MSCI World greifen. Beispielsweise iShares bietet aber auch Minimum-Volatility-ETFs auf den US-Index S & P 500 (ISIN: IE 00B 6SP MN5 9), den MSCI Europe (IE 00B 86M WN2 3) und den MSCI Emerging Markets (IE 00B 8KG V55 7).

MDAX-ETF
Stabiler als der DAX

Im 30 Aktien umfassenden DAX dominieren Finanzkonzerne und Autobauer, das macht den Leitindex vergleichsweise schwankungsanfällig. Mit 50 Titeln aus verschiedenen Branchen ist der MDAX der mittelgroßen deutschen Unternehmen hingegen breiter aufgestellt, er war zuletzt stabiler als der DAX. Die Schwergewichte im ETF, der den MDAX abbildet: der Flugzeugbauer Airbus, der Möbelkonzern Steinhoff, der Immobilienkonzern Deutsche Wohnen, der Maschinenbauer Gea, der Duftstoffhersteller Symrise.

Handelsaussetzungen
Brexit-Tag toppt alles

Das Handelssystem Xetra der Deutschen Börse hat einen Schutzmechanismus, der zu starke Abstürze bei einzelnen Aktien verhindern soll. Ist ein Papier im freien Fall, greift er ein und setzt den Handel für kurze Zeit aus. Das passiert in der Regel 50 Mal am Tag. Sind die Börsenschwankungen allerdings hoch, wird der Schutzmechanismus öfter aktiviert. Am 24. Juni, als der DAX am Tag nach dem Brexit massiv einbrach, war das 1.198 Mal der Fall - so oft wie noch nie. Bis dahin stammte der Rekord mit 1.041 Zwangspausen aus dem Finanzkrisenjahr 2008. Zudem finden sich noch weitere fünf Tage aus dem Jahr 2008, zwei aus dem Jahr 2011 (Eurokrise) und einer aus dem Sommer 2015 in den Top Ten.

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Bildquellen: INDRANIL MUKHERJEE/AFP/Getty Images, DANIEL ROLAND/AFP/Getty Images

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