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Fußball-Investments: Hier stehen Investoren Schlange

21.01.18 17:07 Uhr

Fußball-Investments: Hier stehen Investoren Schlange | finanzen.net

Viele Vereine der Bundesliga werden schlecht gemanagt, glauben die Fonds-Initiatoren Martin Wolf und Robert Niemann. Neue Strukturen könnten den Fußball revolutionieren und die Liga attraktiver machen.

von Sven Parplies und Stefan Rullkötter, €uro am Sonntag

Fußball boomt. Die Klubs der Bundesliga steigerten ihre Einnahmen dank lukrativer Fernsehverträge, hoher Zuschauerzahlen und Sponsoren kontinuierlich. Doch der harte Wett­bewerb, hohe Gehälter für Spieler und die Gefahr eines sportlichen Misserfolgs bringen hohe Risiken.



Einen kritischen Punkt sehen Martin Wolf und Robert Niemann, Geschäftsführer des Fondsinitiators Sports Advisory International (siehe Investor-Info unten), in der Struktur des deutschen Fußballs: Anders als beispielsweise in England dürfen Investoren nicht die Mehrheit eines Vereins übernehmen. Sobald diese Beschränkung fällt, werde es im deutschen Profifußball eine Kettenreaktion geben - von der Klubs, Fans und Anleger profitieren.

€uro am Sonntag: Warum sollte man als Investor Geld ausgerechnet in den Fußball stecken?
Martin Wolf:
Bei aller Leidenschaft für den Sport gibt es rationale Argumente, in den Profifußball zu inves­tieren. Der Umsatz der Bundesliga ist ­allein seit dem Jahr 2002 um durchschnittlich 8,5 Prozent gewachsen, also drei- bis viermal so stark wie das Bruttoinlandsprodukt, und das praktisch ohne zyklische Schwächephasen. Wir bieten damit ein Investment in eine ­Assetklasse, die nicht mit traditionellen Anlagen korreliert.


Trotzdem sind viele Fußballvereine ­beziehungsweise deren Kapitalgesellschaften hoch verschuldet. Was ist das Problem?
Wolf:
Es gibt bei Bundesligaklubs viele Defizite - auf der Managementebene, bei der Finanzierung von Spielertransfers oder auch in der Infrastruktur.

Die meisten Bundesligavereine werden also wirtschaftlich schlecht geführt?
Robert Niemann:
Im deutschen Fußball wird die Kapitalgesellschaft von einem eingetragenen Verein kontrolliert. Dort haben oft ehrenamtliche Kräfte das Sagen, die aus anderen Branchen kommen, oder auch ehemalige Sportler, die nicht immer die wirtschaftliche Ausbildung haben.


Wer wäre für Sie ein positives Beispiel in der Bundesliga?
Niemann:
Der SC Freiburg ist ein sehr gut geführter Klub. Dort planen die Verantwortlichen fast immer mit einem Zweitligabudget und spielen dennoch meist in der ersten Liga. Der FC Bayern ist herausragend, aber auch dort muss man kritische Fragen stellen, zum Beispiel ob es sinnvoll ist, 400 Millionen Euro an Kapital- und Gewinnrücklagen zu horten, wenn man sportlich in der Champions League in der entscheidenden Phase des Wettbewerbs meist nicht mehr dabei ist.

Die Realität sieht so aus, dass viele ­Bundesligaklubs Investoren suchen und keine finden. Warum?
Wolf:
Investoren aus China und dem Mittleren Osten stehen Schlange. Das Problem ist die 50+1-Regel. Sie verhindert, dass externe Investoren die Mehrheit übernehmen. Deutschland ist das einzige Land unter den großen fünf europäischen Ligen, in dem es so eine Regel gibt. In der englischen Premier League ist es normal, dass die Topklubs einem Investor gehören. Auch Frankreich hat sich geöffnet. Der Fußball dort ist sportlich viel interessanter als die deutsche Bundesliga.

Also lieber in Ländern wie Frankreich investieren?
Wolf:
Ein Finanzinvestor sucht nach einem schlecht gemanagten Vermögenswert, nach einer Unterbewertung und einer klassischen Turnaround-­­Si­tuation. Genau das sehen wir in der Bundesliga, insbesondere bei Tradi­tionsvereinen. Dort haben Sie treue Fans, eine gute Infrastruktur, ein großes Einzugsgebiet.

Bleibt das Problem mit der 50+1-Regel.
Niemann:
Wir sehen Grund zu der ­Annahme, dass es in den kommenden Jahren zumindest eine Modifizierung dieser ­Regel geben wird. Wie man hört, sollen einige Miteigentümer von deutschen Klubs eine fertige Klage in der Schublade haben.

Selbst wenn 50+1 kippt, werden viele Vereine auf Druck der Mitglieder und Fans an dieser Regel festhalten wollen.
Wolf:
Wenn Investoren die Mehrheit übernehmen dürfen, müssen alle Profivereine mitziehen, weil sie sonst finanziell den Anschluss verlieren. Es wird eine Kettenreaktion geben.

Das Gegenargument ist, dass man auch ohne Geld Erfolg haben kann - mit einer guten Nachwuchsarbeit.
Wolf:
Das allein reicht nicht, sie müssen auch investieren können. Unser Plan ist es, einem Verein Kapital zur Verfügung zu stellen, damit dieser seine Wettbewerbsfähigkeit verbessern kann. Im Idealfall können wir uns nach vier oder fünf Jahren zurückziehen und unsere Anteile mit Gewinn verkaufen.
Niemann: Wichtig ist, dass wir uns nicht als reiner Finanzinvestor sehen, sondern als aktiver Investor, der sein Netzwerk und seine Erfahrungen einbringen kann. Das schließt auch ein, dass wir ein oder zwei Sitze im Aufsichtsrat besetzen.

Welche anderen Bereiche im Fußball versprechen noch Rendite?
Wolf:
Persönlichkeitsrechte von Spielern sind im Zeitalter der sozialen Medien ein spannender Markt. Wir wollen auch bei der Finanzierung von Spielertransfers, der Modernisierung von Stadien oder dem Bau von Leistungszen­tren helfen. Es gibt viele Möglichkeiten.

Wie soll Ihr Portfolio aussehen?
Wolf: Beteiligungen an Fußball-Kapi­talgesellschaften sollen rund die Hälfte des Portfolios ausmachen. Der Rest würde sich etwa gleichgewichtet über Nutzungsrechte, Finanzhilfen und Immobilien verteilen.

Investor-Info

Sports Investments Int. Fonds
Beteiligung für Vermögende

Das Hamburger Bankhaus Donner & Reuschel vertreibt den Spezialfonds (AIF) der Sports Advisory International, der in den Bereichen Fußball und Entertainment in Medienrechte, Stadien und Leistungszentren sowie Beteiligungen investiert und bis zu 200 Millionen Euro einsammeln soll. Mit dem neuen Investmentvehikel sollen auch Private-Equity-Beteiligungen an Profi-Abteilungen von Fußballklubs möglich werden. Die Mindestzeichnungssumme von einer Million Euro ist höchst sportlich. Anleger werden rechtlich zu Gesellschaftern und haften als Kommanditisten bis zur Höhe ihrer Kapitaleinlage. Die Zielrendite auf Fondsebene liegt bei acht bis neun Prozent pro Jahr vor Kosten, die Laufzeit des Fonds ist bis Ende 2028 prospektiert. Da der Investmenterfolg zu einem großen Teil in den persönlichen Netzwerken der Fondsmanager fußt, ist das Anlagerisiko bei diesem Produkt hoch.

Stoxx Europe Football
Als Investment zweitklassig

22 börsennotierte Fußballklubs sind im Aktienindex Stoxx Europe Football vereint. Neben Borussia Dortmund sind auch Juventus Turin und der AS Rom vertreten. Der Index hat über die vergangenen fünf Jahre rund 30 Prozent an Wert gewonnen. Der DAX schaffte im selben Zeitraum etwa 70 Prozent.

Borussia Dortmund
Deutschlands Fußball-Aktie

Der BVB ist der einzige börsennotierte Fußballklub aus Deutschland. Die Aktie hat sich deutlich besser entwickelt als der Fußball-­Index. Der Kurs hängt aber stark vom sportlichen (Miss-)Erfolg ab. Das macht das Papier riskant. Nach dem Knock-out in der finanziell lukrativen Champions-League fehlen kurzfristig Impulse. Längerfristig bleibt die Spekulation auf ein Ende der 50+1-Regel. Kaufen.









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