Euro am Sonntag-Serie

Thomas Haffa: Der die EM.TV-Anleger ins Verderben stürzte

06.01.18 12:10 Uhr

Thomas Haffa: Der die EM.TV-Anleger ins Verderben stürzte | finanzen.net
Thomas Haffa

Sein Name steht für die große Abzocke am Neuen Markt. Dem Gründer von EM.TV gingen Zigtausende Kleinanleger auf den Leim und verloren ihr Geld. Heute vermietet er Privatjets.

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von Peter Balsiger, €uro am Sonntag

Er war der Superstar der New Economy, seine Filmrechtefirma EM.TV notierte an der Börse zeitweise höher als die Lufthansa und war viermal so viel wert wie Adidas. Er wollte so groß werden wie Disney: "Wir zählen zur Weltliga der Medienunternehmen", schwärmte Thomas Haffa damals. Und: "Ich will ein Medienbaron werden. Ich will groß sein." Heute verbinden Anleger mit seinem Namen nur Abzocke, Misswirtschaft und Größenwahn.



Im Gegensatz zu den meisten Klein­aktionären von EM.TV hatte Haffa rechtzeitig Kasse gemacht. Noch während der Haltefrist hatte er im Februar 2000 auf dem Kurshöhepunkt unzulässigerweise die ersten Aktienpakete verkauft. Später nutzte er die Kursexplosion, um immer wieder Anteile zu verscherbeln.

Sein Vermögen wird heute auf 250 Millionen Dollar geschätzt - und er ist wieder gut im Geschäft. Haffa ist Geschäftsführer des Münchner Luftfahrtunternehmens Air Independence, das vier Geschäftsreiseflugzeuge für weltweite Charterflüge betreibt. 2010 erwarb er die Mehrheit am Teleshopping­sender Channel 21 und kurze Zeit später, zusammen mit seiner Frau Gabriele, den unweit des königlichen Palastes in Palma de Mallorca sitzenden Yacht- Broker Dahm International.


Yachten sind Haffas Leidenschaft. Derzeit besitzt er die 15 Millionen Dollar teure San Lorenzo 4H, 22 Knoten schnell und 38,5 Meter lang, mit zehn Schlafplätzen, fünf Badezimmern sowie einem verspiegelten Fitnessraum. Verchartert wird die Luxusyacht für 110 000 Euro die Woche.

Auch Haffas Söhne Felix und Daniel sind im Lizenzgeschäft tätig. Sie vertreiben trendige Beautyprodukte, darunter die Haarbürste Tangle Teezer des Londoner Starfriseurs Shaun Pulfrey.


Thomas Haffa, der stets sonnengebräunte Schulabbrecher und frühere Schreibmaschinenverkäufer, der damals kein Klischee des Emporkömmlings scheute und wie ein Popstar gefeiert wurde, arbeitet heute in einem Nebengebäude des Münchner Flughafens. Den Raum prägen schmuckloses Anthrazit und Grau, an der Wand hängen zwei Bilder, die seine Söhne gemalt haben. Kein Vergleich zur früheren prunkvollen Zentrale von EM.TV in Unterföhring, im Speckgürtel Münchens. Damals hatte Haffa 1500 Mitarbeiter. Heute sind es etwas mehr als 30.

"Messias der Anleger" nannte ihn der "Stern". Thomas Haffa versprach damals riesige Wachstumschancen, befeuerte den Hype um die EM.TV-Aktie, die Ende der 90er-Jahre zu einem schwindelerregenden Höhenflug angesetzt hatte, mit mittelmäßigen Erfolgsmeldungen. Er war 1997 eine Milliarde Mark schwer. "Haffa lässt die Klatschspalten teilhaben an seinem sagenhaften Aufstieg: Rolex, Sportwagen, Yachten, Partys - endlich hat die angegraute deutsche Wirtschaft ihren Dieter Bohlen", so der "Stern".

Der Kult um Haffa ging damals so weit, dass die örtliche Sparkasse zu Hause in Pfaffenhofen Busfahrten für die Menschen aus der Umgebung organisierte, die den Superstar mal aus der Nähe sehen wollten. Ende 2000, als die versprochenen Riesengewinne ausblieben, die Aktie abschmierte und das Unternehmen mehr als 1,3 Milliarden Euro Verlust auswies, kam die Zeit der Abrechnung. Frustrierte Anleger verteilten im Münchner Nobelstadtteil Bogenhausen, wo Haffa in einer 1000-Quadratmeter- Villa wohnte, Flugblätter, die ihn als "Verbrecher" und "Betrüger" brandmarkten.

"Mir tut jeder einzelne Anleger leid, der mit EM.TV Geld verloren hat", beteuerte Haffa immer wieder. "Aber ich habe den Kurs nicht gemacht und die Aktie auch niemals zum Kauf empfohlen." Das sah die Staatsanwaltschaft wohl anders. Sie klagte ihn und seinen Bruder Florian, den Finanzvorstand von EM.TV, wegen Kursbetrugs und Veröffentlichung falscher Zahlen an.

Thomas Haffa wurde zu einer Geldstrafe von 1,2 Millionen Euro verurteilt, sein Bruder zu 240 000 Euro. Das Gericht befand, dass die Brüder in Ad-hoc-Meldungen vorsätzlich falsche Zahlen veröffentlicht hatten, um den schwächelnden Aktienkurs hochzureden. Tausende Kleinanleger zogen nun vor Gericht und klagten auf Schaden­ersatz - die meisten gingen leer aus.

Haffa bereut nichts. "Ich würde alles noch mal so machen", erklärte er der "Süddeutschen Zeitung". Florian Haffa, der jüngere Bruder, hatte nach dem Niedergang von EM.TV weniger Fortüne. Affären, Scheidungen und ein aufwendiger Lebensstil kosteten Millionen, zudem scheiterte er mit seiner Vermarktungsagentur in Kitz­bühel und einem Getränkegroßhandel in Südfrankreich.

Constantin Medien AG

Was aus EM.TV geworden ist
Aus Resten von Thomas Haffas Medienunternehmen EM.TV ging der Medienkonzern Constantin Medien AG (ISIN: DE 000 914 720 7) hervor. Der war zuletzt Gegenstand eines heftigen Aktionärsstreits zwischen dem Schweizer Unternehmer Bernhard Burgener und Dieter Hahn, einem früheren Vertrauten des verstorbenen Medienunternehmers Leo Kirch.
Im November 2017 hat Burgener mit seinem Medien­unternehmen Highlight AG ein Übernahmeangebot für Constantin Medien über 2,30 Euro je Aktie unterbreitet, um die "lähmenden Blockaden endgültig zu beseitigen", wie er sagte. Hahn hat den Aufsichtsratsvorsitz bei Constantin Medien niedergelegt und ­Anteile schrittweise verkauft. Derzeit läuft die Higlight-Offerte noch. Risikoorientierte Anleger spekulieren auf eine Abfindung.

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