Euro am Sonntag

Momentum-Aktien: Erfolg macht sexy

11.11.15 03:00 Uhr

Momentum-Aktien: Erfolg macht sexy | finanzen.net

Sieger bleiben Sieger, Verlierer werden weiter verlieren. Das ist ein einfaches und erfolgreiches System, um an der Börse Geld zu verdienen. €uro am Sonntag erklärt Details und Tücken.

Werte in diesem Artikel
Aktien

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28,54 EUR 0,00 EUR 0,00%

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24,05 EUR -0,05 EUR -0,21%

11,56 EUR -0,39 EUR -3,26%

14,56 EUR 0,06 EUR 0,41%

Indizes

19.146,2 PKT 141,4 PKT 0,74%

10.055,6 PKT 57,1 PKT 0,57%

von Sven Parplies, Euro am Sonntag

Die USA Mitte der 60er-Jahre. Robert Levy sucht für seine Doktorarbeit nach Mustern in den Kursbewegungen amerikanischer Aktien. Ihm fällt auf: Aktien, deren Kurs bereits deutlich gestiegen sind, legen auffallend oft weiter zu. Verlierer hingegen brauchen lang, um ihre Talfahrt zu stoppen. Levy entwickelt eine Formel, um die Dynamik einer Aktie zu messen - die Relative Stärke (RSL). Sein Modell ist eine Provokation, weil es die Grund­überzeugungen renommierter Investoren auf den Kopf stellt.



Börsenprofis wie Warren Buffett suchen unterbewertete Aktien. Sie wollen Aktien billig kaufen und teuer abstoßen. Die Relative Stärke setzt dagegen bewusst auf Aktien, deren Kurs bereits deutlich gestiegen ist - und die somit meistens teuer sind. Ähnlich wie bei der Charttechnik, die ausschließlich die Kurskurve eines Wertpapiers deutet, spielen klassische Bewertungskennziffern wie Buchwert oder Cashflow bei der Aktienauswahl keine Rolle.

Levys Modell klingt abenteuerlich, bringt aber Rendite. Für die Jahre 1960 bis 1965 kam Levy für amerikanische Aktien auf eine Überrendite von jährlich bis zu 15 Prozentpunkten. Der Erfolg lässt sich am besten psychologisch erklären. Anleger kaufen gern Aktien, deren Kurs­kurve nach oben zeigt. Erfolg macht eben sexy.


Noch ein weiteres Phänomen spielt eine Rolle: die Trägheit der Masse. In der Theorie müsste ein Ereignis wie die Veröffentlichung von Geschäftszahlen sofort im Aktienkurs verarbeitet werden. Vor allem bei kleinen Firmen, die nur von wenigen Börsianern verfolgt werden, dauert dieser Prozess oft länger. Börsenpsychologen sprechen von einer "Unterreaktion".

Auch andere Kräfte werden oft erst über einen längeren Zeitraum deutlich - neue Produkte oder die Auswirkungen technologischer und gesellschaftlicher Veränderungen.


Levys Methode gehört zu den Momentumstrategien. Der Begriff Momentum stammt aus der Physik und bezeichnet die Bewegung eines Objekts. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass entsprechende Strategien Anlegern in den vergangenen 200  Jahren oft eine Überrendite gebracht haben. Einfache Modelle setzen auf Aktien mit der besten Kursentwicklung der vorangegangenen sechs oder zwölf Monate. Komplexere Varianten kaufen die Sieger der Vormonate und setzen zugleich über Leerverkäufe darauf, dass die Verlierer weiter fallen.

Doch wie lässt sich das Momentum für eine Aktie errechnen? Im Sinne von Levy ermitteln Anleger den durchschnitt­lichen Kurs eines Wertpapiers, am besten über die vergangenen sechs Monate. Liegt der aktuelle Kurs über dem Mittelwert, befindet sich das Papier im Aufwärtstrend. Ist der Kurs niedriger, besteht ein Abwärtstrend.

Momentum trifft Value

Nach Levy setzt ein Anleger am besten auf die Aktien mit der höchsten Relativen Stärke, beim DAX mit 30 Unternehmen beispielsweise auf die besten drei. Ersetzt wird ein Papier, wenn es aus dem ersten Drittel der Rang­liste herausgefallen ist. Das frei werdende Geld wird neu in einen der aktuellen Topwerte der Rangliste investiert.

Momentumstrategien sind riskant. Denn ein Anleger kauft erst dann, wenn der Kurs deutlich gestiegen ist - im ungünstigsten Fall auf dem obersten Wendepunkt. Richtig gefährlich wird es in Crashphasen. Stürzen die Börsen ab, werden besonders stark meist jene Aktien in die Tiefe gerissen, die zuvor am deutlichsten zugelegt hatten - also Momentumwerte.

Um das Risiko einzugrenzen, lassen sich mehrere Kennziffern kombinieren. Die Investment­gesellschaft StarCapital nutzt das Momentum, um attraktive Value-Aktien zu ermitteln, also niedrig bewertete Unternehmen mit starker Substanz. "Langfristig liefern Value-Aktien überdurchschnittliche Renditen. Trotzdem kann der Kurs einer niedrig bewerteten Aktie weiter fallen. Über das Momentum lässt sich ermitteln, wann der Trend einer Value-Aktie nach oben dreht", erklärt Norbert Keimling, Leiter der Kapitalmarktforschung.

Um diesen Investmentansatz wissenschaftlich zu untermauern, hat StarCapital Aktienmärkte aus 39 Ländern über die Jahre 1986 bis 2015 analysiert. Ergebnis: Aktien mit niedrigem Buchwert und hohem Momentum erzielten eine Überrendite von jährlich 7,6 Prozent. Eine niedrige Bewertung allein bringt ebenfalls einen Renditevorsprung, aber nur von drei Prozent. Die Relative Stärke lässt sich natürlich nicht nur mit dem Buchwert einer Aktie verknüpfen, sondern beispielsweise auch mit der Dividendenrendite (siehe Investor-Info).

Risikofreudige Anleger setzen auf die pure Relative Stärke. Wie gut das in einem steigenden Markt funktionieren kann, zeigt eine Simulation für den deutschen HDAX: Wer seit Jahres­beginn jeweils zu Monatsanfang gleichgewichtet die fünf Aktien mit der größten Relativen Stärke kaufte, hat bis Ende Oktober mehr als 70 Prozent Kursplus erzielt und damit klar den breiten Markt geschlagen. Aktuelle Daten zur Relativen Stärke der wichtigsten Aktien finden Leser im Kursteil dieser Zeitung.

Investor-Info

Relative Stärke
Topwerte aus dem HDAX

Die höchste Dynamik am deutschen Aktienmarkt haben derzeit Technologietitel. Das zeigt die nach dem Prinzip der Relativen Stärke ermittelte Rangliste für den HDAX zum Monatswechsel. Pfeiffer ist nach den Quartals­ergebnissen in dieser Woche unter Druck ­geraten. Nicht berücksichtigt in der Liste wird Wincor Nixdorf, da der Kurs durch Übernahmegespräche getrieben wurde. Anleger sollten sich bei Investments in die Top-Momentumwerte über Stoppkurse absichern.

Name RSL 1) KGV 16 2) Kursent. 3)
SMA Solar 151,54 33,1 +132,0 %
GFT 127,00 23,5 +166,9 %
Pfeiffer Vacuum 125,67 22,1 +82,7 %
Nemetschek 124,45 33,5 +116,3 %
Jenoptik 122,91 16,2 +63,7 %
1) Relative Stärke nach Levy zum 30. Oktober; 2) Kurs-Gewinn-Verhältnis 2016; 3) Kursentwicklung der Aktie über die vergangenen zwölf MonateStand: 04.11.2015, Quelle Bloomberg, €urams.

Kombination
Momentum und Dividende

Für HDAX-Aktien mit über drei Prozent Dividendenrendite hat die Redaktion die Relative Stärke errechnet, dann für beide Kriterien eine Rangliste und die durchschnittliche Platzierung erstellt. Da vier der fünf Topwerte Versicherer sind, wurde für die Tabelle nur ein Wert pro Branche berücksichtigt.

Name Div.Rend. 1) RSL 2) Platz 3)
Allianz 4,6 109,7 6,0
TAG Immobilien 4,7 106,8 8,5
Lufthansa 3,6 114,3 10,0
Freenet 5,1 101,4 11,0
RTL Group 5,6 98,8 12,0
1) Dividendenrendite 2015; 2) Relative Stärke; 3) Durchschnittliche Platzierung Stand: 04.11.2015, Quelle: Bloomberg, €urams

Fonds
Momentum mit System

Der ETF Equity Momentum Factor (ISIN: IE 00B L25 JP7 2) von db X-trackers sucht nach Momentumwerten im MSCI World. Aktien mit einem hohen Momentumwert werden übergewichtet, die mit einem niedrigen untergewichtet. Der ETF MSCI Europe Momentum Factor (DE 000 A12 BHF 2) von iShares setzt auf europäische Aktien, die über einen Zeitraum von sechs beziehungsweise zwölf Monaten Kurs­anstiege verzeichnen konnten.

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Bildquellen: Inga Ivanova / Shutterstock.com, Lichtmeister / Shutterstock.com

Nachrichten zu Allianz

Analysen zu Allianz

DatumRatingAnalyst
20.11.2024Allianz KaufenDZ BANK
18.11.2024Allianz Equal WeightBarclays Capital
18.11.2024Allianz BuyDeutsche Bank AG
14.11.2024Allianz BuyJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
14.11.2024Allianz BuyGoldman Sachs Group Inc.
DatumRatingAnalyst
20.11.2024Allianz KaufenDZ BANK
18.11.2024Allianz BuyDeutsche Bank AG
14.11.2024Allianz BuyJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
14.11.2024Allianz BuyGoldman Sachs Group Inc.
13.11.2024Allianz KaufenDZ BANK
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18.11.2024Allianz Equal WeightBarclays Capital
13.11.2024Allianz NeutralUBS AG
28.10.2024Allianz Equal WeightBarclays Capital
19.09.2024Allianz Equal WeightBarclays Capital
04.09.2024Allianz Equal WeightBarclays Capital
DatumRatingAnalyst
06.08.2021Allianz UnderperformRBC Capital Markets
02.08.2021Allianz UnderperformRBC Capital Markets
21.04.2021Allianz UnderperformRBC Capital Markets
19.02.2021Allianz UnderperformRBC Capital Markets
27.01.2021Allianz UnderperformRBC Capital Markets

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