Deutsche Bank: Scharfe Worte ohne Konsequenzen
Bei der Hauptversammlung haben Vorstand und Aufsichtsrat radikale Maßnahmen angekündigt, ohne konkrete Details zu liefern. Trotz Kritik der Aktionäre wurden beide entlastet.
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von Birgit Haas, €uro am Sonntag
Der Aktienkurs hat am Tag der Hauptversammlung bei 6,35 Euro ein neues Rekordtief erreicht, der Geldwäsche-Skandal ist nicht ausgestanden, die Fusionsgespräche mit der Commerzbank sind schon länger gescheitert, und die Erträge im ersten Quartal sind um neun Prozent zurückgegangen - alles Gründe für den Vorstand, den Aktionären zu erklären, wie es mit der Deutschen Bank weitergehen soll.
Vorstandschef Christian Sewing ließ die Chance am Donnerstag in Frankfurt jedoch verstreichen. Zwar kündigte er einen "radikalen und raschen Umbau" an. "Wir sind zu harten Einschnitten bereit", sagte er vor den Aktionären - die rund 35 Prozent der Stimmrechte repräsentierten. Doch dann kam nicht mehr viel. Die profitabel arbeitende Transaktionsbank, zuständig für Zahlungsabwicklungen, soll gefördert werden. Außerdem soll die Postbank schneller integriert werden.
Gemessen am Frust der Anleger ist das wenig. Deren Wut entlud sich kübelweise über dem Vorstand. Andreas Thomae von Deka Investments bezeichnete den Aktienkurs als "Horrorfilm in Überlänge". Thomae kritisierte, dass die Kostensenkungen von fünf Prozent auf 22,8 Milliarden Euro im vergangenen Jahr hinter dem 2018er-Rückgang der Erträge um sieben Prozent liege. "Hier haben wir wieder einen negativen operativen Hebel", sagte Thomae.
Das Unternehmens- und Investmentbanking, zu dem auch die Transaktionsbank zählt, identifizierten die Aktionärsvertreter als ursächliches Übel. "Die Transaktionsbank verdient gutes Geld. Das heißt angesichts des schwachen Gesamtergebnisses, dass Teile des Investmentbankings in tiefroten Zahlen stecken müssen", sagte Alexandra Annecke von der Fondsgesellschaft Union Investment. Dennoch würden zwei Drittel des Kapitals für die Unternehmens- und Investmentbank eingesetzt, was eine massive Fehlplatzierung im Geschäftsmodell der Deutschen Bank sei.
Boni verärgern
"Ohne Einschnitte im Investmentbanking wird es schwer bis unmöglich, die Renditeziele zu erreichen", sagte Klaus Nieding, Präsident des Anlegerschutzverbands DSW. Doch jede weitere Schrumpfung der Sparte kostet Geld. Nieding stellt infrage, dass die Bank das allein stemmen kann. Er hält Gespräche mit strategischen Partnern nach dem Aus der Fusionsverhandlungen mit der Commerzbank für angemessen - falls die Deutsche Bank nicht bereits selbst ein Übernahmekandidat sei.
In Anbetracht eines Gewinns von 341 Millionen Euro im vergangenen Jahr führten die Boni insbesondere im Unternehmens- und Investmentbanking zu weiterem Zorn. 1,9 Milliarden Euro gehen an Vorstand und Mitarbeiter, als Dividende an die Anleger werden lediglich zwölf Prozent dieser Summe ausgeschüttet: "Wir stören uns an der Höhe der Bonuszahlungen", rief Thomae in Richtung des Aufsichtsratschefs Paul Achleitner. Dafür seien die Ziele zu knapp erreicht worden.
Doch das war nicht die schwerste Klatsche, die Achleitner an diesem Tag einstecken musste. Thomae sprach sich wie viele andere Aktionäre gegen die Entlastung des Aufsichtsratschefs aus. In den sieben Jahren seit seinem Amtsantritt habe sich die Bank trotz mehrmaligen Wechsels der Führung nicht wesentlich verbessert.
Achleitner hängt jedoch an seinem Posten: "Ich habe nicht vor und kann mir nicht vorstellen, die Menschen (in der Bank, die Red.) im Stich zu lassen." Er habe Fehler gemacht, räumte er ein, sei aber nicht die Wurzel des Übels.
Vielleicht auch deshalb haben ihn die Aktionäre am Ende mit schwachen 72 Prozent doch entlastet. Auch für Vorstandschef Sewing haben 75 Prozent der Aktionäre gestimmt und ihn somit entlastet. Er verspricht, dass im vergangenen Jahr lediglich das Fundament für weiteres Wachstum gelegt worden sei. Um das zu beweisen, kann er ein Jahr weitermachen. Diesmal hoffentlich mit mehr Erfolg.
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Bildquellen: Thomas Lohnes/Getty Images, Mario Tama/Getty Images
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