Euro am Sonntag-Meinung

Die hilfreiche Zehnerregel: So geht's!

15.04.18 15:00 Uhr

Die hilfreiche Zehnerregel: So geht's! | finanzen.net
Lars Reiner

Die Börsenweisheit "Nicht alle Eier in einen Korb" meint Risiko-Minimierung. ETF-Experte Lars Reiner stellt eine Regel nach dem Motto "Nicht alles gleichzeitig" vor.

von Lars Reiner, Gastautor von €uro am Sonntag

Der Anleger begegnet seinem größten Feind jeden Morgen vor dem Badezimmerspiegel. Der Mensch selbst, mit seinen von Emotionen getriebenen Entscheidungen, steht sich häufig selbst im Weg. Vor allem, wenn es um einen erfolgreichen Vermögensaufbau geht. Denn Gier, Angst und Panik führen oft zu Fehl­entscheidungen.



Was tun? Emotionen kann man nicht abschalten, doch man kann Verhaltensmuster erkennen und mit den richtigen Instrumenten gezielt entgegenwirken. So lassen sich die eigenen Emotionen austricksen - um erfolgreicher an der Börse zu investieren.

Eines dieser Instrumente ist die Zehnerregel, die wir bei Ginmon immer wieder empfehlen. Sie hilft Privatanlegern, sich nicht von Emotionen wie Angst und Gier lenken zu lassen.


Wenn Privatanleger ihr Geld investieren, möchten sie möglichst tief kaufen und hoch verkaufen. Dieser Wunsch wird hauptsächlich von dem Gedanken getragen, deutlich mehr Rendite als alle anderen Marktteilnehmer zu erzielen.

Diese Gier führt allerdings häufig dazu, dass Privatanleger mit ihrem Investment geduldig auf den perfekten Moment warten, bis ihre Intuition ihnen ein "Jetzt-handeln-Signal" gibt. Das Problem: Der perfekte Zeitpunkt wird nie kommen. So warteten viele Anleger - schon seitdem der DAX vor einigen Jahren bei 10.000 Punkten stand - auf den großen Crash, um dann günstig zu kaufen. Was passierte? Der Crash kam bis heute nicht, und Anleger, die auf den perfekten Zeitpunkt warteten, haben in der Zwischenzeit ein Plus von sagenhaften 20 Prozent verpasst.


Gegen solche Verhaltensmuster hilft die Zehnerregel. Sie besagt: Statt als Privatanleger zu versuchen, das richtige Timing zu erwischen, um beispielsweise 10 000 Euro zu investieren, sollte man nicht alles sofort in den Markt stecken - mit der Gefahr, eventuell viel zu hoch zu kaufen -, sondern die Summe verteilt auf zehn Monate in zehn gleich große Investments aufteilen.

Denn durch diese Verteilung minimiert man das Risiko, zu hoch einzu­steigen, und kauft im Durchschnitt zu einem besseren Preis als zu einem einzigen Zeitpunkt. Zusammengefasst: Wer regelmäßig investiert, kauft in der Regel günstiger - der sogenannte Cost-Average-Effekt.

Natürlich bräuchte man diese Zehnerregel nicht, wenn man genau wüsste, wann der richtige Zeitpunkt zum Einstieg ist. Und gemäß einer alten Börsenweisheit trifft immer nur einer den richtigen Zeitpunkt: der Lügner. De facto kann nämlich niemand gezielt niedrig kaufen und hoch verkaufen, da die Punkte "niedrig" und "hoch" erst im Nachhinein definiert werden können. Mit anderen Worten: Privatanleger sollten gar nicht erst versuchen, das richtige Timing zu treffen. Dies ist praktisch nicht möglich. Wie die Performance des DAX gezeigt hat, gilt bei langfristigen ­Investments nicht Market Timing, sondern Time in the Market.

Zudem hilft die Zehnerregel Anlegern auch dabei, eine wichtige psychologische Hürde zu überwinden. Denn häufig ist die Angst, fünf- oder sechsstellige Summen zu investieren, recht hoch, und durch die entstehende Zögerungshaltung verpasst man als Anleger häufig gute Marktphasen. Die Zehnerregel hilft, früher am Markt zu partizipieren, ohne Druck zu haben, mit dem Timing 100 Prozent richtig liegen zu müssen - was ohnehin nicht möglich ist.

Große Expertise der Manager
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Tatsache ist, niemand kann seine Emotionen komplett abschalten. Doch die Zehnerregel hilft, nicht vom Wunsch getrieben zu sein, höhere Renditen als alle anderen Marktteilnehmer zu erzielen, sondern stattdessen regelmäßig und nachhaltig zu investieren. Außerdem hilft sie, das Risiko vor einem zu hohen Einstieg zu verringern.

Damit kann man sein Anlageverhalten steuern und seine Emotionen austricksen. Vollständig emotionslos kann letztendlich nur ein Computer investieren, der in jeder Situation völlig algorithmusbasiert handelt. Die Zukunft der Geldanlage liegt deshalb in der digitalen Vermögensverwaltung. Nur diese garantiert eine wissenschaftlich fundierte und emotionsfreie Geldanlage - frei von Gier, Angst und Panik.

Kurzvita

Lars Reiner
Geschäftsführer des Vermögens­verwalters Ginmon
Reiner ist Gründer und Geschäftsführer von Ginmon und gefragter ETF-Experte. Der Technologie-Enthusiast war vorher Managementberater bei der Deutschen Bank. 2014 verließ er das Bankhaus, um mit Ginmon die Ver­mögensverwaltung zu ­revolutionieren.
Das Frankfurter Fin­techunternehmen bietet privaten Anlegern an, in ein durch modernste Portfoliotechnologie verwaltetes ETF-Port­folio zu investieren.



Bildquellen: ollyy / Shutterstock.com, Ginmon