Euro am Sonntag-Meinung

Comeback: BRICs zurück zu alter Stärke?

25.02.18 16:00 Uhr

Comeback: BRICs zurück zu alter Stärke? | finanzen.net

Die zwischenzeitlich abgestürzten BRIC-Staaten könnten 2018 zu den Gewinnern und bei Anlegern wieder beliebter werden.

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von Michiel Vanstrepen, Gastautor für Euro am Sonntag

Nach dem anfänglichen Hype um die sogenannten BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien und China ist es ruhig geworden um die weltweit bedeutendsten Schwellenländer. Dabei hatte es Anfang des Jahrtausends gut angefangen. Über Jahre stand das Akronym "BRIC" für hohes Wirtschaftswachstum und überdurchschnittliche Renditen. Dann aber steckten Brasilien und Russland in einer Rezession, China schlug einen ­kreditfinanzierten Wirtschaftskurs ein, und in Indien wartete man lange vergeblich auf den großen Reformwurf. Die ­Misere spiegelte sich auch an den Börsen der BRIC-Länder wider, die ihren langjährigen Einbahnstraßenmodus verließen.



Nach wie vor liefern die BRIC-Staaten den größten Beitrag zur weltweiten Bruttowertschöpfung. Aufgrund ihrer hohen Bedeutung im globalen Wirtschaftsgefüge und aufgrund 2018 anstehender Wahlen in allen vier BRIC-Staaten lohnt sich eine genauere Analyse. Denn eine solide wirtschaftliche Erholung 2017 und vielerorts strukturelle Fortschritte haben das Blatt gewendet.

Brasilien lässt gerade die Rezession hinter sich. Nach zwei Prozent Wachstum 2017 sollten in den kommenden Jahren sogar drei Prozent jährlich möglich sein. Getragen wird die positive wirtschaftliche Entwicklung zum größten Teil vom privaten Verbrauch. Die Einzelhandelsumsätze stiegen 2017 um acht Prozent. Umfragen deuten darauf hin, dass die Konsumnachfrage 2018 noch steigen wird. Sinkende Arbeitslosenzahlen stützen diesen Trend.


Auch Russland befreit sich langsam aus seiner tiefen Rezession. Schlüsselfaktor hierbei ist die immer geringer werdende Abhängigkeit vom Öl. Der Rohstoffgigant konnte 2017 bereits die Hälfte seines Sozialprodukts, das um rund 2,5 Prozent gestiegen ist, aus von Öl unabhängigen Sektoren generieren. Der starke Binnenkonsum trägt ebenfalls zur wirtschaftlichen Trendwende bei. Dennoch bleiben Löhne und Lebensmittelpreise niedrig.

Mit einem Wachstum von gut sechs Prozent hat die indische Wirtschaft 2017 ihre Erholung fortgesetzt. Wie in Brasilien und Russland war auch in Indien mehrheitlich der private Konsum die treibende Kraft. Aber auch die Indus­trieproduktion und die Nettoexporte, die längere Zeit unter den niedrigen Rohstoffpreisen litten, erholen sich weiter. Durch die konsequente Umsetzung von Reformen, zum Beispiel im Steuersystem, sowie die eingeleitete Demonetarisierung zur Bekämpfung von Korruption und Schattenwirtschaft waren die Investmentaktivitäten 2016 stark eingebrochen. Seit 2017 ist hier wieder ein Aufwärtstrend zu erkennen.

Wachstumsprognose für
China wohl zu optimistisch

Chinas Wirtschaftswachstum war 2017 mit rund sieben Prozent wieder einmal dynamisch. Jedoch könnte dem Reich der Mitte eine Abkühlung bevorstehen, da stimulierende Effekte aus Regierungsprogrammen langsam auslaufen und die Politik der chinesischen Notenbank straff bleiben dürfte. Ohnehin bleibt die Herausforderung für China, hohe Wachstumsziele mit einem stabilen Finanzsystem zu vereinbaren.

Obwohl die Kreditausweitung bei Staatsbetrieben deutlich zurückgegangen ist, bleibt der hohe Anteil an Fremdfinanzierungen (Leverage) ein wesentliches Risiko. Auch könnten notleidende Kredite wieder zu einem ernsteren Thema werden.

Der langfristige Ausblick für China bleibt ungewiss, weil die Bevölkerung zusehends älter und die Wettbewerbsfähigkeit im Exportbereich kontinuierlich schwächer wird. Vor diesem Hintergrund sollte die Wachstumsprognose des Internationalen Währungsfonds für China für das laufende Jahr mit 6,5 Prozent zu optimistisch sein.

Im Portfolio unseres überwiegend in Lokalwährungs-Staatsanleihen der Schwellenländer investierenden Fonds DPAM L Bonds Emerging Markets Sustainable finden sich indes keine Staats­papiere aus China und Russland - trotz der Chancen und ihrer grundsätzlich hohen Bedeutung im Schwellenländer­universum. Der Grund resultiert aus dem ethisch und ökologisch nachhaltigen Investmentansatz des Fonds, der konsequent unfreie, autoritär geführte Staaten ausschließt.

Kurzvita

Michiel Vanstrepen,
Ökonom bei Degroof Petercam AM

Degroof Petercam AM, mit Hauptsitz in Brüssel, ist eine in den Benelux-Ländern führende unabhängige Asset-­Management-Gesellschaft mit langjähriger Marktreputation in Long- only-Anlagekonzepten sowie spezialisierten Asset-Management- Lösungen.







Bildquellen: E.O. / Shutterstock.com, Degroof Petercam AM