Kaufrausch: Was die Vonovia-Aktionäre erwartet

von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag

Auch wenn Vonovia seine Offerte für Deutsche Wohnen (DW) nicht so nennt, ist es offensichtlich: Die Übernahme erfolgt gegen den Willen des Vorstands bei dem Rivalen aus Frankfurt und ist damit feindlich. Schon einen Tag nachdem Vonovia-Chef Rolf Buch seinen Plan öffentlich gemacht hatte, lehnten die Hessen ab. Die in Aussicht gestellte Prämie von 7,4 Prozent auf den Schlusskurs vom Dienstag sei "unattraktiv". Die vorgeschlagene Fusion reflektiere "in keiner Weise" das Wachstumspotenzial für die Vermögenswerte der DW. Auch mit Blick auf den Verschuldungsgrad sei es keine Alternative zu dem von den Hessen geplanten Kauf von LEG Immobilien.

Die Vonovia-Attacke ist gut vorbereitet. Buch hat am Management des Rivalen vorbei Gesprächen mit Investoren geführt, die Anteile an beiden Unternehmen halten. Gelingt es Buch, die Mehrheit der Anteilseigner zu überzeugen, wäre DW-Chef Michael Zahn im neuen Unternehmen wohl nicht mehr an Bord. Deutschlands Marktführer bietet sieben eigene Aktien für elf der Deutsche Wohnen plus jeweils 83,14 Euro Cash. Zusammen entspricht das 9,92 Milliarden Euro. Nach Berechnungen des Bankhauses Lampe werden damit rund 26 Euro für eine DW-Aktie geboten - ein Aufschlag von gut 27 Prozent auf den Wert des DW-Portfolios.

Institutionelle schieben an

Während das Papier der DW an der Börse zulegt, sind Vonovia-Aktien unter Druck. Anleger befürchten eine Gewinnverwässerung durch eine weitere Kapitalerhöhung. Nach 30 Prozent für den Kauf von Gagfah müsste das Grundkapital für den neuen Deal über 50 Prozent erhöht werden. "Die Übernahme schafft Wert für die Aktionäre von Deutsche Wohnen, aber nicht für die Anteilseigner von Vonovia", sagt Analyst Georg Kanders vom Bankhaus Lampe. Gut möglich, sagen deshalb einige, dass Vonovia für den Angriff den Unmut institutioneller Eigner über die von DW angestrebte Fusion mit LEG Immobilien nutzt.

Daher melden sich auch die Großaktionäre zu Wort. Vonovias Fusion mit Deutsche Wohnen sei von vielen erwartet worden, beim Deal sei jedoch Fingerspitzen­gefühl notwendig, sagt Hans Op’t Veld, Anlagestratege bei PGGM. Der niederländische Pensionsfonds hält ein Prozent an Vonovia und 1,4 Prozent an DW. Op’t Veld, verantwortlich für elf Milliarden Euro Investments, macht klar, was Institutionelle wollen - und was nicht: Der Deal mit der LEG verwässere die Qualität des Portfolios der DW. Gleichzeitig warnt Op’t Veld auch Vonovia davor, externes Wachstum als primäres Ziel zu sehen.

Am 28. Oktober stimmen die ­Aktionäre der DW auf einer außerordentlichen Hauptversammlung über den Zusammenschluss mit LEG ab, am 30. November Vonovias Anteilseigner über die Fusion mit DW. Buch hat sich festgelegt: Die Offerte der deutschen Nummer 1 steht nur dann noch, wenn die Fusion von LEG und Deutsche Wohnen scheitert.