Indus-Chef: "Wir waren noch nie so sexy"
Jürgen Abromeit, der Chef des Beteiligungsunternehmens Indus, verrät im Interview, wie der Konzern zwölf Prozent wachsen will.
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von Peer Leugermann, Euro am Sonntag
Euro am Sonntag: Immer mehr Anlegerinvestieren in den deutschen Mittelstand. Verschärft das den Konkurrenzkampf?
Jürgen Abromeit: Der Wettbewerb ist spürbar größer geworden. Es gibt einen richtigen Run auf unsere schönen Mittelständler und die bis zu 40.000 Unternehmen die etwa wegen ungelöster Nachfolgen derzeit zum Verkauf stehen. Gleichzeitig waren wir oder genauer das Geschäftsmodell von Indus noch nie so sexy.
Treibt das nicht die Kaufpreise?
Das tut es, doch ich spreche nur mit Mittelständlern, die auch nach dem Verkauf im Kirchenvorstand ihres Ortes bleiben wollen. Diesen bodenständigen Eigentümern ist der nachhaltige Erfolg ihres Unternehmens wichtiger als das höchste Gebot. Wir zahlen keine überhöhten Kaufpreise.
Wie sichern sie den Unternehmenserfolg?
Wir helfen mit drei Dingen: Personal, Geld und Netzwerk. Daran mangelt es besonders für die Auslandsexpansion oft. Dieses Jahr haben wir bei unseren Beteiligungen Betek und Bilstein & Siekermann rund 13 Millionen Euro in den Werksaufbau in China investiert. Für die Zukunft planen wir mit einem Investitionsvolumen von 10 bis 15 Millionen Euro jährlich mindestens zwei Auslandsprojekte umzusetzen.
Im vergangenen Jahr ist Indus organisch nur 1,5 Prozent gewachsen.
Das ist kein Wachstum bei dem ich jubelnd aus dem Fenster springe. Doch wir investieren so viel wie noch nie in unsere Beteiligungen. Das sichert den Erfolg auf dem Heimatmarkt, hinzu kommt, dass geeignete Beteiligungen von Deutschland aus ins Ausland expandieren und wir stärken unser Portfolio weiter mit gezielten Zukäufen. Zusammen führt das im bisherigen Jahresverlauf ztu Umsatzsteigerungen von zwölf Prozent. Dieses Wachstum wollen wir fortsetzen.
Wie groß soll dabei das organische Wachstum ausfallen? Organisch verfolgen wir das Ziel doppelt so schnell zu wachsen wie der deutsche Markt. Für 2016 sagen die Ökonomen hier ein Wachstum von gut 1,5 Prozent voraus. Wir haben daher das anspruchsvolle Ziel den Umsatz zwischen zwei und drei Prozent zu steigern.
Ein weiteres ihrer Ziele lautet zweistellige operative Margen. In der Metall- sowie der Fahrzeugtechnik wird das derzeit nicht erreicht. Warum?
Bei der Metalltechnik sind es zum Teil hausgemachte Probleme. Wir haben bei zwei Firmen in neue Anlagen investiert und die Anlaufkosten haben Marge gekostet. Zudem wurden zwei Beteiligungen von der Frankenaufwertung getroffen. Dort verlagern wir derzeit Produktion nach Deutschland und auch die Anlaufkosten in der Fahrzeugtechnik gehen zurück. In der Metalltechnik bin ich daher absolut sicher, nächstes Jahr bei der Marge wieder an der Zehn-Prozent-Marke zu kratzen.
Und bei der Fahrzeugtechnik?
Hier haben wir eher ein strukturelles Problem: Den Sittenverfall auf Seiten der großen Autokonzerne. Diese setzen ihre Zulieferer immer weiter unter Druck und gestehen ihnen mittlerweile nur noch Margen zwischen vier und sechs Prozent zu.
Wie reagieren Sie?
Wir sehen drei Möglichkeiten. Entweder wir schaffen es Systemlieferant zu werden und so höhere Margen zu bekommen oder wir erarbeiten uns eine so gute Position, dass die Konzerne ihren Margendruck an uns nicht mehr auslassen können. Die dritte und schlimmste Option lautet, dass wir aussteigen. Genau in dieser strategischen Diskussion befinden wir uns gerade.
Sie wollen Beteiligungen verkaufen?
Gegebenenfalls und nur punktuell, auf mittelfristige Sicht und nur im Bereich unserer Serienzulieferer. Unsere Beteiligungen im Autosegment, die in der Vorserie tätig sind, erzielen zweistellige Margen, und bei unseren Serienzulieferern arbeiten wir derzeit am Thema Systemlieferant. Diese Neupositionierungen werden eine Zeit dauern, danach werden wir die Situation neu bewerten.
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Bildquellen: INDUS Holding AG, Catrin Moritz/Indus
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