Euro am Sonntag-Interview

Grenkeleasing-Chef: "Es macht Spaß, zu gewinnen"

22.09.14 03:00 Uhr

Grenkeleasing-Chef: "Es macht Spaß, zu gewinnen" | finanzen.net
Wolfgang Grenke, Vorstandsvorsitzender der Grenze Leasing

Wolfgang Grenke, der Gründer des Leasingdienstleisters, über die Vorteile niedriger Zinsen, seine Ziele für die nächsten fünf Jahre und geschickte Schachzüge angesichts knapper Kasse.

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von Stephan Bauer, Euro am Sonntag

Wolfgang Grenke ist begeisterter Schachspieler. Der Gründer und Vorstandsvorsitzende des Leasingspezialisten Grenke weiß deshalb genau, wie wichtig die eröffnenden Züge in einer Partie sind. Als der heute 63-Jährige das Unternehmen 1978 gründete, zielte er direkt auf eine Marktlücke: Leasingverträge mit überschaubarem Vertragsvolumen, spezialisiert auf den IT-Bereich, also auf Computer, Drucker und andere Büroausstattung.

Aus bescheidenen Anfängen entwickelte sich ein Unternehmen mit Filialen in 27 Ländern, darunter Kanada und Brasilien. Die Grenke Gruppe betreut heute über 400.000 Verträge mit einem Volumen von im Schnitt etwas über 8.000 Euro. Die Vielzahl kleiner Kontrakte hat einen großen Vorteil: Das Risiko ist gut gestreut. Das ist ein Grund für die nachhaltige Geschäftsentwicklung. Selbst in der Finanzkrise, als es viele Pleiten gab, hielten sich die Baden-Badener wacker. Und seither profitiert Grenke von niedrigen Zinsen, die die Refinanzierung erleichtern.

€uro am Sonntag sprach mit Wolfgang Grenke über seinen Aufstieg zur Nummer 1 in Europa, seine weiteren Expansionspläne und die Vorteile eines passionierten Schachspielers im Finanzgeschäft.

€uro am Sonntag: Laut Ihrer Pro­gnose sind 2014 über 56 Millionen Euro Gewinn möglich, womit der Konzern den vierten Rekordgewinn in Folge erzielen würde. Wie lange wird die Serie noch halten?
Wolfgang Grenke:
Das starke Neugeschäft des laufenden Jahres wird sich erst nach 2015 in der Gewinnentwicklung niederschlagen - anfangs kommen bei uns immer vor allem die Kosten der Neuverträge zum Tragen. Wir haben noch Luft nach oben.

Die Konjunktur in Deutschland rumpelt: Der Ifo-Index ist viermal in Folge gesunken, die Investitionen - sie gelten als ein Indikator für die Leasingnachfrage - waren im zweiten Quartal rückläufig. Befürchten Sie eine Konjunkturdelle in Ihrem wichtigsten Markt?
Im Automobilbereich ist Leasing zwar die überwiegende Finanzierungsform, und wenn die Konjunktur schwach ist, ist auch das Leasing davon betroffen. Unser Geschäft ist jedoch nur indirekt konjunkturell beeinflusst. Nur zehn bis 15 Prozent der IT-Ausrüstungen werden geleast. Unsere Aufgabe ist es daher, den Markt zu erschließen, neue Klientel zu finden. Es gibt noch großes Potenzial. Aber natürlich beeinflusst uns der Wettbewerb, das heißt, wie aggressiv Banken bei ihren Kredit­angeboten sind und wie es um die ­Eigenfinanzierung der Unternehmen steht.

Spüren Sie hier Gegenwind?
Banken haben hohen Absatzdruck, die Eigenfinanzierungskraft der Unternehmen ist groß, das ist eher ungünstig. Aber wir haben den Vorteil, dass es den Kunden in unserem Kerngeschäft mit Leasinginvestitionen im IT-Bereich unter 25.000  Euro, dem sogenannten Small-Ticket-Leasing, eher um schnelle Entscheidungen und um geringen Verwaltungsaufwand geht.

Wie läuft es in kriselnden Ländern wie Frankreich oder Italien?
Viele Banken in diesen Ländern sind damit beschäftigt, Eigenkapital aufzubauen. Die Kreditvergabe ist deshalb teils noch sehr restriktiv. Das kommt uns entgegen, wir machen hier gutes Neugeschäft. Übrigens auch in der Schweiz, wo es überwiegend große Banken gibt, die sich um unsere Kernzielgruppe, kleine und mittelständische Unternehmen, weniger intensiv kümmern.

Grenke ist ein Zinsprofiteur: Der niedrige Zins erleichtert Ihnen die Refinanzierung des Neugeschäfts. Daneben bietet die Grenke Bank Festgeld zu günstigen Konditionen, was Ihnen ebenfalls billige Liqui­dität verschafft. Wollen Sie künftig auch direkt ans günstige Zentralbankgeld der EZB heran?
Wir prüfen das dauernd, aber es sind Investitionen in die Bankinfrastruktur notwendig, um EZB-Gelder zu erhalten. Derzeit läuft das Festgeld­angebot so gut, dass wir keinen Bedarf haben.

Wenn in Europa die Zinsen wieder steigen, kippt dann womöglich Ihre Erfolgsserie?
Eine Zinswende hätte zwar Einfluss, aber keinen gravierenden. Wir brauchen ein paar Wochen, um unsere Konditionen anzupassen, insofern würde das kurzfristig belasten. Generell sichern wir uns aber gegen Zinsveränderungen und auch Währungsschwankungen mit Finanz­geschäften ab.

Ist die Zeit angesichts der ­günstigen Bedingungen nicht reif für eine größere Akquisition?
Das halte ich eher für unwahrscheinlich. Wir haben bislang zwei kleinere Übernahmen gemacht, bei denen wir lange nacharbeiten mussten. Unser Ansatz ist anders. Wir arbeiten gern mit Franchisenehmern, die unser System zur Risikoeinschätzung von Leasingkunden genau kennen und Büros in neuen Märkten eröffnen - wie etwa im Falle zweier ehemaliger Mitarbeiter, die jetzt in Kanada für uns tätig sind.

Das ist ein eher familiärer Expan­sionsansatz, schnelleres Wachstum ist damit wohl kaum möglich ...
In unserem Geschäft muss man das Risiko genau beurteilen, weil man es nach Vertragsabschluss für vier Jahre trägt. Zudem unterliegen wir Eigenkapitalanforderungen. Rasches Wachstum würde auch bedeuten, dass wir unser Eigenkapital sehr rasch hochfahren müssten.

Lassen sich mit dem Franchise­system denn auch neue Märkte wie die USA oder China erobern - oder steht das gar nicht auf der Agenda?
Die Rahmenbedingungen in den USA sind nicht einfach. Ich werde das Gefühl nicht los, dass ausländische Finanzdienstleister Gefahr laufen, dass an ihnen Regulatorisches ausprobiert wird. Zudem ist das ­Risiko von großen Klagen und Schadenersatzforderungen hoch. Auch in Asien ist das ein entscheidender Punkt: die Rechtssicherheit. Hier gibt es aber interessante Regionen wie Hongkong, Singapur oder ­Japan.

Wann wollen Sie erste Schritte in Asien unternehmen?
Wir sind dran, in diesem Jahr wird das aber noch nichts. Derzeit steht erst einmal der Marktstart in Chile im Oktober auf der Agenda. Weitere Länder in Süd- und Lateinamerika wie Kolumbien oder Mexiko haben wir ebenfalls im Blick.

Wie soll Grenke in fünf Jahren aussehen, was ist Ihre Vision?
Wir wollen dann in allen wichtigen Märkten der Welt vertreten sein. Unsere Art zu wachsen werden wir fortführen. Wir folgen der Struktur des Mittelstands, wachsen in den Mittelstand hinein.

Wie kam es 1978 zur Idee, kleine ­IT-Anschaffungen zu verleasen?
Das Computerzeitalter brach an. Es ging mir darum, eine Alleinstellung zu haben. Das Geschäft mit kleineren Tickets hatte aber einen Haken: Man musste effizient arbeiten, damit der Verwaltungsaufwand nicht zu hoch wird. Da ich mich mit Computern gut auskannte und programmieren konnte, habe ich die passende Software selbst geschrieben.

Dachten Sie zu Anfang schon daran, Ihr Risiko zu streuen?
Das ist ein Vorteil, der sich erst mit wachsender Unternehmensgröße ergeben hat. Ganz am Anfang hatte ich gerade mal 1.800 Mark auf dem Konto, da wäre auch der Verlust eines einzelnen Kunden schon fatal gewesen. Mit heute über 400.000 laufenden Verträgen haben wir indes beste Voraussetzungen für eine stabile Entwicklung.

Die Zeiten niedriger Kontostände haben Sie längst hinter sich. Sie sind wohlhabend, fördern mit ­einer eigenen Stiftung Kunst und Sport. Was treibt Sie heute an?
Ich spiele gerne Schach. Es macht einfach Spaß, eine Partie zu gewinnen. Robert Hübner, einer der bekanntesten deutschen Schachspieler, hat einmal gesagt, er spiele nicht gegen Gegner, sondern gegen ein Ideal. Ganz so drastisch ist es in der wirtschaftlichen Realität zwar nicht, aber für mich zählt die Idee, etwas zu perfektionieren, den besten Zug zu spielen - nicht zuerst das Geld.

Sie sind jetzt 63. Denken Sie über Ihren Nachfolger nach?
Ich fühle mich noch fit und habe nicht vor, mich bald zurückzuziehen. Aber mein ältester Sohn arbeitet seit Anfang des Jahres im Unternehmen. Letztlich obliegt diese Entscheidung jedoch unserem Aufsichtsrat.

Kurzvita

Umtriebiger
Badener

Wolfgang Grenke (63) gründete 1978 die Grenkeleasing KG mit zwei Mitarbeitern. Im Jahr 2000 erfolgte der Börsengang. 2004 übertrugen Grenke und Frau Anneliese 675 000 Aktien auf die gemeinnützige Grenke-Stiftung. Diese engagiert sich in den Bereichen Sport, Kunst und Denkmalschutz. Nutznießer sind beispielsweise das Festspielhaus in Baden-Baden sowie der örtliche Schachverein, die Ooser Schachgesellschaft, die zahl­reiche Deutsche Mannschaftsmeisterschaften gewann.

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Bildquellen: Grenke Leasing

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