Euro am Sonntag-Interview

Ex-Allianz-Vorstand Hagemann: "Es begann ein gewisses Söldnertum"

23.03.21 17:30 Uhr

Ex-Allianz-Vorstand Hagemann: "Es begann ein gewisses Söldnertum" | finanzen.net
Reiner Hagemann

Reiner Hagemann » Der ehemalige Allianz-Vorstand spricht im Interview mit €uro am Sonntag über den Rückbau früherer Reformen.

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von Martin Reim, €uro am Sonntag

€uro am Sonntag: Sie haben 2005 die Allianz im Streit verlassen. Als einen Grund nannten Sie damals, dass eine neue Zwischenebene namens Allianz Deutschland AG eingezogen wurde. Nun wird sie zur reinen Finanzholding, und die deutschen Allianz-Töchter bekommen Macht zurück. Fühlen Sie sich in Ihrer Kritik bestätigt?
Reiner Hagemann: Ja. Mir und anderen war schon damals klar: Der Umbau schafft mehr Bürokratie und andere Probleme, als er löst. Er hat zusätzliches Kapital und Personal gebunden, ohne dass er wahnsinnig viel gebracht hat. Man muss sich mal vorstellen: Es gab zusätzlich einen 20-köpfigen Aufsichtsrat, und die Aufsichtsräte der Tochtergesellschaften blieben gleichzeitig bestehen.

Der damalige Vorstands- und jetzige Aufsichtsratschef Michael Diekmann hatte den Umbau durchgedrückt. Meinen Sie, er hat nun seine Meinung geändert?

Ich kann nicht in den Kopf von Herrn Diekmann sehen und weiß nicht, ob der Aufsichtsrat der Allianz SE offiziell zustimmen musste. Aber ich bin sicher, dass Herr Diekmann vorab informiert war. Selbst wenn er jetzt gegen den Rückbau war - er hört sowieso in zwei Jahren auf. Da hat er sich vielleicht gedacht: Da brauche ich keinen Widerstand mehr zu leisten.

Diekmann hat die Allianz als Vorstandschef von 2003 bis 2015 ziemlich umgekrempelt, sein Nachfolger Oliver Bäte hat das noch intensiviert. Was halten Sie davon?
Mit Herrn Diekmann hatte ein neues Denken Einzug gehalten - nach dem Motto: Wir machen alles, was Geld bringt. Ich hätte es besser gefunden, auf den Versicherungsbereich konzentriert zu bleiben. Zudem begann ein gewisses Söldnertum. Es kamen Leute in Vorstände, die erst relativ kurz im Konzern waren und in erster Linie daran dachten, was bestimmte Entscheidungen für sie persönlich bringen, nicht für das gesamte Unternehmen.








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