Hier stimmt was nicht: Bauer AG - Zu viel Luft in der Bilanz

von Jörg Lang, Euro am Sonntag

Steigende Zinsen in den USA verteuern Auslandskapital in den aufstrebenden Ländern. Damit rechnen sich viele Projekte nicht mehr, ausländische Investoren wandern ab. Das betrifft auch die in Schrobenhausen beheimatete Bauer AG. Das Unternehmen ist im Spezialtiefbau und mit seinen Baumaschinen auf der ganzen Welt vertreten, gerade auch in Schwellenländern.

Allerdings laufen die Geschäfte schon eine ganze Zeit nicht mehr rund. Konnte die Firma in den ersten beiden Jahren nach dem Börsengang 2006 glänzen, herrschte in der Folge meistens Flaute. Weil Bauer gleichzeitig stark in den Maschinenpark investierte, war der Cashflow in der Regel deutlich negativ, die Verschuldung stieg an.

Auch im ersten Halbjahr 2018 war das der Fall. Laut Halbjahreszahlen verbrauchte Bauer fast 60 Millionen Euro mehr, als in die Kasse kamen. Natürlich kann das einem harten Winter geschuldet sein. Dass aber die Finanzverhältnisse zuvor schon alles andere als beruhigend waren, wird dadurch belegt, dass Bauer Kreditbedingungen neu verhandeln musste.

Im Moment hat Bauer Nettofinanzverbindlichkeiten in Höhe von rund 700 Millionen Euro. Dem steht ein erwartetes Betriebsergebnis von 90 Millionen Euro gegenüber. In der Summe waren die freien Cashflows der vergangenen zehn Jahre negativ. Operative Entschuldung ist so nicht möglich.

Nun hat Firmenchef und Großaktionär Thomas Bauer seinen Rücktritt erklärt, will noch in diesem Jahr seinen Nachfolger vorstellen. Er selbst will in den Aufsichtsrat wechseln. Ob so der Umbruch gelingen kann? Ein neuer Chef müsste auf eine Verschlankung und eine Risikoreduzierung der Bilanz hinwirken. Das ginge nur durch den Abbau der Aktiva, also des Maschinenparks, und eine Erhöhung des Eigenkapitals. Heißt: Sonderabschreibung in dreistelliger Millionenhöhe und eine entsprechende Kapitalerhöhung.

Unser Kolumnist Jörg Lang beschäftigt sich seit 1988 mit dem Thema Aktien.