Grenke-Aktie: Aus Baden-Baden über den Atlantik

von Florian Westermann, Euro am Sonntag

Plus 40 Prozent seit Jahresbeginn - damit lässt die Aktie von Grenke, Europas größtem Vermieter von ­IT-Ausstattungen für Büros, den Vergleichsindex SDAX weit hinter sich. Mieten statt kaufen ist seit Jahren ein Trend, der die Geschäfte der Baden-Badener beflügelt. Die jüng­sten Ergebnisse, die Firmenchef und Gründer Wolfgang Grenke im Gepäck hatte, untermauern das.

In den ersten sechs Monaten stieg das akquirierte Volumen - das ist die Summe der Anschaffungskosten für neu erworbene Leasinggegenstände - um 21 Prozent auf 940 Millionen Euro, die Profitabilität lag auf dem hohen Wert des Vorjahres. Noch stärker entwickelte sich das zweite Standbein, der Bereich Factoring. Gegen eine Gebühr übernimmt Grenke das Forderungsmanagement für Unternehmenskunden, die damit liquider werden. Der Bereich wuchs in den ersten sechs Monaten um ein Viertel auf 200 Millionen Euro.

"Alle unsere Segmente entwickelten sich mindestens im Rahmen unserer Erwartungen, einige sogar besser", sagt Firmenchef Grenke. Für das laufende Geschäftsjahr stellt der Unternehmer im Segment Leasing nun ein Neugeschäftswachstum zwischen 16 und 21 Prozent in Aussicht. Bislang lag die Prognose bei elf bis 16 Prozent. Es war nicht das erste Mal, dass der 66-Jährige die An­leger mit einer Prognoseanhebung überraschte. An der Börse sorgten die Zahlen für einen neuen Kursrekord.

Profiteur niedriger Zinsen

Grenke kommen vor allem die niedrigen Zinsen zugute. Weil Kredite so günstig sind, kann der Leasingspezialist Computer, Drucker und andere Büroausstattung preiswert refinanzieren. Die Kunden wiederum profitieren von den niedrigen Mieten. Das kurbelt das Geschäft des Marktführers an. Die Sorgen vieler Anleger hinsichtlich negativer Auswirkungen auf das Mietgeschäft durch moderat höhere Zinsen sind derzeit vergessen.

Gebannt ist die Gefahr höherer Zinsen aber nicht. Das Ende der ­ultralockeren Geldpolitik zeichnet sich weltweit ab. Allerdings: Eine schnelle Wende hin zu einer rigoroseren Geldpolitik ist so gut wie ausgeschlossen.

Eine weitere Herausforderung ist der Trend hin zur Cloud, also der Auslagerung von Software ins Internet. Diese Entwicklung dürfte langfristig zu niedrigeren Investitionen in die IT führen und könnte somit ein Problem für den Mittelständler werden.

Geschäftsbereiche außerhalb der IT sollen die Wachstumsraten aber auf hohem Niveau halten. "Neben IT-Produkten finanzieren wir heute beispielsweise auch kleine Maschinen und medizintechnische Geräte. In diesen Bereichen sehen wir für die Zukunft großes Potenzial", sagt Grenke. Konzernweit will der Leasinganbieter in den nächsten fünf Jahren um jährlich zwölf Prozent wachsen.

Dafür treibt Grenke auch die Expansion ins Ausland voran. Während das Geschäft in Deutschland moderat wächst, verzeichnet Grenke in Regionen wie Nord-, Süd- und Osteuropa deutlich zweistellige Zuwachsraten. Vor allem der US-Markt verspricht Analysten zufolge Potenzial. Die Pläne dafür liegen schon in der Schublade.