Heidelberger Druck: Jetzt wird auf die Tube gedrückt
Dem Druckmaschinenhersteller ist die ersehnte Gewinnwende gelungen. Höhere Margen, mehr Service und Übernahmen sollen jetzt dauerhaft schwarze Zahlen bringen.
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von Peer Leugermann, Euro am Sonntag
Geschafft. Nach mehr oder weniger sieben Jahren mit Verlusten - 2014 gab es eine schwarze Null - hat Heidelberger Druck im Geschäftsjahr bis Ende März erstmals wieder einen ansehnlichen Nettogewinn geschrieben. An der Börse kamen 28 Millionen Euro Plus bestens an: Die Aktie sprang bis zu 15 Prozent in die Höhe.
Vor allem das operative Ergebnis überraschte: Bereinigt um Sondereinflüsse legte der Bruttogewinn (Ebitda) um mehr als ein Drittel auf 189 Millionen Euro zu, der Umsatz währungsbereinigt um vier Prozent auf 2,5 Milliarden Euro.
Positive Signale
Die jüngsten Zahlen sind auch ein gutes Signal für die Zukunft. Denn sie zeigen, dass der Druckmaschinenhersteller wieder in der Lage ist, 150 Millionen Euro oder mehr zu verdienen. Und das ist wichtig. "Bei mehr als 150 Millionen Euro Ebitda machen wir unterm Strich Gewinn", erklärt Finanzchef Dirk Kaliebe. Ziel sei es, nun "auch im zweiten, dritten und vierten Jahr unterm Strich Gewinn zu schreiben".Service und Übernahmen
Um den Umsatz ab sofort um zwei bis vier Prozent pro Jahr zu steigern, muss Heidelberger Druck weiter in seine Geschäftsfelder Digitaldruck und Services investieren. Laut Kaliebe kein Problem. "Mit 700 Millionen Euro Finanzierungsrahmen sind wir dazu in der Lage."Der Kurs ist klar: Die Heidelberger wollen vor allem ihr Servicegeschäft mit weiteren Zukäufen stärken. Mit diesem machen sie 40 Prozent der Erlöse. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet Kaliebe ein bis zwei Zukäufe.
Das Servicegeschäft ist vor allem deshalb interessant, weil sich mit Ersatzteilen, Verbrauchsartikeln wie Druckertinte und Kundendienst besser verdienen lässt als mit den Maschinen. Die Anlagen bringen vier bis sechs Prozent operative Gewinnmarge - die Servicemarge erreichte knapp elf Prozent. Damit wollen die Heidelberger neue Absatzmärkte im Volumen von über sieben Milliarden Euro erobern.
Doch auch im Stammgeschäft verbessert sich die Lage. Die Ausgaben für Druckerzeugnisse weltweit liegen seit 2009 stabil bei über 400 Milliarden Euro. Als Wachstumsmarkt innerhalb der Branche gelten digitale Drucker für den Werbe- und Verpackungsdruck. Lange vernachlässigt, bieten die Baden-Württemberger inzwischen auch hier ein umfassendes Sortiment.
Ohne Übernahmen und Kooperationen wäre der Umsatz 2015/16 indes kaum gestiegen. Um die Geschäftsbereiche zu stärken und das Marktpotenzial bestmöglich zu bedienen, wird das Unternehmen den Expansionskurs laut Kaliebe die nächsten Jahre weiterfahren. Bis die Früchte der Produkt- und Serviceoffensive eingefahren werden, dauert es aber noch.
Aufbau der Basis
Der Digitaldruck steht erst für einen sehr kleinen Teil der Maschinenverkäufe. Damit das Geschäft mit Druckertinte richtig in Gang kommt, muss die installierte Basis entsprechend groß sein. Kaliebe glaubt, dass es bis zu drei Jahren dauert, bis die Zahl der neuen Drucker groß genug ist, um ein substanzielles Servicegeschäft mit ihnen zu machen. Dafür bedeutet jeder verkaufte Drucker auf Jahre hinaus einen festen Abnehmer für die eigenen Verbrauchsmaterialien.Auch wenn die Aktie auf dem momentan Niveau günstig bewertet ist, brauchen Anleger wohl weiterhin Geduld und starke Nerven.
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