Euro am Sonntag-Einschätzung

Deutsche Bank: Rettung verzweifelt gesucht!

24.10.16 22:14 Uhr

Deutsche Bank: Rettung verzweifelt gesucht! | finanzen.net

Geringe Erträge und hohe Strafzahlungen setzen der Deutschen Bank zu. Ein neues Geschäftsmodell soll her, doch dazu müssten sich die Banker vom Investmentbanking verabschieden.

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von Birgit Haas, Euro am Sonntag

Der Aktie der Deutschen Bank steht erneut eine Bewährungsprobe bevor. In der kommenden Woche präsentiert das größte Geldhaus des Landes Quartalszahlen. Analysten erwarten einen Rückgang des Gewinns. Auch der Umsatz im Wertpapierhandel soll geschrumpft sein - ganz im Gegensatz zur US-amerikanischen Konkurrenz.

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Große Institute wie die Bank of America, JP Morgan oder Goldman Sachs hatten zuletzt starke Bilanzen präsentiert. Der Handel mit Wertpapieren, Währungen und Rohstoffen trug einen wesentlichen Anteil zu den guten Ergebnissen bei. Besonders der Anleihehandel im Sommer beflügelte die Unternehmen.

Das Marktumfeld ist also gut. Doch auch das rettet die Deutsche Bank derzeit nicht davor, dass Investoren die Aktie skeptisch sehen. Seit eine Forderung der US-Justiz über eine Strafzahlung von umgerechnet 12,5 Milliarden Euro im Raum steht, sehen viele Marktteilnehmer die Kapitalbasis der Deutschen Bank gefährdet. Das Geldhaus hat lediglich 5,5 Milliarden Euro an Rückstellungen gebucht - für alle Strafzahlungen, die aus den aktuell rund 7.000 laufenden Prozessen resultieren können.
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Zwar erscheinen die Liquiditätsreserven mit laut Vorstandschef John Cryan 215 Milliarden Euro hoch. Eine Insolvenz, über die unlängst spekuliert wurde, ist somit unwahrscheinlich. Doch die Eigenkapitalquote ist im Vergleich zu europäischen Banken wie etwa der Credit Suisse sehr niedrig.

Rückzug aus den USA?

Neben vielen Investoren fordert auch der Internationale Währungsfonds (IWF), dass Cryan endlich eine zukunftsfähige Strategie präsentiert. Aus Finanzkreisen heißt es, der Deutschen Bank fehle eine klare Ausrichtung, zum Beispiel auf die Vermögensverwaltung oder Firmenfusionen. Die Bank solle zudem möglichst zügig ihre rechtlichen Risiken sowie die Bilanzrisiken etwa aus dem Investmentbanking abbauen.

Cryan sucht händeringend nach einer Lösung. Jüngsten Spekulationen zufolge erwägt die Deutsche Bank, sich aus dem Investmentbanking in den USA zurückzuziehen. Das wäre eine radikale Abkehr von den Ambitionen, die die Deutsche Bank seit 1999 mit dem Einstieg ins globale Kapitalmarktgeschäft verbunden hatte.
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Die US-Investmentbanken dominieren mehr denn je das Geschäft, die Frankfurter hingegen sind in der Top-­5-Rangliste nicht mehr vertreten. Ein solcher Strategiewechsel wäre nicht nur im Sinne der Aktionäre und Gläubiger, er dürfte auch die US-Justiz milde stimmen. Ein derartiger Schwenk könnte eine Einigung beschleunigen und die Geldstrafe deutlich verringern.

Intern dürfte der Rückzug aus dem ­Investmentbanking auf harten Widerstand stoßen. Er widerspricht insbesondere der Marschrichtung des langjährigen Aufsichtsratschefs Paul Achleitner. So schrieb der Chef des Investmentbankings in Europa, Alasdair Warren, in einem Gastbeitrag in der "Börsen-Zeitung", die Deutsche Bank wolle am Invest­mentbanking festhalten und in zwei bis drei Jahren wieder an der europäischen Spitze stehen. Dafür sei auch die US-Präsenz vonnöten.

Dass die Strategie des schon im Umbau befindlichen Kreditinstituts bald auch den Aufsichtsrat beschäftigen dürfte, gilt als sicher. Bereits bei der Präsentation der Quartalszahlen am kommenden Donnerstag könnte Finanz­vorstand Marcus Schenck kurzfristige Maßnahmen bekannt geben - etwa den Abbau weiterer Stellen. Bisher will der Konzern weltweit 9.000 seiner rund 100.000 Stellen streichen, davon 4.000 in Deutschland. Schenck hatte offenbar be­reits angedeutet, dass womöglich weitere 10.000 Jobs wegfallen könnten.

Eine Kapitalerhöhung gilt unterdessen in Finanzkreisen als sicher. Berichten zufolge soll die mit acht Prozent beteiligte Familie Al-Thani aus Katar zusammen mit weiteren Investoren für eine deutliche Erhöhung ihres Anteils bereitstehen. Zudem könnte die Deutsche Bank einen Börsengang der Vermögensverwaltung oder eine Boni-Sperre in Erwägung ziehen, um an Kapital zu kommen. Als Erstes aber muss das Verhandlungsergebnis mit der US-Regierung vorliegen - ursprünglich wollte Cryan bis Ende Oktober Klarheit schaffen. Doch nun könnte sich dies noch bis zu den US-Wahlen am 8. November hinziehen.

Investor-Info

Deutsche Bank
Papier für Trader

Erst vor etwas mehr als zwei Wochen hat das Papier der Deutschen Bank bei 9,90 Euro ein neues Rekordtief markiert. Seither hat sich der Kurs zwar erholt, doch die fundamentale Lage sieht weiter schlecht aus. Das noch offene Verfahren mit der US-Justiz könnte die Bilanz stark belasten, eine Kapitalerhöhung gilt in Finanzkreisen als wahrscheinlich. Strategisch gibt es viele Fragezeichen. Die Aktie ist unserer Ansicht nach kein Investment, sondern nur für spekulative Trader geeignet.

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Bildquellen: Thomas Lohnes/Getty Images, 360b / Shutterstock.com

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