Euro am Sonntag-Einschätzung

Daimler: Schaffe, ned schwätze!

07.02.17 16:45 Uhr

Daimler: Schaffe, ned schwätze! | finanzen.net

Dieter Zetsche verkneift sich Aussagen zu Trump. Der Chef von Daimler will bei den Trucks sparen und setzt auf die Chancen im Wachstumsmarkt Elektro-Mobilität.

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von Thomas Schmidtutz, Euro am Sonntag

Die Jahrespressekonferenz dauerte schon gut anderthalb Stunden, da wurde es Daimler-Chef Dieter Zetsche zu bunt. Man könne, beschied der Manager mit dem charakteristischen Schnauzer den Journalisten, jetzt gern in immer neuen Variationen nach den politischen Entwicklungen in den USA fragen, aber Daimler werde die ersehnte Schlagzeile nicht liefern.



Dabei hatten sich die Pressevertreter so viel Mühe gegeben. Wie sich mögliche US-Strafzölle für ­Autoimporte aus Mexiko, wo die Schwaben derzeit gemeinsam mit ihrem Partner Nissan ein neues Werk bauen, denn auf Daimlers Pkw-Geschäft auswirken könnten. Ob sich Teile der Produktion aus Mexiko auch ins US-Werk in Tuscaloosa verlegen ließen, wo Mercedes-Benz bereits die City-Offroader GLE und GLS produziert und neuerdings auch die C-Klasse. Und warum man sich nicht ein Beispiel an Siemens-Boss Joe Kaeser nehme, der tags zuvor anlässlich der Haupt­versammlung ein eindringliches Plädoyer für den internationalen Freihandel gehalten hatte.

Doch Zetsche und Finanzvorstand Bodo Uebber beschränkten sich bei ihren Aussagen eisern auf ihr Geschäft. Das kann sich ja auch sehen lassen: Daimler hat 2016 erneut Bestwerte bei Absatz, Umsatz und Ergebnis hingelegt. Die Zeiten des stürmischen Wachstums sind jedoch vorerst vorbei. In den zwei Jahren davor hatte Daimler das operative Ergebnis noch um stolze 36 respektive 27 Prozent verbessert. 2016 reichte es beim bereinigten operativen Ergebnis zu einem Zuwachs von bloß drei Prozent.


Auch 2017 halten die Schwaben den Ball lieber erst mal flach. Das Konzern-Ebit solle nochmals leicht steigen, sagte Uebber - was im Konzernsprech einen Zuwachs von 2,5 bis zehn Prozent bedeutet. Analysten trauen dem Konzern knapp zehn Prozent zu. Das Unternehmen erwartet zwar angesichts seiner runderneuerten Produktpalette im Pkw-Geschäft um Mercedes-Benz für 2017 operativ erneut deutliche Zuwächse, doch in ihrer zuletzt von Absatzeinbrüchen in Brasilien und der aufziehenden Flaute auf dem US-Markt arg gebeutelten Nutzfahrzeugsparte gehen die Stuttgarter von einem leichten Gewinnrückgang aus.

Um die Sparte auf Kurs zu bringen, bereitet Truck-Chef Wolfgang Bernhard ein weiteres Sparprogramm vor. Insgesamt sollen die Kosten in Brasilien und Europa im laufenden Jahr um weitere 400 Millionen Euro runter.

Konservative Prognose

An der Börse kam der verhaltene Ausblick nicht allzu gut an. Daimler-Finanzchef Uebber ist jedoch für seine konservativen Prognosen bekannt. Die Lage bei Daimler Trucks ist zwar schwierig, doch das neue Sparprogramm dürfte spürbare Entlastung bringen. Und bei Mercedes-Benz bleibt die Ampel ohnehin auf Grün. Schließlich verfügen die Schwaben über das jüngste Produktportfolio im Premiumsegment - und das erfolgreichste obendrein.


Damit das so bleibt, wollen ­Zetsche, Uebber und Co weiter kräftig investieren und den Sprung ins heraufziehende Zeitalter der Elektromobilität schaffen. Kaum ein anderer Autobauer ist dafür besser gerüstet als Daimler.

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Bildquellen: Daimler, sippakorn / Shutterstock.com

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