Brasilien-Investments: Gruselkabinett für Investoren
Das Land am Zuckerhut versinkt in einem Sumpf von Korruption. An der Börse in São Paulo hat dies einen Kursrutsch ausgelöst. Wie Anleger jetzt reagieren sollten.
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von Emmeran Eder, Euro am Sonntag
Der Vampir steckt in der Klemme. Der oberste Gerichtshof Brasiliens hat ein Ermittlungsverfahren gegen Staatspräsident Michel Temer wegen Korruption eröffnet. Dieser wird wegen seiner steifen Manieren und seiner Gothic-inspirierten Erscheinungsweise bisweilen spöttisch als "Vampir" bezeichnet.
Gruseln lässt die Brasilianer da auch, dass Audiomitschnitte aufgetaucht sind, die nahelegen, dass Temer und seine Regierung tief in den Bestechungsskandal um den Ölkonzern Petrobras und andere Korruptionsfälle wie Geldzuwendungen an Richter und Parlamentarier verwickelt sind. Temer bestreitet das und behauptet, die Aufzeichnungen seien verändert worden.
Die Börsianer glauben ihm offenbar nicht. Nach Bekanntgabe der Nachricht stürzte der Leitindex Bovespa um zehn Prozent ab und die Landeswährung Real zum Euro um drei Prozent. Die Angst vor einer langen Phase der politischen Unsicherheit lässt die Anleger aus Aktien fliehen. Temer könnte zu einer "lame duck" werden, solange die Ermittlungen gegen ihn andauern, was gleichbedeutend mit politischem Stillstand wäre. Auch ein Amtsenthebungsverfahren ist denkbar.
Die Unsicherheit könnte sich bis zu den offiziellen Präsidentenwahlen Ende 2018 hinziehen. Bei der kandidiert wohl Ex-Präsident Lula wieder, der im Volk sehr populär ist. Obwohl während seiner Amtszeit die Börse haussierte, geht bei Investoren die Sorge um, dass er die Reformen, die Temer angestoßen hat, zurückdreht.
Dieser hat das Rentenalter von 60 auf 65 Jahre bei Männern und von 55 auf 65 bei Frauen hochgesetzt. Zudem hat er den Kündigungsschutz gelockert und Sozialprogramme gestrichen. Dagegen gibt es massive Proteste in der Bevölkerung. Temer ist in Umfragen der unbeliebteste Präsident aller Zeiten.
Ende der Rezession
Die Börsianer jedoch goutierten seine Reformen. Seit der Absetzung von Vorgängerin Dilma Rousseff vor einem Jahr stiegen die Aktienkurse kräftig. Hinzu kam, dass sich die ökonomischen Daten stark verbesserten. Die Inflation und das Handelsbilanzdefizit verringerten sich deutlich. Dabei half die angesprungene Nachfrage nach Rohstoffen wie Öl, Erz und Agrarprodukten. Nach zwei Jahren mit jeweils negativem Wachstum von minus 3,6 Prozent deutet sich 2017 ein leichtes BIP-Plus von 0,2 Prozent an. Das Ende der Rezession scheint erreicht. Der IWF rechnet 2018 mit 1,7 Prozent BIP-Zuwachs. Problematisch ist jedoch die hohe Arbeitslosigkeit von 12,1 Prozent.
Einige Profis wie Emerging- Markets-Legende Mark Mobius blasen unter langfristigen Gesichtspunkten bereits zum Einstieg in São Paulo. Schwellenländerspezialist Gerhard Heinrich vom Informationsdienst Emerging Markets Trader rät zum Abwarten: "Die politische Krise wird sich nicht von heute auf morgen auflösen. Die Nervosität an der Börse wird hoch bleiben. Sollte es aber noch zu weiteren Kursabschlägen kommen, würde ich kaufen."
Sicherer erscheint es derzeit, in Brasilien-Anleihen zu gehen. Die sind im gleichen Maß eingebrochen wie Aktien. Die Staatsverschuldung ist noch im Rahmen, Zahlungsausfälle sind wegen der hohen Devisenreserven von 368 Milliarden US-Dollar kaum zu erwarten. Mit einem Anleihefonds (siehe unten) ist ein Engagement möglich.
Investor-Info
HSBC GIF Brazil Bond
Brasilien-Bonds für Mutige
Der Fonds investiert in brasilianische Staats- und Unternehmensanleihen vorwiegend in Real und zu einem kleinen Teil in US-Dollar. Etwa zwei Drittel des Kapitals werden in Non-Investment-Grade-Bonds angelegt, was für eine hohe Volatilität sorgt. Dieses Jahr ist die Rendite bisher leicht negativ, auf Sicht von einem Jahr beträgt das Plus aber 25 Prozent, im Fünfjahreszeitraum steht eine jährliche Wertsteigerung von zwölf Prozent zu Buche. Nur für risikobereite Anleger geeignet.
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Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
Name | Hebel | KO | Emittent |
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Bildquellen: Filipe Frazao / Shutterstock.com, Filipe Matos Frazao / Shutterstock.com
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Datum | Rating | Analyst | |
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30.12.2011 | Petroleo Brasileiro kaufen | Raiffeisen Centrobank AG | |
27.08.2010 | Petroleo Brasileiro overweight | Barclays Capital | |
07.09.2009 | Petrobras outperform | Credit Suisse Group | |
10.07.2009 | Petroleo Brasileiro buy | UBS AG | |
08.05.2008 | Petrobras kaufen | Focus Money |
Datum | Rating | Analyst | |
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30.09.2011 | Petroleo Brasileiro halten | Raiffeisen Centrobank AG | |
01.07.2011 | Petroleo Brasileiro halten | Raiffeisen Centrobank AG | |
12.11.2010 | Petroleo Brasileiro neutral | UBS AG | |
06.09.2010 | Petroleo Brasileiro equal-weight | Barclays Capital | |
01.07.2010 | Petrobras halten | Raiffeisen Centrobank AG |
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04.10.2010 | Petroleo Brasileiro sell | UBS AG | |
24.08.2010 | Petroleo Brasileiro sell | UBS AG |
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