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VaR-Strategie: Mit soliden Aktien den DAX schlagen

09.02.16 16:00 Uhr

VaR-Strategie: Mit soliden Aktien den DAX schlagen | finanzen.net

Seit Anfang 2015 hat das Musterdepot von €uro am Sonntag den deutschen Leitindex klar abgehängt. Anleger können auf die Strategie setzen.

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von Tobias Aigner, Euro am Sonntag

Drei Wörter waren genug. Drei Wörter von George Soros, um an den Finanzmärkten böse Erinnerungen zu wecken. "Wir wiederholen 2008", hat der Starinvestor in einem TV-Interview gesagt. 2008 - das war das Jahr der Finanzkrise. Als der DAX um mehr als 40 Prozent abschmierte und die Weltwirtschaft in eine schwere Rezession schlitterte. Soros rechnet an den Börsen jetzt mit einer ähnlichen Havarie. Wenn man ihm Glauben schenkt, sehen Anleger düsteren Zeiten entgegen.



Ob der Crash wirklich kommt, weiß jedoch niemand. Fest steht bislang nur, dass die Börsen nach ihrem Fehlstart wieder hypernervös sind. Anleger sind daher gut beraten, ihr Risiko im Griff zu behalten. Dabei hilft die VaR-Strategie. €uro am Sonntag hat sie im April 2013 zusammen mit dem Finanzprofessor Stefan Mittnik von der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität ausgetüftelt - und in einem Aktienmusterdepot umgesetzt. Seit drei Monaten können Anleger per Zertifikat auf das Portfolio setzen.

Was die Strategie auszeichnet? Dass sie Ruhe ins Depot bringt. Umgeschichtet wird nur alle vier Wochen, und zwar nach festen Regeln. Damit schaltet die Strategie das größte Risiko an der Börse gleich komplett aus: die eigene Psyche. Meist kommen Anleger mit ihren Aktienkäufen vor allem deshalb nicht auf einen grünen Zweig, weil sie abwechselnd in Angst und Gier verfallen - und zum falschen Zeitpunkt aus- und einsteigen. Mit einer regelbasierten Anlageformel wie der VaR-Strategie lassen sich solche Psychofallen erfolgreich umschiffen.


Allerdings ist das nicht der einzige Kniff, mit dem die Strategie das Verlustrisiko senkt. Der zweite ist der VaR-Indikator. Er liefert in stressigen Börsenphasen Ausstiegssignale. Tritt ein solches Signal auf - zum Beispiel wenn Soros’ dunkle Prognose wahr wird -, werden alle Aktienpositionen glattgestellt. In den folgenden vier Wochen hat der Investor dann nur Cash im Depot, was große Verluste abfedern kann und die Nerven schont. Wie im September 2015: Da zeigte der VaR-Indikator einen "Verkauf" an, bevor der DAX noch mal richtig auf Tauchstation ging.

Risikodämpfer eingebaut

Oft treten diese Ausstiegs­signale allerdings nicht auf. Dafür muss es an der Börse schon richtig krachen. Doch selbst wenn das Depot voll investiert ist, hat es noch einen Risikodämpfer eingebaut, und zwar in der Aktienauswahl. Denn ins Portfolio wandern nur die risikoärmsten DAX-Titel. Gemessen wird die Verlustgefahr dabei an der Kennziffer Value at Risk (VaR), die der Finanzforscher Mittnik für €uro am Sonntag berechnet und die im Kursteil von Euro am Sonntag für alle wichtigen Aktien veröffentlicht wird.

Risiken zu mindern ist eine wichtige Mission der VaR-Formel. Das bedeutet aber nicht, dass Anleger auf hohe Renditen verzichten müssen. So hat die Strategie seit Anfang 2015 gut zehn Prozent draufgesattelt - nach Kosten gerechnet. Der DAX verlor im gleichen Zeitraum fast ein Prozent.


Der Vorsprung kann sich also sehen lassen. Er ist vor allem der Aktienauswahl zu verdanken. Denn starke DAX-Titel wie Fresenius, Fresenius Medical Care, Deutsche Börse, SAP und Beiersdorf waren vergangenes Jahr sehr häufig im VaR-Depot vertreten. Die fünf schwächsten DAX-Titel - RWE, Eon, Volkswagen, Deutsche Bank und Commerzbank - dagegen nie.

Richtig daneben lag die Strategie 2015 nur mit Linde. Die Aktie war im Portfolio, als der Industriegasekonzern Ende November eine Gewinnwarnung herausgab. Folge: Der Kurs stürzte auf einen Schlag um fast 15 Prozent ab und zog das Depot nach unten. Kurz darauf wurde der Titel verkauft, weil sein VaR extrem stark angestiegen ist. Erst seit vergangenem Freitag ist er wieder im Depot.

Das Beispiel zeigt, dass Anleger eines beachten sollten: Die VaR-Strategie ist keine Wunderwaffe. Auch sie setzt mal auf das falsche Pferd und hat Schwächephasen. 2014 etwa verlor sie 0,7 Prozent, während der DAX 2,7 Prozent draufsattelte.

In solchen Zeiten gilt es, nicht gleich die Flinte ins Korn zu werfen. Wer auf die VaR-Strategie setzt, sollte ihr mindestens drei bis fünf Jahre Zeit geben, um ihr Ziel zu erreichen. Und das lautet, ein besseres Rendite-Risiko-Verhältnis zu erzielen als der DAX. Im Klartext: Das Musterdepot sollte mit dem deutschen Leitindex mindestens mithalten und zugleich dessen enorme Schwankungen abfedern.

Beeindruckende Historie

In der Rückschau hat die VaR-Strategie diese Vorgaben weit mehr als erfüllt. Finanzforscher Mittnik hat ihre Wertentwicklung im Jahr 2013 für fünf Jahre zurückgerechnet (ohne Kosten). Fünf Jahre deshalb, weil die VaR-Daten, die Mittnik nach neuen Erkenntnissen der Risikoforschung berechnet, erst seit März 2008 verfügbar sind.

Das Ergebnis: Die Strategie schaffte ein Plus von 164 Prozent und lässt den DAX ganz schön alt aussehen. Mittnik warnte allerdings schon damals vor zu hohen Erwartungen: "Dass die Strategie jedes Jahr 20 Prozent abwirft, damit rechne ich nicht", sagte er. Dass sie weiter gute Resultate einfährt, dafür stehen die Chancen aber gut. Denn ganz gleich, ob der große Crash nun kommt oder nicht: Risiken zu kontrollieren war an der Börse noch nie ein Fehler.

Glossar:

Value at Risk (VaR)

Value at Risk ist eine Risikokennzahl für Investments. Angegeben wird sie mit Konfidenzniveau (in €uro am Sonntag: 95 Prozent) und Haltedauer (eine Woche). So lassen sich wahrscheinliche Obergrenzen für Verluste angeben. Die Allianz-Aktie hat zum Beispiel aktuell einen VaR von 5,9 Prozent. Das bedeutet: Mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent fällt der Kursverlust auf Wochensicht nicht höher als 5,9 Prozent aus.

Das Investment
VaR-Strategie als Zertifikat

Anleger können mit einem Zertifikat (ISIN: DE 000 LS9 HDH 9) auf das VaR-Strategie-Depot setzen. Es ist bei allen gängigen Online­brokern und Filialbanken zu ordern und wird an der Börse Stuttgart sowie beim Finanzdienstleister Lang & Schwarz gehandelt. Die jährliche Verwaltungsgebühr liegt bei 0,95 Prozent. Hinzu kommt eine Performance­gebühr von acht Prozent - allerdings nur, wenn der Zertifikatekurs ein neues Hoch im laufenden Kalenderjahr erreicht (High-Watermark-Regel). Aktuell liegt der Kurs bei 101,57 Euro, die High Watermark bei 106,47 Euro.

Die Rückrechnung
Besser als der DAX

Der Münchner Finanzwissenschaftler Stefan Mittnik hat die Wertentwicklung der VaR-Methode im März 2013 für fünf Jahre zurückgerechnet. Ergebnis: Die Strategie schlägt den DAX um Längen. Sie legte um 164 Prozent zu. Der Index kletterte nur um 28 Prozent.

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