Hier stimmt was nicht! Braucht Bayer wieder Geld?
Bei Bayer scheinen Milliarden kaum noch zu zählen. Diesen Eindruck gewinnt der Beobachter nach der Veröffentlichung der Zahlen zum dritten Quartal.
von Jörg Lang, Euro am Sonntag
Mit diesem Abschluss haben es alle schwarz auf weiß, dass der Einstieg bei Monsanto ein riesiger Fehler gewesen ist. Das Betriebsergebnis der Agrarchemiesparte liegt schon vor allen Abschreibungen und Zinskosten unter der Nulllinie. Dazu kommen aber noch einmal Milliarden-Abschreibungen und Sonderkosten. Am Ende liegt das Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern im dritten Quartal bei minus 10,6 Milliarden Euro. Nach neun Monaten beträgt das Minus der Sparte sogar 18,7 Milliarden. Dazu kommen noch einmal Finanzkosten von rund einer Milliarde Euro. Konsequenzen gibt es keine. Der Vertrag von Firmenchef Werner Baumann wurde sogar ohne Not frühzeitig bis 2024 verlängert. Offensichtlich geht man nach dem Motto vor: Der hat uns die Sache ja eingebrockt. Oder will man Baumann eine höhere Abfindung ermöglichen, falls der Vertrag doch beendet wird?
Das Vertrauen auf dessen Lösungsfähigkeit dürfte in den nächsten Wochen auf eine Probe gestellt werden. Wer nämlich einmal in die Bilanz blickt, findet eines nicht vor: Liquidität im komfortablen Umfang. Bayer hat zwar bilanziell für die Schadenersatzklagen vorgesorgt, die Rückstellungen betragen 12,5 Milliarden Euro. Das heißt: Wenn gezahlt werden muss, wird die Gewinnrechnung nicht belastet. So weit so gut. Klar ist aber auch, dass ein großer Teil dieser Gelder schnell abgerufen werden dürfte. Dann stellt sich die Frage, woher zusätzliche Mittel kommen. Die Konzernliquidität Ende des dritten Quartals gibt das nicht her. Da fehlen 7,5 Milliarden Euro. Wird die Zahlung an die Kläger mit der Aufnahme von Schulden finanziert? Die Eigenkapitalquote des Konzerns ist schon heute mit 26 Prozent nicht komfortabel. Es wäre für die Bilanzsolidität wohl ratsam, wenn Bayer eine Kapitalerhöhung durchführt. Dann sind es die Milliarden der Anleger, die zählen.
Unser Kolumnist Jörg Lang beschäftigt sich seit 1988 mit dem Thema Aktien.
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