Hier stimmt was nicht! Aixtron - her mit der Milliarde!

von Jörg Lang, Euro am Sonntag

Das entspricht einer Prämie von 50 Prozent gegenüber den Durchschnittskursen der vergangenen drei Monaten. Das Management stimmte dem Angebot zu und feiert: Die Transaktion würde die Zukunft sichern, das Unternehmen könne weiter in Zukunftstechnologien investieren. Auch Trader werden froh sein und ihre Gewinne einstreichen. Wir eher langfristig ausgerichtete Naturen können der Argumentation jedoch nicht folgen. Aixtron hat trotz roter Zahlen mehr als 50 Millionen Euro in die Entwicklung gesteckt. Angesichts eines Kapitalverbrauchs von 15 Mil­lionen im Jahr und eines Bargeldpostens von 180 Millionen Euro hätte das noch eine Weile so weitergehen können. Die Chinesen braucht es überhaupt nicht.

Wird hier Hochtechnologie also zu einem geringen Preis verschleudert? Zwei Punkte unterstreichen diese Überlegung. 2010 verdiente Aixtron 190 Millionen Euro nach Steuern. Womöglich ist dieses Niveau nie mehr erreichbar. Aber schon bei einem Drittel wäre das Gebot von 670 Millionen ein Witz.

Zweitens: Im Herbst 2015 kostete die Aktie 7,50 Euro. Damals hielten Analysten neun Euro für angemssen. Der Einbruch kam, als San’an, ein chinesischer LED-Hersteller, einen Großauftrag stornierte. Die Aktie verlor über ein Drittel an Wert. Ein halbes Jahr später kommt eine chinesische Firma ohne Branchenerfahrung und kauft Aixtron zu einem - gegenüber damals - viel niedrigeren Preis. Ein Schelm, der Böses dabei denkt ...

Glücklicherweise ist nicht sicher, dass die Chinesen so billig davonkommen. Namhafte Firmen wie Applied Materials oder Tokyo Electron dürften kaum begeistert sein, wenn Aixtrons Zukunftstechnologie wie organische LEDs in chinesischer Hand landet. In einem Bieterwettstreit kann die Aktie neun Euro erreichen, umgerechnet eine Milliarde Euro.