Danaher: Börsenpremiere mit Blockbuster-Chance

von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag

An der Börse ist Steven Rales längst ein Star. Zusammen mit seinem 59-jährigen Bruder Mitchell hat der 65-Jährige mit einer außergewöhnlichen Strategie den Börsenwert des ­Rales-Konzerns Danaher seit 2003 versiebenfacht. Der Konzern, den die Brüder als Angler nach einem Fluss im US-Bundesstaat Montana benannt haben, fischte im Schnitt zehn Firmen pro Jahr aus den Märkten und wurde selbst ein dicker Fisch.

Mit der langen Serie von Zukäufen verbesserte sich auch die Rendite des breit diversifizierenden Konzerns beständig. Für Investoren wurde Danaher weltweit zum Maßstab für eine nachhaltig Wert schaffende Führung von Mischkonzernen.

Steven Rales zählt mit seinem auf 3,5 Milliarden Dollar geschätzten Vermögen laut US-­Magazin "Forbes" zu den 150 reichsten Amerikanern. Als Inhaber der Filmproduktionsgesellschaft Indian Paintbrush genießt der Unternehmer das Rampenlicht. "Grand Budapest Hotel" aus dem Repertoire von Indian Paintbrush war bei der Oscar-Verleihung im vergangenen Jahr in der Kategorie "Bester Film" nominiert.

Oscar für Effizienz

Den Ruhm, den Rales’ Firma in Hollywood mit "Grand Bu­dapest Hotel" knapp verpasste, könnte der Unternehmer während der nächsten Jahre auf dem Börsenparkett einheimsen. Seit Dienstag werden die Papiere der Danaher-Tochter Fortive (ISIN: US 349 59J 108 8) an der Wall Street gehandelt. Investoren hoffen auf eine Neuauflage der Erfolgsstory. Was die beiden Unternehmen gemeinsam haben, ist das bewährte und permanente Effizienzprogramm Danaher-Business-System, in das jede Sparte und jede erworbene Firma integriert wird.

Übergeordnetes Ziel ist es, den Umsatz, die Margen und die freien Mittelzuflüsse aus dem Geschäft beständig zu erhöhen. Mit der Größe und dem Port­folio der alten Danaher war das wohl nicht mehr vereinbar.

Fortive sei mit einem erfahrenen Vorstand und Aufsichtsrat gestartet, der mit dem System der Rales-Brüder vertraut sei, sagt Steven Winoker, Analyst der US-Investmentbank Sanford Bernstein. Deshalb ergebe sich die Gelegenheit, ein Unternehmen mit dem Wertsteigerungspotenzial von Danaher im Jahr 2003 im Portfolio zu haben, hofft Winoker. Den Aktionären des Konzerns wurde für jeweils zwei Papiere eine Fortive-Aktie ins Depot gebucht. Für Aktionäre in Deutschland gibt es einen Wermutstropfen. Die Finanzämter bewerten die Aktien abgetrennter Sparten bei ausländischen Firmen als Ausschüttung an Aktionäre. Der Wert der Papiere wird wie eine Dividende besteuert.

Beim Debüt wurde Fortive trotz seines guten Top-Managements jedoch nicht mit Vorschusslorbeeren bedacht. Während der Mutterkonzern Danaher zulegte, blieb Fortive leicht im Minus. Das neue Mitglied des S & P-500-Index muss sich das Vertrauen der Anleger offensichtlich erst noch verdienen.

Entstanden ist die Firma 2015 durch den 13,8 Milliarden Dollar schweren Kauf des US-Filterspezialisten Pall. €uro am Sonntag hatte darüber berichtet. Das Geschäft von Pall wurde dem Fokus der beiden neuen Firmen entsprechend aufgeteilt.

Fortive ist ein Anbieter von Test- und Messinstrumenten und Automatisierungssystemen für Unternehmen mit 6,2 Milliarden Dollar Umsatz. Dagegen fährt Danaher den Löwenanteil von 20,6 Milliarden Dollar Umsatz mit Diagnostikgeräten für Medizin- und Biotechlabore und Ausrüstung für Zahnärzte und Dentallabore ein.