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US-Gesundheits-Aktien: Einfach kaufen und liegen lassen!

18.06.16 22:00 Uhr

US-Gesundheits-Aktien: Einfach kaufen und liegen lassen! | finanzen.net

Die Babyboomer-Generation der USA geht in Rente. Ihre Mitglieder wollen unabhängig bleiben und zu Hause versorgt werden. Das sogenannte Home-Care-Segment entwickelt sich zur sprudelnden Geldquelle.

Werte in diesem Artikel

von Tim Schäfer, Euro am Sonntag

Gerry ist 85 Jahre alt. Er leidet an Diabetes, hat einen hohen Cholesterinspiegel und andere Gebrechen. Der alleinstehende Senior geht zu drei Ärzten, die ihm 14 verschiedene Medikamente verschreiben. Gerry weiß manchmal nicht, ob er alle Tabletten eingenommen hat. Er vergisst, welche Pillen er vor und welche er nach der Mahlzeit nehmen soll. Das ist Alltag in Amerika.



"Das ist ein 300-Milliarden-­Dollar-Problem. Diese Summe entspricht 13 Prozent des ge­samten US-Gesundheitswesens", sagt Patrick Dunham, Chef des Gesundheitsdienstleisters Curant Health. Das Unternehmen kümmert sich um das Medikamentenmanagement von Patienten, um einen Teil dieser Kosten einzusparen. "Ein Arzt hat 60 Sekunden Zeit, den Patienten über die Tabletten aufzuklären. Patienten vergessen 60 Prozent dessen, was der Arzt gesagt hat. Genau 24 Sekunden Information bleiben", sagt Dunham. Das ist nicht genug. Curant Health schickt deshalb Apotheker und Krankenschwestern zu den Patienten nach Hause. Sie beobachten die Senioren im ­Alltag, um Lösungen zu finden. Für die Kostenträger lohnt sich dieser Service - und für das nicht börsennotierte Unternehmen mit Sitz in Georgia auch: Curant Health zählte in den vergangenen J­ahren mehrfach zu den am schnellsten wachsenden Firmen der US-Gesundheitsbranche.

Schnell wachsendes Segment

Die alternde Bevölkerung ist für die US-Wirtschaft Heraus­forderung und Goldgrube zugleich. Jeden Tag werden 10.000 Amerikaner 65 Jahre alt. Die Babyboomer, also die besonders geburtenstarken Jahrgänge der Nachkriegsjahre, fangen jetzt an, in den Ruhestand zu gehen. Gab es im Jahr 2010 noch 40 Millionen Rentner, so werden es bis 2030 rund 71 Millionen sein, prognostiziert die Vereinigung American Seniors Housing. Der Anteil der Ruheständler an der Bevölkerung wird von 13 auf fast 20 Prozent zulegen.

Gerade die umtriebigen Babyboomer wollen auch im Alter möglichst unabhängig und in ihrer gewohnten Umgebung bleiben. Angetrieben durch diese Entwicklung legt der sogenannte Home-Care-Markt laut dem Analysehaus Grand View Research bis 2020 um 7,8 Prozent jährlich auf dann 353 Milliarden Dollar zu. Es ist eines der am schnellsten wachsenden Segmente in der Gesundheitsbranche.


Landauf, landab ist der Trend an den neuen Senioren-Immobilien zu erkennen. Großzügige Anlagen mit der Option auf jede Menge Hilfsangebote: von der Krankenschwester über den Arzt bis hin zum Fitnesstrainer. Die Mieten reichen von 1.600 bis 10.000 Dollar im Monat. In Florida und Arizona schießen solche Objekte wie Pilze aus dem Boden. Der Vorteil dort liegt auf der Hand: Es ist sonnig und trocken, die Lebenshaltungskosten sind im Vergleich zur Ost- oder Westküste moderat.

Wer das nötige Kleingeld hat, kann seine goldene Zeit genießen: Neben luxuriösen Bauten gibt es mancherorts einen Golfplatz plus Pool, Wohnanlagen schließen sich mit Universitäten zusammen, damit Senioren Vorlesungen besuchen können. Drei Mahlzeiten am Tag können gebucht werden, am Abend wird in feiner Garderobe getanzt. Fahr- und Putzdienst runden das Angebot ab.

Lukrative Wohnanlagen

Der bekannte Hotelkonzern Marriott rollt diesen Markt auf. Er betreibt 150 Projekte für betreutes Wohnen in 30 Bundesstaaten. Ein anderer bedeutender Player ist Senior Housing Properties Trust aus Newton in Massachusetts. Die Firma verwaltet über 400 Objekte im Wert von 7,5 Milliarden Dollar. Das Portfolio besteht überwiegend aus Wohnanlagen für Senioren und aus Gebäuden für Gesundheitsdienstleister.


Die Aktie ist ein flottes Langfristpapier. In den vergangenen 15 Jahren konnten Anleger 424 Prozent einfahren - einschließlich der Dividenden. Das Unternehmen wird als Real Estate ­Investment Trust, kurz REIT, geführt. Der Vorteil ist, dass die Cash-Flüsse unversteuert als Dividende an die Aktionäre fließen. Senior Housing zahlt 1,56 Dollar, fährt 8,5 Prozent Dividendenrendite ein. In Deutschland müssen die Erträge natürlich trotzdem versteuert werden.

Neben Immobilienkonzernen und Pflegedienstleistern haben längst auch andere Unternehmen aus der Gesundheitsbranche das wachsende Kundensegment entdeckt. "Die optimale Patientenversorgung findet in den eigenen vier Wänden statt", betont Clare Trachman. Sie ist Managerin beim Medizintechnikriesen Baxter. Einer ihrer Hoffnungsträger ist ein Dialysegerät für zu Hause. Es sieht wie ein Möbelstück aus und ist mit Bildschirm, Mikrofon und Lautsprecher versehen. So kann der Patient in Echtzeit mit den Medizinern in Verbindung treten. "Das ist für den Patienten eine große Stütze", sagt Baxter-­Finanzchef Jay Saccaro.

Auch das niederländische ­Healthcare-Imperium Philips entwickelt Technik, um das Leben von alten Menschen zu erleichtern. Schon vor zehn Jahren sorgten die Amsterdamer für Aufsehen, als sie für 750 Millionen Dollar den US-Konzern Lifeline kauften. Lifeline vermarktet den auch in Deutschland bekannten Hausnotruf. Falls Senioren Hilfe brauchen, können sie per Knopfdruck auf ihr Armband in Sekundenschnelle die Notrufzentrale alarmieren.

Der US-Traditionskonzern Johnson & Johnson, der Produkte vom Babyshampoo über Zahnseide bis hin zum Krebsmedikament vermarktet, geht neue Wege. Das Konglomerat verbündete sich mit IBM, Apple und Google. "Technologie ist ein tragendes Element", macht Chairwomen Sandi Peterson klar.

Nach einer Knie- oder Hüft­operation sei es beispielsweise wichtig, dass der Patient das Bett zügig verlasse. "70 Prozent der Kosten kommen obendrauf, weil der Patient nach der Operation nicht so aktiv wird, wie er eigentlich sollte", sagt Peterson.

Johnson & Johnson schafft es dank Coaching-Programmen mit Videos und Smartphone- Apps, die Patienten zu motivieren, um eine Verhaltensänderung herbeizuführen. Ähnliche Lösungen sollen nun auch für Diabetiker und andere chronisch Kranke entwickelt werden. Das könnte dann auch Gerry helfen.

Investor-Info

Johnson & Johnson
Pralle Kriegskasse

Der Healthcare-Profi mit Sitz in New Jersey setzte voriges Jahr 70 Milliarden Dollar um. Netto sprangen 15,4 Milliarden Dollar Profit heraus. Der Konzern hat eine makellose, schuldenfreie Bilanz. Die Ratingagenturen bestätigen die Topbonität mit der raren Note "AAA". In der Kasse liegen 18 Milliarden Dollar, die für Zukäufe genutzt werden sollen. Johnson & Johnson zahlt 3,20 Dollar Dividende, die Rendite liegt damit bei rund drei Prozent. Eine Aktie für die Ewigkeit: Seit Januar 1970 legte der Kurs um 10 400 Prozent zu. Kaufen und liegen lassen.

Baxter
Knallharter Kostenkiller

Der Medizintechnikhersteller aus Illinois ist in 120 Ländern aktiv. Im laufenden Jahr strebt der Vorstand ein Umsatzplus von drei Prozent und eine operative Marge von 11,5 Prozent an. Angesichts eines strikten Sparprogramms scheint ein Übertreffen des Profitabilitätsziels möglich. Hedgefondsmanager Daniel Loeb ist investiert und macht Druck. Er will, dass Baxter effizienter wird. Loeb besitzt momentan nahezu zehn Prozent des Grundkapitals.

Senior Housing Properties
Profitable Residenzen

Der Real Estate Investment Trust, kurz REIT, hat sich auf Seniorenresidenzen spezialisiert. Der REIT kommt auf einen gesunden Cashflow von rund 400 Millionen Dollar jährlich. Die Dividendenrendite liegt bei über acht Prozent. Deutsche Anleger können sich die fällige US-Steuer auf die Ausschüttungen auf Antrag erstatten lassen. Das Papier ist als langfristige Depotbeimischung interessant.

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Bildquellen: Ditty_about_Summer / Shutterstock.com, lenetstan / Shutterstock.com

Nachrichten zu Johnson & Johnson

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DatumRatingAnalyst
01.06.2021JohnsonJohnson OutperformCredit Suisse Group
13.10.2020JohnsonJohnson OutperformCredit Suisse Group
27.08.2019JohnsonJohnson kaufenGoldman Sachs Group Inc.
27.08.2019JohnsonJohnson OutperformCredit Suisse Group
16.07.2019JohnsonJohnson OutperformCredit Suisse Group
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01.06.2021JohnsonJohnson OutperformCredit Suisse Group
13.10.2020JohnsonJohnson OutperformCredit Suisse Group
27.08.2019JohnsonJohnson kaufenGoldman Sachs Group Inc.
27.08.2019JohnsonJohnson OutperformCredit Suisse Group
16.07.2019JohnsonJohnson OutperformCredit Suisse Group
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23.01.2019JohnsonJohnson Equal WeightBarclays Capital
21.07.2016JohnsonJohnson HoldDeutsche Bank AG
13.06.2016JohnsonJohnson NeutralGoldman Sachs Group Inc.
27.01.2016JohnsonJohnson HaltenIndependent Research GmbH
21.01.2016JohnsonJohnson HaltenIndependent Research GmbH
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17.04.2018JohnsonJohnson SellGoldman Sachs Group Inc.
21.07.2017JohnsonJohnson SellBTIG Research
20.05.2016JohnsonJohnson SellStandpoint Research
17.10.2012JohnsonJohnson verkaufenIndependent Research GmbH
10.10.2012JohnsonJohnson sellGoldman Sachs Group Inc.

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