Fusionspläne der Deutschen Bank: Was dran ist
Sinkende Profitabilität im klassischen Geschäft zwingt Geldhäuser zum Umdenken. Zusammenschlüsse befeuern Aktionärs-Fantasien.
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von Birgit Haas, Euro am Sonntag
Es war ein kurzer, aber heißer Flirt: Die Deutsche Bank und die Commerzbank haben im Sommer durchaus ernsthaft die Chancen einer Fusion der beiden größten deutschen Geldhäuser ausgelotet.
Zu Verhandlungen kam es nicht, die Hochzeitsglocken bleiben still - vorerst. "Wir wollen die Deutsche Bank eigentlich erst mal kleiner und einfacher machen", erteilte der Chef der Deutschen Bank, John Cryan, auf einer Banken-Tagung des "Handelsblatts" in Frankfurt Zusammenschlüssen eine Abfuhr. Doch zu diesem Zeitpunkt hatte das Fusionsfieber die Finanzwerte schon europaweit erfasst. Im Fokus standen die Papiere von Deutscher Bank und Commerzbank, die am Mittwoch und Donnerstag die Spitzenreiter im DAX waren und teilweise über fünf Prozent zulegen konnten.
Fest steht: Der Sanierungsdruck der Banken bleibt groß. Auch wenn es bei der Deutschen Bank und der Commerzbank vorerst beim Flirt bleibt, würden Fusionen von deutschen wie europäischen Geldhäusern der Branche guttun - darüber sind sich die Marktteilnehmer einig. "Es gibt in Deutschland schlicht zu viele Banken", sagt selbst Cryan. Die Folge seien hoher Wettbewerb und brachliegende Einsparpotenziale.
Doch das ist nicht das einzige Problem. Die immer strengere Regulierung durch die EU sowie die ultralockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) mit dauerhaft niedrigen Zinsen greifen die Substanz der Geldhäuser an: Sie müssen für ihr laufendes Geschäft immer strengere Kapitalvorgaben erfüllen. Gleichzeitig drücken die niedrigen Zinsen immer stärker auf die Erträge.
Entsprechend wettern die Vorstände deutscher Finanzinstitute über die EZB und die Vorgaben aus Brüssel. "Die nächste Finanzkrise wird ihre Ursache in einer falschen Regulierung und einer fatalen Geldpolitik haben", warnt etwa Sparkassen-Chef Georg Fahrenschon. Die Sparkassen lebten davon, Spareinlagen der Kunden einzusammeln und an Unternehmen in Form von Krediten weiterzugeben. Doch die Kreditnachfrage deutscher Unternehmen ist niedrig, im ersten Quartal des Jahres war sie sogar rückläufig.
Eigene Lösungen gefragt
Die geringe Profitabilität der Geldhäuser auf Politik und Notenbanken zu schieben greife jedoch zu kurz, sagt Martin Hellmich, Professor für das Management finanzieller Risiken an der Frankfurt School. Die EZB müsse schließlich die Wirtschaftslage in Gesamteuropa im Blick haben. Eine Änderung der Zinspolitik sei derzeit ohnehin nicht drin. Zwar rentierten viele Anlagemöglichkeiten, besonders im Anleihebereich, gegen null, aber: "Die Versicherer haben auf die Situation reagiert und sind langfristig investiert", sagt Hellmich. Eine abrupte Zinskehrtwende würde beispielsweise zu erheblichen Bewertungsverlusten führen und Versicherer wie Altersvorsorge der Versicherten gefährden. Der französische Notenbankpräsident François Villeroy de Galhau verteidigte die EZB und sieht weder bei Aktien noch bei Immobilien überhitzte Preise.So oder so werden die Banken also nicht darum herumkommen, eigene Lösungsansätze voranzutreiben. "Banken müssen wieder wachsen, und da reicht es auch nicht aus, die Gebühren zu erhöhen", sagt Cryan mit Blick auf die Strategie vieler Geldhäuser. Sein Pendant von der Commerzbank, Martin Zielke, peilt im Gegensatz zur Deutschen Bank derzeit keine Filialschließungen an, um dem zuletzt profitablen Privatkundengeschäft nicht zu schaden.
Digitalisierung ist überfällig
Im Herbst will der Coba-Chef seine mit Spannung erwartete neue Strategie vorlegen, die auch der Aktie neuen Schwung geben könnte. Zumindest den Titel verriet er schon mal auf der Finanztagung: "Digilog", eine Wortkreation aus "Digital + Analog." Die Hinwendung zu Technologie erscheint der Branche als Allheilmittel. "Digitalisierung ist die einzige Chance, die wir derzeit haben", sagt etwa HypoVereinsbank-Chef Theodor Weimer. Nicht nur Bankgeschäfte via App und Browser sollen künftig kundenfreundlicher sein und Beratung über sogenannte "Robo-Advisors" integriert haben.Zielke etwa hat auch die Verwaltung der Bank im Visier. Die dort gewonnenen Daten helfen der Bank nicht nur, ihren Meldepflichten an die Aufsichtsbehörden effizienter nachzukommen, sie sind auch ein wertvolles Gut, wie die Geschäftsmodelle amerikanischer Techfirmen wie Facebook und Google belegen. Um diese Daten besser nutzen zu können, haben die Banken ihre Zusammenarbeit mit technologieaffinen Jungunternehmen ausgebaut, den Fintechs. Ein Beispiel dafür ist die Kooperation der Schweizer Bank Credit Suisse mit der US-Softwarefirma Palantir. "Daten sind ein Mittel, Geschäft zu generieren", sagt Weimer.
Wie die Transformation von Banken zu Techfirmen gehen soll, ohne dass Kundenvertrauen verprellt wird, ist die Gretchenfrage. Ramin Niroumand, Mitgründer des Berliner Fintech Finleap, findet, dass die Banken nicht nur untereinander flirten sollten: "Als Deutsche Bank würde ich mich eher mit Techfirmen beschäftigen als mit der Commerzbank."
Fusion: In Europa gibt es rund 20 Bankinstitute von der Größe der Deutschen Bank. Geschäftsbereiche zusammenzulegen könnte große Sparpotenziale erschließen. Die große Fusionswelle ist bislang ausgeblieben, nicht zuletzt weil die Banken dafür noch zu schwach sind.
Sparen: Volksbanken und die Deutsche Bank schließen Filialen, die Commerzbank verkleinert ihr Mittelstandsgeschäft: Die Branche baut teilweise über Jahrzehnte gewachsene Strukturen ab und fokussiert ihr Geschäft.
Fintech: Die Banken haben die Kunden - die Jungunternehmer die Ideen und die nötige Experimentierfreude. Einst gefürchtet, kooperieren Banken zusehends mit den sogenannten Fintechs und fördern sie in "Innovationslaboren" (Commerzbank) und "Digital Factorys" (Deutsche Bank).
Investor-Info
Deutsche Bank
Derzeit keine Perspektive
Im Vergleich zur letzten Empfehlung (Ausgabe 31 vom 30.07.2016) hat sich an unserer fundamentalen Einschätzung der Aktie nichts verändert: Das Institut leidet unter operativer Schwäche, Rechtsrisiken und einer zu dünnen Kapitaldecke. Eine Kapitalerhöhung ist nicht auszuschließen. Dem Geldhaus fehlt schlicht eine schlüssige Strategie. Verkaufen.
Commerzbank
Derzeit keine Braut
Fusionsfantasien sind reizvoll, doch eine Übernahme durch die Deutsche Bank würde derzeit wohl allein schon an der Regulierung scheitern. Ansonsten liegt die Hoffnung auf Martin Zielke und seiner neuen Strategie, die er im September vorstellt. Halten.ehrAusgewählte Hebelprodukte auf Commerzbank
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Bildquellen: Thomas Lohnes/Getty Images, Mario Tama/Getty Images
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13.11.2024 | Deutsche Bank Buy | UBS AG | |
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25.04.2024 | Deutsche Bank Equal Weight | Barclays Capital | |
23.04.2024 | Deutsche Bank Equal Weight | Barclays Capital |
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27.07.2023 | Deutsche Bank Underperform | Credit Suisse Group | |
04.07.2023 | Deutsche Bank Underperform | Credit Suisse Group | |
28.04.2023 | Deutsche Bank Underperform | Credit Suisse Group | |
03.02.2023 | Deutsche Bank Underperform | Credit Suisse Group | |
06.01.2023 | Deutsche Bank Underperform | Credit Suisse Group |
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