Fiat Chrysler: Mit dem Jeep auf Abenteuertour
Sergio Marchionne hat die Marke Jeep in den USA wieder stark gemacht. Um seine ehrgeizigen Ziele zu erreichen, braucht der Konzernchef allerdings weitere Antriebsräder.
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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag
Sergio Marchionne kann offenbar auch loslassen. "Zweifellos werde ich nach 2018 etwas anderes machen", sagte der damals 62-jährige Chef von Fiat Chrysler Automobiles (FCA) im Oktober 2014. Der Jurist und Wirtschaftsprüfer hat Fiat und Chrysler nach der großen Branchenkrise 2009 durch den Zusammenschluss vor dem Untergang bewahrt. Das war’s aber noch nicht: Den immer noch hohen Schuldenberg von umgerechnet 4,5 Milliarden Euro will Marchionne bis Ende 2018 in vier bis fünf Milliarden Euro Cash-Reserven verwandeln.
Experten vorsichtig
Nur wenige trauen dem Italiener das ehrgeizige Ziel zu. "Marchionne weiß, dass er keine Mittel für Investitionen in Produkte hat, und agiert wie ein Investmentbanker: Morgen findet sich ein Deal, der mir bis übermorgen weiterhilft", kritisiert Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des CAR Center Automotive Research der Uni Duisburg-Essen.
Allerdings gelingt es Marchionne bisher regelmäßig, positiv zu überraschen. 2016 etwa hat der Konzern mit Sparmaßnahmen, neuen Modellen und dem Rückenwind auf dem US-Markt den operativen Gewinn auf umgerechnet 4,7 Milliarden Euro knapp verdoppelt und eine Milliarde Schulden mehr getilgt als von Analysten erwartet. Die Profitabilität verdoppelte sich ebenfalls, die operative Marge erreichte gute 4,3 Prozent.
Das ist allerdings immer noch zu wenig, um in neue Technologien wie die Elektromobilität zu investieren - oder um Reserven für kommende Flauten aufzubauen. Mehr wird indes schwer zu erreichen sein. In Europa verkauft FCA ein Sechstel der weltweit ausgelieferten sechs Millionen Autos, es ist der zweitgrößte Markt nach den USA. Über die Menge profitabler zu werden ist schwierig, der Markt ist gesättigt. Deshalb hat General Motors soeben die Europa-Tochter Opel verkauft.
Hohe Stückzahlen bringt vor allem der Verkauf von Kleinwagen wie Fiat Panda oder Fiat 500. Profitablere Marken wie das Sportlabel Alfa Romeo, das Marchionne mit Ferrari-Technik veredelt, oder die Luxusmarke Maserati kommen auf deutlich geringere Stückzahlen, auch wenn Experten hier noch Potenzial sehen. "Alfa kann man in die Größenordnung von BMW und Audi führen", sagt etwa Willi Diez, renommierter Autoexperte und Professor für Betriebswirtschaft an der Uni Nürtingen-Geislingen.
Amerika bringt Gewinne
In den USA hingegen schöpft FCA aus dem Vollen. Mit 4,7 Millionen verkauften Einheiten fährt der Konzern dort zwei Drittel des Umsatzes und drei Viertel des Gewinns ein. Im operativen Geschäft liefert Chryslers Traditionsmarke Jeep den Löwenanteil der Gewinne. Die Kundschaft gibt angesichts niedriger Spritpreise gern mehr Geld für die Offroad-Vehikel aus. Mit den SUVs fuhr der Konzern 2016 rund 85 Prozent des US-Umsatzes ein.
"Mit seinen Deals, auch bei Chrysler, lag Marchionne nicht schlecht. Jeep ist stark", räumt auch Kritiker Dudenhöffer ein. Weitere Antriebsräder, um seine ehrgeizigen Ziele bis 2018 zu erreichen, fehlen dem FCA-Boss allerdings noch - beispielsweise eine starke Position in Asien. Der Italiener baggert derweil weiter in Sachen Fusion an General-Motors-Chefin Mary Barra. Mit GM könnte er sein Asien-Problem lösen.
Investor-Info
Fiat Chrysler
Günstig ins Gelände
Im laufenden Geschäftsjahr sollen neue Modelle erneut ein deutliches Absatzplus bringen. Auch der Umsatz soll steigen. Nach dem leichten Rückgang auf 111 Milliarden Euro 2016 wird für 2017 ein Zuwachs von 26 Prozent angepeilt. Beim Gewinn erwarten Analysten eine Steigerung um ein Fünftel auf gut drei Milliarden Euro. Die Relation von KGV zu Gewinnwachstum ist für 2017 mit etwa 0,3 dreimal günstiger als bei Volkswagen, wo das Verhältnis bei 0,9 liegt. Für Risikofreudige.
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