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Deutsche Börse-Chef: Am Haken der Justiz

30.10.17 15:00 Uhr

Deutsche Börse-Chef: Am Haken der Justiz | finanzen.net

Deutsche Börse-Vorstandschef Carsten Kengeter tritt zurück, um dem Handelsplatz einen Neustart zu ermöglichen. Der ist dringend notwendig, denn auch die Jahresziele sind passé.

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von Birgit Haas, Euro am Sonntag

Der Vorstandschef der Deutschen Börse, Carsten Kengeter, wirft das Handtuch. Zum Jahresende will Kengeter zurücktreten. Damit zieht der Manager die Konsequenzen aus den andauernden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen ihn wegen des Verdachts auf Insiderhandel. "Diese Entscheidung ist mir schwergefallen, da ich mich eng mit der Deutschen Börse verbunden sehe und noch viele Ziele hatte. Angesichts der öffentlichen Vorwürfe und Behauptungen will ich mit diesem Schritt vor allem die Deutsche Börse schützen", sagte Kengeter nach einer außerordentlichen Sitzung des Aufsichtsrats.



Im Unternehmen, dem Aufsichtsrat und vor allem unter Anteilseignern der Deutschen Börse hatte man diesen Schritt seit Längerem herbeigesehnt. "Es ist richtig und konsequent", sagte Ingo Speich, Vertreter des Commerzbank-Aktionärs Union Investment. In Verdacht geriet der 50-jährige Börsenchef, weil er vergangenen Dezember ein Aktienpaket über 4,5 Millionen Euro im Rahmen der Vorstandsvergütung gekauft hatte - kurz bevor die Pläne zur Fusion mit der London Stock Exchange (LSE) veröffentlicht wurden. Anfang vergangener Woche war eine Einigung mit den ermittelnden Behörden geplatzt.

Chefaufseher Joachim Faber bedauerte Kengeters Abgang. Er hatte den Ex-UBS-Investmentbankchef installiert und den umstrittenen Aktiendeal gebilligt. Nun steht Faber ebenfalls in der Kritik. Ob der Aufsichtsratschef bleiben kann, hänge davon ab, welchen Nachfolger er finden werde, heißt es unter Investoren. Schon in Kürze soll ein Kandidat vorgestellt werden.


Unter Insidern wird Kengeters Vize, Finanzvorstand Gregor Pottmeyer, heiß gehandelt. Der Saarländer, der seit 2009 dabei ist, hat sich zu einer verlässlichen Konstante im Konzern entwickelt. Er habe die Zahlen und seine Abteilung im Griff, heißt es. Anfang des Jahres hatte die Deutsche Börse seinen Vertrag bis 2022 verlängert.

Ob dies mehr als eine Interimslösung wäre, ist jedoch fraglich. Investoren wünschen sich einen Visionär, der die Deutsche Börse nach dem Scheitern der Fusion mit der London Stock Exchange (LSE) zu neuer Stärke führen kann. "Für die Deutsche Börse gilt es nach der britischen Brexit-Entscheidung jetzt, die führende europäische Börse zu werden", sagt Klaus Nieding vom Anlegerschutzverband DSW. Der neue Chef müsse in der Branche gut vernetzt sein und gute Beziehungen zur Politik haben, die beim Betreiber des Handelsplatzes stets ein Wörtchen mitzureden hat.

Prognose kassiert

Zweifellos braucht der potenzielle Nachfolger eine gute Strategie. Denn Pottmeyer musste am Donnerstag verkünden, dass die Deutsche Börse "im Gesamtjahr 2017 die Jahresziele sehr wahrscheinlich nicht ganz" erreichen wird. Bis Jahresende wollte der Konzern die Nettoerlöse um fünf bis zehn Prozent steigern - nach dem dritten Quartal liegt das Plus lediglich bei drei Prozent. Die Schwäche führt der Finanzchef auf zyklische Effekte zurück, der Handel läuft wegen niedriger Zinsen und der geringen Schwankungsbreite auf Sparflamme. Pottmeyer hofft auf Besserung in den nächsten beiden Jahren: "Wir bestätigen unsere Prognose für ein jährliches Gewinnwachstum von zehn bis 15 Prozent in 2018 und 2019."

Investor-Info

Deutsche Börse
Vor dem Neuanfang

Der Donnerstag war düster für die Deutsche Börse. Nach dem Rücktritt des Vorstandschefs musste der Konzern auch noch die Jahresziele kassieren. Überraschend kam das nicht. Die positive Nachricht: Das operative Ergebnis liegt im Rahmen der Unternehmensprognose, handelsunabhängige Bereiche wie das Geschäft mit Daten wachsen. Anleger sollten abwarten, bis ein Nachfolger Kengeters sowie Details zur künftigen Strategie bekannt sind. Investierte Anleger bleiben dabei.

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