Euro am Sonntag-Analyse

DAX-Nieten: Wer die besten Aufhol-Chancen hat

02.09.16 22:27 Uhr

DAX-Nieten: Wer die besten Aufhol-Chancen hat | finanzen.net

Ausgerechnet die bekanntesten Konzerne sind 2016 bislang die größten Verlierer an der Börse. €uro am Sonntag nimmt die Minus-Riesen unter die Lupe.

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von Sven Parplies, Euro am Sonntag

Ein bisschen verrückt ist das schon: Jeden Monat meldet Daimler neue Rekorde. Im Juli hat der Autokonzern knapp 164.000 Fahrzeuge ausgeliefert - neun Prozent mehr als im Vorjahr und so viele wie noch nie. Börsianer aber lässt das kalt. Seit Jahresbeginn hat die Aktie zweistellig an Wert verloren. Damit gehört Daimler zu den schlechtesten Werten im Deutschen Aktienindex.



Und Daimler befindet sich in prominenter Gesellschaft. Die Liste der größten Wertvernichter in diesem Jahr enthält weitere berühmte Namen der deutschen Wirtschaft: Allianz, Bayer, BMW, Deutsche Bank, Lufthansa - alle liegen zweistellig im Minus und klar hinter dem DAX. Ganz weit vorn finden sich dagegen kleinere Unternehmen. Der Sportartikelkonzern adidas und der Immobilienkonzern Vonovia haben klar fokussierte Geschäftsmodelle und können sich darum von der schwierigen Lage der Weltwirtschaft abkoppeln. Große Konzerne sind dagegen oft anfälliger für die Launen der Weltwirtschaft.

Das erklärt aber die Kursschwäche der prominenten DAX-Schwergewichte nur zum Teil. €uro am Sonntag untersucht, welche der gefallenen Riesen zu alter Größe zurückfinden dürften.


Am gravierendsten sind die Probleme der Deutschen Bank. Staatliche Regulierung und hohe Geldstrafen belasten die Bilanz. Neue Techfirmen, die viele Dienstleistungen billiger und für den Kunden bequemer anbieten, etwa Bezahldienste wie PayPal, verschärfen die Lage. Die Deutsche Bank trennt sich unter Konzernchef John Cryan von riskanten Vermögenswerten und drückt die Kosten. Auch die Dividende wurde gestrichen. Das hilft, der Befreiungsschlag ist damit aber noch nicht gelungen. Im zweiten Quartal schrumpfte der Nettogewinn um 98 Prozent. Der Börsenwert der Deutschen Bank ist mittlerweile auf weniger als 30 Prozent des Buchwerts gesunken. Angesichts der vielen Probleme können sich derzeit trotzdem nur vier von 37 Analysten zu einer Kaufempfehlung für die Aktie der Deutschen Bank durchringen.

Sturmschäden in der Bilanz

Die Allianz leidet unter dem niedrigen Zinsniveau. Das macht es dem Konzern schwer, mit seinen Investments Rendite zu erwirtschaften. Noch immer nicht gelöst sind die Probleme bei der Fondstochter Pimco. Seit sich Starinvestor Bill Gross dort verabschiedet hat, ziehen Kunden Kapital ab. Im zweiten Quartal wurde zudem das Versicherungsgeschäft durch hohe Schäden belastet. Trotz widriger Bedingungen liegt die Allianz im Plan: Auf Jahressicht will Konzernchef Oliver Bäte einen operativen Gewinn von zehn bis elf Milliarden Euro schaffen. Aktionäre schauen vor allem auf die Dividende. Die Allianz will die Hälfte ihres Jahresgewinns ausschütten. Begehrlichkeiten weckt auch die Kriegskasse der Münchner. Sollte das Geld bis Jahresende nicht in Übernahmen investiert werden, wird es die Allianz nach Einschätzung der Commerzbank dafür nutzen, eigene Aktien zurückzukaufen.

Immer Ärger mit den Piloten

Turbulenzen gewohnt sind Aktionäre der Lufthansa. Deutschlands größte Fluggesellschaft leidet unter komplexen Strukturen und hohen Personalkosten. Derzeit streitet die Airline mal wieder mit ihren Piloten. Gleichzeitig erhöhen Billigflieger wie Ryanair und Easyjet den Druck, indem sie die Tickets billiger abgeben und ihr Streckennetz ausweiten. Die wirtschaftlichen Probleme in Europa und die Terrorangst drücken derweil die Nachfrage nach Flugtickets. Ende Juli senkte Vorstandschef Carsten Spohr daher die Gewinnprognose.

In den vergangenen 20 Jahren schwankte der Kurs der Lufthansa-Aktie in einem breiten Korridor zwischen acht und 25 Euro. Inzwischen hat sich die Aktie dem unteren Rand dieses Korridors genähert, ihn aber noch nicht erreicht. Sollte der Kurs weiter sinken, droht sogar der Sturzflug aus dem DAX.


Bei Bayer können sich Aktionäre nicht für die Pläne von Vorstandschef Werner Baumann begeistern, den amerikanischen Pflanzenschutzspezialisten Monsanto zu kaufen. Große transatlantische Übernahmen haben sich in der Vergangenheit oft als schwierig herausgestellt, etwa bei der "Hochzeit im Himmel" von Daimler und Chrysler.

Zugleich würde die Übernahme das Gewicht der Pharmasparte im Konzern verringern. Diese ist dank neuer Produkte wie dem Gerinnungshemmer Xarelto wichtigster Kurstreiber der Aktie gewesen. Noch pokern Bayer und Monsanto um den Preis. Die Amerikaner haben die ersten Gebote aus Leverkusen abgeschmettert. Nach Informationen des Finanzdiensts Bloomberg sind sich beide Seiten inzwischen aber näher gekommen. Der Preispoker dürfte die Bayer-Aktie weiter belasten.

Dividende als Stoßdämpfer

Die Rekorde bei Daimler und dem Rivalen BMW werden überschattet von Zukunftssorgen. Die beiden haben ihren Vorsteuergewinn über die vergangenen fünf Jahre im Schnitt um rund 13 Prozent jährlich gesteigert. Dieses Tempo ist aber wohl nicht zu halten. Die Investmentbank Jefferies sieht einen allmählich anwachsenden Sturm auf die Branche zukommen. Neben schwächelnden Schwellenländern könnte auch Europa zur Problemzone werden, sollten sich politische Turbulenzen verschärfen. Mittel- und langfristig werden neue Technologien wie der Elektroantrieb und autonome Fahrsysteme die Machtverhältnisse verschieben, wahrscheinlich mit Google oder auch Apple neue Konkurrenten hervorbringen. Viele Unsicherheitsfaktoren, die Investoren abschrecken.

Bleibt die hohe Dividendenrendite: Die Stammaktie von BMW kommt auf mehr als vier Prozent, Daimler auf über fünf Prozent. Das sind für diese Unternehmen ungewöhnlich hohe Werte. Für das laufende Jahr dürften die Konzerne in Sachen Dividende die Erwartung der Börse erfüllen. Die Vergangenheit zeigt allerdings, dass Autokonzerne in Phasen des Abschwungs ihre Ausschüttung oft kürzen müssen. Für langfristig orientierte Anleger bieten sich in Schwächephasen bei den Autoaktien aber Einstiegsgelegenheiten.

Wie schnell die Stimmung an den Börsen kippen kann, zeigt übrigens adidas. Der aktuelle Topwert aus dem DAX war noch 2014 mit großem Abstand die schlechteste Aktie des Index.

Investor-Info

DAX
Angemessen bewertet

Der DAX ist über die Marke von 10 000 Punkten gestiegen. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis, das sich aus dem jeweils aktuellen Indexstand und dem von Analysten erwarteten Unternehmensgewinnen errechnet, beträgt knapp 13. Damit liegt diese Kennziffer knapp zehn Prozent über dem langjährigen Schnitt. Der DAX ist also nicht teuer, aber auch kein Schnäppchen mehr. Die Dividendenrendite liegt bei etwas über drei Prozent.

Allianz
Hohe Dividende

Die Aktie des Versicherungskonzerns kommt derzeit auf die höchste Dividendenrendite im DAX. Allerdings dürfen Anleger bei der Ausschüttung keine großen Steigerungen erwarten. Die Schätzungen der Analysten für die Ausschüttung im kommenden Jahr bewegen sich zwischen 7,30 und 7,60 Euro je Aktie. Charttechnisch liegt der Kurs über der in den vergangenen drei Jahren zuverlässigen Unterstützungslinie bei 115 Euro.

Daimler
Einen Gang runter

Der Autokonzern steuert auf ein Rekordjahr zu. Börsianer fürchten, dass es danach holprig wird. Ein moderater Abschwung sollte im Kurs verarbeitet sein. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt auf Basis der Schätzungen für das kommende Jahr um mehr als 20 Prozent unter dem langjährigen Schnitt, die charttechnische Unterstützung knapp unter 50 Euro.

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Bildquellen: DANIEL ROLAND/AFP/Getty Images, Ralph Orlowski/Getty Images

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