Bayer-Monsanto-Deal: Mit Risiken und Nebenwirkungen
Bayer übernimmt den US-Agrarriesen Monsanto. Der Deal wird das DAX-Mitglied aus Leverkusen verändern. Was jetzt auf die Aktionäre zukommt.
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von Sven Parplies, Euro am Sonntag
Die Welt im Jahr 2050: Fast zehn Milliarden Menschen müssen ernährt werden. Die Ackerfläche ist durch den steigenden Meeresspiegel und die Klimaerwärmung stark geschrumpft. Die Wissenschaft hat eine Antwort: Gentechnisch optimierte Pflanzen wachsen auf engstem Raum und bei extremer Hitze. Noch immer werden Felder durch Insekten attackiert. Dank Satellitenüberwachung aber werden die Angreifer gezielt durch Pestizide eliminiert, noch ehe sie sich ausbreiten können.
So könnte die Zukunft des Planeten aussehen. Und Bayer will dabei eine führende Rolle übernehmen. Der Pharma- und Chemiekonzern aus Leverkusen wird durch die 66 Milliarden Dollar teure Übernahme des US-Agrarriesen Monsanto zum weltgrößten Hersteller von Saatgut und Pflanzenschutzmitteln. Mit dem teuersten Deal, den ein DAX-Mitglied je gewagt hat, wird Bayerchef Werner Baumann zugleich das Profil des Konzerns radikal verändern.
Vorgänger Marijn Dekkers hat die Spezialchemie unter dem Namen Covestro ausgegliedert, die Gesundheitssparte durch Übernahmen gestärkt. Eine Strategie, die an der Börse gut ankam. Rezeptfreie Medikamente bringen verlässliche Erträge. Die Entwicklung neuer, verschreibungspflichtiger Medikamente ist zwar riskant, im Erfolgsfall aber sehr ergiebig. Einige Börsianer spekulierten sogar darauf, dass sich Bayer ganz auf Medikamente konzentriert und die stark zyklische Pflanzenschutzsparte abstößt. Das wäre der Denkweise vieler Analysten entgegengekommen, die Konglomerate bei der Berechnung ihrer Aktienkursziele mit einem Bewertungsabschlag bestrafen. Baumann geht mit Monsanto in eine andere Richtung. Künftig wird Bayer nach Umsatz auf zwei nahezu gleich großen Säulen stehen.
Noch aber ist es nicht so weit. Bayer kalkuliert, dass der Deal erst Ende des kommenden Jahres abgeschlossen wird. Zuvor muss Baumann noch etliche Hürden überwinden. Wettbewerbshüter werden ganz genau hinschauen, in welchen Bereichen der neue Megakonzern zu mächtig ist. Bayer und Monsanto betonen, dass die Überschneidungen geografisch und thematisch gering seien. Kleine Zugeständnisse, etwa Verkäufe im Baumwollgeschäft, wären für Bayer wohl zu verschmerzen.
Die Gesamtlage aber ist komplizierter. Durch die Fusionen der US-Chemieriesen Dow Chemical und DuPont, der Übernahme der Schweizer Syngenta durch ChemChina schrumpft die Zahl der großen Anbieter ohnehin. Das könnte darauf hinauslaufen, dass die Preise für Saatgut und Pflanzenschutzmittel steigen - zulasten der Landwirte. Vor allem in den USA ist der politische Einfluss der Farmer groß. In Deutschlands ist der Deal vor allem durch das schlechte Image von Monsanto brisant.
Wie groß Börsianer die Gefahr eines Scheiterns sehen, lässt sich am Kurs der Monsanto-Aktie ablesen: Auch nach Bekanntgabe der Einigung bewegte sich die Notierung von Monsanto 17 Prozent unter dem Bayer-Gebot.
Harte Abrechnung
Baumann hat sich zudem von Monsanto-Chef Hugh Grant unter Druck setzen lassen: Sollte der Deal platzen, müssten die Rheinländer zwei Milliarden Dollar an die Amerikaner zahlen. Der Bayer-Chef wird also den Kartellbehörden Zugeständnisse machen müssen. Schon jetzt ist die Rekordübernahme ein beträchtlicher finanzieller Kraftakt, gestemmt durch neue Aktien und Schulden. Bayer zahlt einen Aufschlag von 44 Prozent zum Börsenwert Monsantos von Anfang Mai. Laut Analysehaus Baader Helvea entspricht das dem 16,1-Fachen des für 2017 erwarteten Gewinns. Zum Vergleich: ChemChina legt für Syngenta das 15,5-Fache auf den Tisch.Um den Kaufpreis zu rechtfertigen, wird Bayer an allen Stellschrauben drehen. 1,5 Milliarden Dollar an Synergien haben die Finanzexperten des Konzerns ausgemacht, 80 Prozent davon sollen durch Kosteneinsparungen erzielt werden. Schon ab dem ersten vollen Jahr nach Abschluss der Transaktion soll Monsanto einen Schub für das bereinigte Ergebnis von Bayer bringen. Allein mit schönen Zukunftsvisionen lässt sich ein solcher Milliardendeal an der Börse halt nicht verkaufen.
Investor-Info
Bayer
Mehr Risiko
Der Konzern geht mit der Übernahme ein großes Risiko ein: Transatlantische Übernahmen haben in der Praxis oft große Probleme gebracht. Zudem dürften die Geschäftszahlen von Bayer durch die stärkere Gewichtung des zyklischen Agrargeschäfts künftig heftiger schwanken. Wir sehen die Bayer-Aktie weiterhin als Halteposition.Ausgewählte Hebelprodukte auf Bayer
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25.04.2019 | Bayer Verkaufen | Independent Research GmbH |
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