Mobilfunk-Investments: Wo Anleger anrufen sollten
Die Telekom gibt Gas beim künftigen Mobilfunkstandard 5G. Wettbewerber United Internet will sich günstig einwählen. Was Anleger tun.
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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag
Fünf Finger. Locker zeigt Deutsche-Telekom-Chef Tim Höttges die Fläche seiner rechten Hand. Die Fünf steht für 5G, die fünfte Generation des Mobilfunkstandards. Höttges gibt sich cool, doch der künftige Standard, der zum Turbo für die mobile Datenübertragung werden soll, macht Europas Telekomriesen und dessen Aktionäre nervös. Die Konzerne müssen milliardenschwere Investitionen schultern - zunächst bei den Auktionen zur Versteigerung der Lizenzen und später beim Aufbau der Netze.
Am 26. November wird die Bundesnetzagentur die Regeln für die Versteigerung der 5G-Lizenzen in Deutschland veröffentlichen. Im Frühjahr 2019 findet dann die Auktion statt.
Jüngst versteigert wurden die Lizenzen in Italien. Mit rund 6,55 Milliarden Euro gaben die Netzbetreiber deutlich mehr Geld aus als die ursprünglich geschätzten 2,5 Milliarden Euro. Vodafone Italy und Telecom Italia hatten jeweils 2,4 Milliarden Euro geboten - kein gutes Omen für Deutschlands Netzbetreiber im Hinblick auf die Auktion.
Den drei deutschen Netzbetreibern Deutsche Telekom, Telefónica Deutschland und Vodafone könnte im Frühjahr ein ähnliches Szenario blühen. Die Auktion könnte sich durch einen weiteren Bieter sogar noch verteuern. Denn der Telekom- und Internetdienstleister United Internet (UI), der noch kein eigenes Mobilfunknetz betreibt, trägt sich mit dem Gedanken, mitzubieten.
Bislang zieht es UI-Gründer und Chef Ralph Dommermuth vor, Mobilfunkkapazitäten bei den Netzbetreibern zu mieten. Hintergrund ist das sogenannte nationale Roaming, das die Betreiber verpflichtet, auch Dienstleistern Zugang zu gewähren.
Im August hatte die Bundesnetzagentur dies aber für 5G vorerst ausgeschlossen. "Der diskriminierungsfreie Zugang zu den Netzen und die Verhandlungspflicht der bestehenden Netzbetreiber zum nationalen Roaming ist wesentliche Startvoraussetzung für Neueinsteiger", grummelte Dommermuth.
Telekom zeigt klare Kante
Sollte der Regulierer Roaming auch am 26. November ausschließen, muss der UI-Chef Farbe bekennen. Die Position des Bonner Primus ist indes klar: "Wir sind bereit Milliarden zu investieren", sagt Dirk Wössner, Deutschland-Vorstand der Telekom. Die Kosten für den Aufbau eines bundesweiten 5G-Netzes sollen sich auf 50 bis 80 Milliarden Euro belaufen, so die Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG).
Die Bonner wollen allein in den nächsten drei Jahren 20 Milliarden Euro investieren - sowohl in 5G als auch in Glasfasernetze. Dafür brauche es aber "verlässliche Rahmenbedingungen und keine Regulierung durch die Hintertür", mahnt Telekom-Chef Höttges. "Glasfaser und 5G sind für Europa von strategischer Bedeutung."
Im ländlichen Raum haben Firmen und Privatnutzer hierzulande eher lahmen statt schnellen Webzugang. Die Telekom will den schnellen Mobilfunk bis 2025 für 99 Prozent der Bevölkerung auf 90 Prozent der Fläche Deutschlands verfügbar machen.
Ein kühnes Versprechen. Experten vermuten, dass die Bonner damit auch auf milde Roamingauflagen spekulieren. Beim Treffen der europäischen Netzbetreiber in Brüssel machte Höttges deutlich, dass "die Geschäftsmodelle der Netzbetreiber nachhaltig" seien, der Telekom-Chef fordert von Regulierern Freiraum, um neue Dienste profitabel anbieten zu können.
5G ist ein Turbo für Bits und Bytes, Daten werden mit bis zu 10.000 Megabit pro Sekunde durch das Netz geschickt, das ist das bis zu Zehnfache der aktuellen Netzwerte. Doch anders als die bisherigen Funkstandards wird 5G mehr bieten als höhere Geschwindigkeit. Die Technologie sei eine Voraussetzung für eine erfolgreiche Digitalisierung in der Industrie, sagen Wissenschaftler des Berliner Fraunhofer-Instituts für Offene Kommunikationssysteme. Stichwort Industrie 4.0: Firmen wollen ihre Fertigung mit dem Web verbinden, um internetfähige Maschinen und Komponenten zu vernetzen. Auch die autonome Steuerung von Fahrzeugen soll irgendwann über 5G laufen.
Die Netze der nächsten Generation können überdies via Software quasi per Baukastenprinzip an die Bedürfnisse der jeweiligen Nutzer vor Ort angepasst werden. Zudem sei auch "eine intelligente Datenverarbeitung vor Ort möglich", sagt Manfred Hauswirth, Professor und Leiter des Fraunhofer-Instituts für Offene Kommunikationssysteme. Netzbetreiber können Datenspeicher in Funkmasten anlegen und ihren Kunden, wie beim Cloud-Computing, auf Abruf dezentrale Rechenleistung zur Verfügung stellen.
Für Telekomdienstleister wäre das eine zusätzliche Einnahmequelle. Die Verbindung des 5G-Funks mit Gigabitanschlüssen aus Glasfaser, die Daten mit 1.000 Megabit pro Sekunde durchs Netz jagen, macht das schnelle Web in den Geschäftsmodellen von Unternehmen zum wichtigen Effizienzfaktor.
United Internet baut Glasfaser aus
Unabhängig vom Einstieg seiner Firma in den künftigen Mobilfunkstandard drängt Unternehmer Dommermuth mit United Internet deshalb auch ins Geschäft mit Glasfasernetzen. Seine in Montabaur ansässige Firma bot dem Glasfaserprimus Deutsche Telekom daher an, sich am Ausbau des Netzes zu beteiligen. Mit Verweis auf die Dominanz der Telekom will UI jedoch nur ein Viertel der Kosten übernehmen. Der DAX-Konzern besteht auf 50 Prozent Anteil. Der Marktanteil der Telekom liege "in fast allen großen Städten zwischen 27 und 30 Prozent", begründet Deutschland-Chef Wössner seine Forderung an den sparsamen Wettbewerber. Ob es einen Kompromiss geben wird, ist offen - Dommermuth ist als hartnäckiger Verhandler bekannt.
Investor-Info
Deutsche Telekom
Starker Primus
Rund 28 Prozent von knapp 75 Milliarden Euro Umsatz liefert Deutschland, 46 Prozent die Tochter T-Mobile US. Die Chancen, dass die Übernahme des US-Mobilfunkers Sprint genehmigt wird, stehen gut. Trotz der milliardenschweren Investitionen in 5G werde die Verschuldung moderat steigen, schätzt das Bankhaus Lampe. Bei den operativen Mittelzuflüssen werden überdurchschnittliche Zuwächse von jährlich acht bis zehn Prozent erwartet. Hohe Dividendenrendite.
United Internet
Gewiefter Aufsteiger
Chef Ralph Dommermuth hat ohne eigenes Mobilfunknetz einen starken Telekom-, Internet- und Hostingdienstleister aufgebaut. Tochter 1 & 1 Versatel ist bei Glasfaser hierzulande die Nummer 2. Die Absicht, bei 5G-Lizenzen mitzubieten, belastet den Aktienkurs. Sollte der Konzern darauf verzichten, dürfte das günstige Papier anziehen. Spekulativ.
Tele Columbus
Übernahmekandidat
Jüngst hat sich Deutschlands drittgrößter Kabelanbieter mit einer 75-Millionen-Euro-Finanzierung Zeit verschafft. Mit dem Geld sollen Kredite abgelöst und Investitionen getätigt werden. Ende August hatte Tele Columbus fast 1,4 Milliarden Euro Schulden. Die Spekulationen reißen nicht ab, dass United Internet, mit 25,11 Prozent bestimmender Aktionär, die in der Wohnungswirtschaft verankerte Firma übernimmt. Nur für Mutige.
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