Euro am Sonntag-Aktien-Tipps

Medizintechnik aus Deutschland: Welche Titel heiß begehrt sind

18.04.18 15:00 Uhr

Medizintechnik aus Deutschland: Welche Titel heiß begehrt sind | finanzen.net

Börsenneuling Siemens Healthineers verstärkt das Interesse internationaler Investoren an deutscher Medizintechnik. Wo Anleger einsteigen.

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von Klaus Schachinger, €uro am Sonntag

Das geht in Ordnung: Zweistellige Kurszuwächse verzeichnen Anleger, die beim Börsendebüt von Siemens Healthineers vor vier Wochen dabei waren. Mit fast 33 Milliarden Euro Marktkapitalisierung ist die Siemens-Tochter überdies ein Kandidat für den DAX. Möglich ist ein Aufstieg, wenn Siemens weitere Anteile verkauft. Zumindest Konzernchef Joe Kaeser schließt das nicht aus.



Als sicher gilt, dass die Erlanger im Juni über die Fast-Entry-Regel in den MDAX kommen. Auch wenn es mit dem Aufstieg in die allererste Liga dann noch nicht klappen sollte, sind das durchaus gute Nachrichten für Anleger. Denn Aktien in der deutschen Börsen-Mittelklasse liefern meist herausragende Kurszuwächse.

Zwar flossen die 4,2 Milliarden Euro Erlös aus dem Debüt an Siemens. Der Börsengang brachte den Franken aber einen strategischen Vorteil: Die Aktien können bei Zukäufen als Akquisitionswährung eingesetzt werden, der Zugang zum Kapitalmarkt macht die Finanzierung flexibler. So können Zukäufe leichter gestemmt werden - eine zusätzliche Option im Wettbewerb mit internationalen Konkurrenten wie Philips, General Electric oder Danaher.

Schulden abgebaut

Um Healthineers für künftige Investoren attraktiver zu machen, hat Siemens die Schuldenlast der Tochter vor dem Gang aufs Parkett halbiert. Von 8,2 Milliarden Euro Schulden, einschließlich 1,7 Milliarden Pensionsverpflichtungen, zum Ende des Geschäftsjahres im September blieben hernach noch insgesamt 4,3 Milliarden Euro. Mit dem 1,5-Fachen des operativen Gewinns ist die Verschuldung nun moderat. Die auf 120 bis 130 Millionen Euro halbierten Zinszahlungen schaffen zudem Spielraum für Investitionen.

Gas geben muss Chef Bernd Montag vor allem in der zweitgrößten Sparte Diagnostik. Mit einer operativen Rendite von 14 Prozent ist die Profitabilität dort deutlich niedriger als in den beiden anderen Segmenten: in der Bildgebung mit Magnetresonanztomografen (MRT) und Computertomografen (CT) sowie in der Sparte Advanced Therapies. In diesen Segmenten schaffen die Franken Renditen von 20 Prozent und mehr. Montag will die operative Marge in der Diagnostik in drei Jahren von 14 auf 16 bis 19 Prozent heben. Dies dürfte der Schlüssel für einen steigenden Aktienkurs von Healthineers sein.



Der Hebel für die höheren Margen soll das Ende 2017 angelaufene Geschäft mit der neuen Laboranalyseplattform Atellica werden. Mit der Station können Labore oder Kliniken etwa Anteile von Proteinen im Blutplasma und anderen Körperflüssigkeiten bestimmen. Den Löwenanteil ihrer Gewinne mit Atellica fährt Healthineers dabei über Verbrauchsmaterialen und Dienstleistungen ein. Der Vorteil: Die speziellen Materialien und auch die medizinischen Dienste sind über Zulassungsverfahren etwa seitens der US-Arzneimittelbehörde FDA geschützt. Um schnell eine große installierte Basis aufzubauen, werden die Geräte relativ günstig angeboten. Bis Februar waren 140 Atellica-Stationen in Betrieb. Bis 2022 soll die Plattform auf insgesamt 7000 Stationen ausgebaut werden.

Während in der Diagnostik das Wachstum deutlich angekurbelt wird, liefern die Sparten Bildgebung und fortschrittliche Therapien den größten Anteil der Mittel für eine aktionärsfreundliche Dividendenpolitik. Zwischen 50 und 60 Prozent des Gewinns sollen an die Anteilseigner ausgeschüttet werden.

Mit mehr als acht Milliarden Euro Umsatz ist die Bildgebung mit MRTs und CTs das dominierende Geschäft. Hier sind die Erlanger auch weltweiter Marktführer. Global vorn und mit rund 22 Prozent Marge noch profitabler als die Bildgebung sind die fortschrittlichen Therapieverfahren, die etwa Bildgebung mit Operationstechniken verbinden. Dieser kleinste Bereich kommt auf rund 30 Prozent Weltmarktanteil und spielte zuletzt 1,5 Milliarden Euro Umsatz ein.

Aufwind für die zweite Reihe

Die Börsennotierung der Siemens- Tochter wirft ein Schlaglicht auf deutsche Medizintechnik - und dürfte auch das Interesse internationaler Investoren an Unternehmen aus der zweiten Reihe geweckt haben, wie die jüngsten Kursgewinne etwa der Aktien von Carl Zeiss Meditec oder Sartorius zeigen. Schließlich ist die Branche wachstumsstark. Einschließlich nicht börsennotierter Firmen hat sie hierzulande ihren Umsatz seit 2007 auf mehr als 31 Milliarden Euro verdoppelt.

Zahlreiche Unternehmen sind noch in Familienbesitz. Einige dieser Firmen, etwa der Hersteller von Infusionspumpen B. Braun aus dem hessischen Melsungen mit seinen über sechs Milliarden Euro Umsatz, hätten auch an der Börse Potenzial. Mit Anleihen für institutionelle Anleger sind die Hessen am Kapitalmarkt schon aktiv.

Wie ehrgeizig die Pläne mittelgroßer börsennotierter Spezialisten sein können, zeigt der Laborausrüster Sartorius. Chef Joachim Kreuzburg will den Umsatz der TecDAX-Firma aus Göttingen in sieben Jahren auf vier Milliarden Euro nahezu verdreifachen. Gut 70 Prozent seines Geschäfts macht das Unternehmen mit Produkten und Technologien zu Herstellung von Medikamenten in biologischen Verfahren - etwa durch Fermentation, die Umwandlung von Substanzen durch Mikroorganismen und Enzyme. In diesem Markt ist Sartorius weltweit führend.

Die regelmäßigen Einkünfte aus den Herstellungsverfahren von Arzneimitteln bringen Stabilität in die Bilanz der Göttinger. Zwei Drittel der größten Sartorius-Sparte liefern wiederkehrende Einnahmen. Das vereinfacht die Prognosen. Mit dem geplanten Zuwachs in sieben Jahren soll auch die operative Marge von 18 auf 25 Prozent steigen.

Technik für spezielle Märkte liefert Carl Zeiss Meditec, die Tochter der für ihre Präzisionsoptik bekannten, jedoch nicht börsennotierten Carl Zeiss AG. Marktnische von Carl Zeiss Meditec ist die Mikrochirurgie in der Augenheilkunde mit Operationsmikroskopen, Augenlasern und Intraokular-Linsen zur Therapie von Fehlsichtigkeiten. Die Thüringer beliefern sowohl Kliniken als auch Augenärzte. 2017 zeigte die Firma Interesse an der zum Verkauf stehenden Augenchirurgiesparte Bausch & Lomb aus dem Portfolio des kanadischen Pharmakonzerns Valeant. Mit einem geschätzten Wert von zwei Milliarden Dollar wäre der Kauf allerdings ein gewaltiger Kraftakt für die Thüringer.

Healthineers könnte solche Zukäufe zwar stemmen, hat aber eher kleinere Deals auf der Agenda. Die Molekulardiagnostik sei ein Wachstumsfeld, das man sich genauer ansehe, sagt Chef Montag. Auch der Ausbau ihrer Kompetenz in künstlicher Intelligenz reizt die Franken. Die Technologie zur Analyse großer Datenmengen soll bei Diagnosen künftig verstärkt eingesetzt werden.

Investor-Info

Siemens Healthineers
Solider Primus

Die Börsennotierung bringt der Siemens-Tochter strategischen Spielraum. Mit jährlichen Zuwächsen von vier bis sechs Prozent beim Umsatz will Chef Bernd Montag "das Wachstum beschleunigen und die Marge erhöhen". Mehr als 40 Prozent des Geschäfts liefern wiederkehrende Einnahmen. Das macht das Geschäft gut planbar, die Bewertung ist entsprechend hoch. Hohe Ausschüttungsquote. Langfristig aussichtsreich.

Carl Zeiss Meditec
Präzise Augenoptik

Die Firma ist Spezialist für Mikrochirurgie am Auge, stellt Geräte in der Augenheilkunde sowie Intraokularlinsen her. Diese ersetzen etwa bei Grauem Star natürliche Linsen. In Asien, Amerika und Europa fahren die Thüringer jeweils mehr als 30 Prozent des Umsatzes ein. Wegen hoher Investitionen in neue Produkte gab es 2017 Rückgänge bei der Marge und beim Cashflow. Aktie für Risikofreudige.

Sartorius
Teure Labortechnik

Der Spezialist für Arzneimittelverfahren ist weltweit gut aufgestellt: Ein Viertel der Umsätze kommt aus Asien, 43 Prozent aus Europa, über 30 Prozent aus Amerika. Die Göttinger haben ehrgeizige Wachstumspläne: Bis 2025 soll der Umsatz auf vier Milliarden Euro verdreifacht werden. Übernahmen sollen rund ein Drittel des avisierten Zuwachses liefern. Der deutliche Kursauftrieb hat die Aktie jedoch stark verteuert. Haltenswert.



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