Deutsche Biotech-Werte: Profit aus dem Labor
Die Suche nach neuen Arzneien kostet viel Geld, und der Erfolg ist oft ungewiss. Doch das Risiko muss nicht hoch sein. Mit diesen Aktien sind Anleger auf der sicheren Seite.
Werte in diesem Artikel
von Birgit Haas, €uro am Sonntag
Anfang vergangener Woche veröffentlichte die Biotech-
Firma Evotec eine Nachricht, wie Anleger sie lieben: Die Hamburger haben mit dem US-Riesen Celgene eine Kooperation abgeschlossen. Gemeinsam wollen die Unternehmen neue Krebstherapien entwickeln. Celgene überweist Evotec dafür vorab 65 Millionen Euro und will den kleinen deutschen Partner an Zwischenerfolgen sowie künftigen Umsätzen beteiligen.
Für Börsianer ein hervorragender Grund zuzugreifen. Die Aktie sprang um elf Prozent nach oben. Nachdem Evotec in der letzten Quartalsmeldung mit einer gesunkenen Marge Aktionäre vergrault hatte, gelang der Ausbruch aus dem Abwärtstrend. Die Aussichten sind positiv, Evotec nimmt 2018 ein Umsatz- und Gewinnwachstum von je 30 Prozent ins Visier.
Sicherheit gibt es aber nicht. Die Kursentwicklung von Biotech-Werten ist abhängig von guten Nachrichten aus den Tests neuer Wirkstoffe oder von den Zulassungsbehörden. Zwar ist der Bedarf nach personalisierten Therapien gegen Krebs, Alzheimer und andere Krankheiten hoch, aber die Entwicklung verschlingt mehrere Hundert Millionen Euro, und bis zur - gar nicht mal so wahrscheinlichen - Zulassung vergehen im Schnitt zehn Jahre. In dieser Zeit machen die Unternehmen meist wenig Umsatz, schreiben rote Zahlen, bringen keine Dividende und führen regelmäßig Kapitalerhöhungen durch. Ein Investment ist nichts für schwache Nerven.
Evotec ist eine Ausnahme, weil das Unternehmen fest auf zwei Beinen steht: Zum einen feilt es wie jeder klassische Medikamentenentwickler an eigenen Wirkstoffen. Über die neue, übrigens bereits zweite Kooperation mit Celgene oder jene mit dem französischen Pharmakonzern Sanofi zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten erzielt Evotec bereits in frühen Forschungsstadien Umsätze. Ungewöhnlich ist aber, dass Evotec Gewinne schreibt. Es stellt seine Technologieplattform zum Test von Wirkstoffen noch vor klinischen Studien Dritten zur Verfügung. Als Dienstleister der Pharmaindustrie hat Evotec eine solide Geldquelle jenseits des Kapitalmarkts.
Aufholjagd beim Umsatz
Wer Risiken auf sich nimmt, wird bestenfalls ordentlich entlohnt. Im vergangenen Jahr ist der Umsatz der börsennotierten Biotechs laut einem Branchenreport der Beratungsgesellschaft EY um zwölf Prozent auf 1,7 Milliarden gestiegen. Haupttreiber auf das Rekordniveau ist zwar der niederländische TecDAX- Konzern und Pharmadienstleister Qiagen, doch auch die heimischen Branchenführer Evotec und Morphosys haben sich an der Aufholjagd beteiligt. Das spiegeln die Kurse. Seit Ende Januar haben Biotechnologie-Spezialisten den tendenziell seitwärts laufenden DAX um 40 Prozentpunkt übertroffen. Getrieben wird die Entwicklung vor allem vom Biotech-affinen US-Markt. 40 neuen Medikamenten hat die dortige Zulassungsbehörde FDA den Markteintritt erlaubt, darunter auch zwei made in Germany.
Eines ist das Medikament Tremfya gegen Schuppenflechte. Janssen, Tochter des US-Konzerns Johnson & Johnson, hat den zugrunde liegenden Wirkstoff Guselkumab gemeinsam mit Morphosys entwickelt. Die Forscher aus Martinsried bei München können sich nun auf Umsatzbeteiligungen freuen und gehen im laufenden Geschäftsjahr von Einnahmen zwischen zwölf und 17 Millionen Euro aus. Das war aber nicht die einzige gute Nachricht: Dass der selbstständig entwickelte Blutkrebswirkstoff MOR208 in ersten Phase-III-Studien getestet wird und sich damit in einem späten Stadium der Entwicklung befindet, hat ein wahres Kursfeuerwerk entfacht.
Daten aus den bisherigen Versuchsreihen will Morphosys im Juli präsentieren. Läuft alles wie geplant, könnte der Arzneientwickler bereits in zwei Jahren mit Behandlungen starten. Analysten der Privatbank Berenberg schätzen, dass der Wert des Medikaments 43 Prozent des Unternehmenswerts entspricht. Aber etwas Geduld brauchen Anleger noch, bis sich die Neuigkeiten in der Bilanz niederschlagen. "Wir erwarten positive Einnahmen und Kapitalflüsse ab 2021, wenn Lizenzgebühren und Gewinne durchschlagen", schreiben die Autoren. Da Morphosys insgesamt drei von zwölf Wirkstoffkandidaten in der entscheidenden dritten Phase testet, treiben zunächst einmal weitere News aus der Pipeline den Kurs.
Besser an der Nasdaq
Auch die kleine Biotech-Firma Biofrontera ist mit einer Zulassung für das Hautkrebsmedikament Ameluz in den USA geadelt worden. Aktuell wird der Wirkstoff auf seine Wirksamkeit gegen Krankheiten wie Akne und Stachelzellkarzinom in der Phase III getestet. Im vergangenen Jahr konnten die Leverkusener ihren Umsatz auf zwölf Millionen Euro verdoppeln, im ersten Quartal 2018 stiegen die Einnahmen um 80 Prozent. In diesem Jahr erwartet das Management einen Umsatz zwischen 16 und 20 Millionen Euro. Die Marge ist mit 86 Prozent überdurchschnittlich hoch. Das Besondere: Biofrontera stemmt den Vertrieb in Europa und den USA selbst. "Durch die Kombinationstherapie mit einer Tageslichtlampe passen wir nicht in die Vertriebsstrukturen eines großen Pharmakonzerns", erläuterte Finanzvorstand Thomas Schaffer. Er geht davon aus, dass eine Partnerschaft 60 bis 70 Prozent des Umsatzes gekostet hätte. Doch der Aufbau eigener Strukturen kostet. Das hat Biofrontera in die Miesen getrieben, der Barmittelbestand war mit einem Minus von mehr als zwölf Millionen Euro defizitär.
Um die Not zu lindern, hat Biofrontera im Februar über eine Kapitalerhöhung den Schritt an den US-Aktienmarkt gewagt und dabei sechs Millionen Euro eingenommen. Auch Morphosys ist seit der letzten Kapitalerhöhung mit einem Erlös von 208 Millionen Euro an der Nasdaq gelistet. In beiden Fällen litt die Wertentwicklung der Aktien ungewöhnlich wenig unter den Maßnahmen.
Das zeigt, wie beliebt Biotech-Aktien am US-Markt im Vergleich sind. Zwar konnten die Forschungsfirmen in Deutschland über Kapitalerhöhungen mit 340 Millionen Euro ebenfalls einen Rekordbetrag erlösen, aber: "Ein Blick nach Europa oder in die USA zeigt, dass die Dynamik in anderen Ländern viel höher ist", sagt Siegfried Bialojan von der Beratungsgesellschaft EY. Auch der einzige Börsengang eines deutschen Biotechs 2017 fand an der Börse in New York statt. Dort nahm das Jenaer Unternehmen InflaRx 86 Millionen Euro ein. Bialojan schickt eine Mahnung in Richtung Politik und Börsenbetreiber: Die Branche bleibe hierzulande hinter dem Potenzial der Wissenschaften zurück. Auch Investoren können ihren Beitrag leisten und gleichzeitig von den gut gefüllten Pipelines profitieren.
Investor-Info
Morphosys
Ausgebremst
Das erste Quartal schockierte auf den ersten Blick, der Umsatz brach im Vergleich zum Vorjahr um 76 Prozent ein. Aber der Einbruch war erwartet worden, da eine Kooperation mit der Schweizer Pharmafirma Novartis ausgelaufen war. 2018 sollten Anleger fundamental keine großen Sprünge erwarten, Morphosys investiert in die Entwicklung seiner drei eigenen Wirkstoffkandidaten. Doch positive Nachrichten aus der Pipeline dürften den Aktienkurs anheizen.
Evotec
Beflügelt
Die neue Partnerschaft mit Celgene ist eine der größten in der Geschichte des Unternehmens und führte zu entsprechend positiven Analystenbewertungen. Allerdings belasten die Übernahme von Aptuit vergangenen Sommer, Abschreibungen und Währungseffekte die Bilanz. Umsatz und Gewinn sollen mit 30 Prozent weniger stark wachsen als 2017. Ein Langfristinvestment.
Biofrontera
Im Visier
Dass die Aktie des Biotechs zu Jahresbeginn haussierte, hat weniger mit den rasant steigenden Umsätzen durch das Hautkrebsmedikament zu tun. Die Deutsche Balaton wollte einen Anteil von 14 Prozent erwerben, doch die Bafin untersagte den Deal. Ende April hat die Beteiligungsgesellschaft über die Deltus 30 AG - die künftig Deutsche Balaton Biotech heißen soll - die Absicht eines Angebots erneuert, das aber noch geprüft werden muss. Spekulative Anleger setzen sowohl auf die Pipeline als auch auf eine Übernahme.
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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Bildquellen: Fotolia, 123RF
Nachrichten zu Johnson & Johnson
Analysen zu Johnson & Johnson
Datum | Rating | Analyst | |
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01.06.2021 | JohnsonJohnson Outperform | Credit Suisse Group | |
13.10.2020 | JohnsonJohnson Outperform | Credit Suisse Group | |
27.08.2019 | JohnsonJohnson kaufen | Goldman Sachs Group Inc. | |
27.08.2019 | JohnsonJohnson Outperform | Credit Suisse Group | |
16.07.2019 | JohnsonJohnson Outperform | Credit Suisse Group |
Datum | Rating | Analyst | |
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01.06.2021 | JohnsonJohnson Outperform | Credit Suisse Group | |
13.10.2020 | JohnsonJohnson Outperform | Credit Suisse Group | |
27.08.2019 | JohnsonJohnson kaufen | Goldman Sachs Group Inc. | |
27.08.2019 | JohnsonJohnson Outperform | Credit Suisse Group | |
16.07.2019 | JohnsonJohnson Outperform | Credit Suisse Group |
Datum | Rating | Analyst | |
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23.01.2019 | JohnsonJohnson Equal Weight | Barclays Capital | |
21.07.2016 | JohnsonJohnson Hold | Deutsche Bank AG | |
13.06.2016 | JohnsonJohnson Neutral | Goldman Sachs Group Inc. | |
27.01.2016 | JohnsonJohnson Halten | Independent Research GmbH | |
21.01.2016 | JohnsonJohnson Halten | Independent Research GmbH |
Datum | Rating | Analyst | |
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17.04.2018 | JohnsonJohnson Sell | Goldman Sachs Group Inc. | |
21.07.2017 | JohnsonJohnson Sell | BTIG Research | |
20.05.2016 | JohnsonJohnson Sell | Standpoint Research | |
17.10.2012 | JohnsonJohnson verkaufen | Independent Research GmbH | |
10.10.2012 | JohnsonJohnson sell | Goldman Sachs Group Inc. |
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