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Brennstoffzellen-Technologie: Welche Aktien voll Gas geben

03.11.18 11:00 Uhr

Brennstoffzellen-Technologie: Welche Aktien voll Gas geben | finanzen.net

Wer alternative Antriebstechniken sucht, der findet: die Wasserstoff-Technik. Sie steht bei Autoherstellern wieder hoch im Kurs. Anleger haben Beschleunigungs-Chancen.

von Birgit Haas, €uro am Sonntag

Es ist noch gar nicht so lange her, dass der schwäbische Autobauer Daimler die Brennstoffzelle quasi für tot erklärt hat. "In den nächsten zehn Jahren wird unser Schwerpunkt auf batterieelektrischen Fahrzeugen liegen", sagte Konzernchef Dieter Zetsche bei einer Branchenkonferenz 2017. Zwar lag die ­Reichweite von Brennstoffzellenautos deutlich höher, die Kosten aber auch. Nicht nur der Preis des in den wasserstoffbetriebenen Minikraftwerken verbauten Platins, sondern auch der für die Herstellung des Treibstoffs H2 schien zu hoch. Elektroantriebe auf Basis von Kobalt- und Lithiumbatterien seien mittlerweile günstiger zu bauen und zu betreiben, so Zetsche damals. In den Medien wurde die Technologie daraufhin als "Milliardengrab der Autoindustrie" und als "leiser Verlierer" abgesungen.



Nun kehrt der Wasserstoff zurück in die Tanks und die Brennstoffzelle unter die Motorhauben - bevorzugt in Kombination mit Batterien. Die Zellen sind günstiger geworden, und sie bieten eine große Gewichtsersparnis. Dank seiner elektrolytischen Komponente ist der Mercedes GLC F-Cell um 370 Kilogramm leichter als die Elektrovariante, die auf 2,5 Tonnen kommt. Und: Der F-Cell lässt sich im Gegensatz zum Stromer schneller betanken. Auch die früher bei dieser Technologie auftretenden Kaltstartprobleme sind inzwischen gelöst.

Der SUV soll 2019 in Serie gehen. Der Wasserstoff-Benz wird dabei kein Pionier auf dem heimischen Markt sein. Südkoreas Hyundai hat bereits Anfang 2015 den ersten emissionsfreien Wagen in den Verkauf gebracht, mittlerweile ist mit dem Nexo bereits das zweite Modell in Serie. Auch Toyota aus Japan ist mit dem Mirai auf den deutschen Markt ­geprescht.


Seit dem Dieselgate ist der wirtschaftliche und politische Druck auf die Autoindustrie enorm, für Luftreinheit zu sorgen. Andere Branchen setzen die Brennstoffzelle bereits erfolgreich ein. Öl- und Gasförderanlagen in Kanada, Datenzentren mit enormem Stromverbrauch oder Gabelstabler in manchen Logistikzentren von Amazon beziehen heute schon daraus ihre Energie.

Das Interesse der Automobilkonzerne kommt den hochspezialisierten Herstellern der Wasserstoffkraftwerke äußerst gelegen. Unternehmen wie der kanadische Branchenprimus Ballard Power, die norwegische Nel oder die britische Ceres Power dürfen nach Jahren verlustreicher Forschung auf eine Trendwende hoffen. Viele melden neue Kooperationen, volle Auftragsbücher, schwarze Zahlen und den Bau zahlreicher Fabriken.

Potenzial zum Verzehnfacher

Das Wachstumspotenzial scheint immens. Der Verband der Maschinen- und Anlagenbauer VDMA geht bis 2022 von einem Branchenumsatz in Deutschland von 2,6 Milliarden Euro aus, was mehr als einer Verzehnfachung entspräche. Der Chef des deutschen Herstellers SFC Energy, Peter Podesser, spricht von einer Renaissance: "Seit anderthalb Jahren steigen Interesse und Nachfrage an Brennstoffzellen spürbar." Die Produzenten hätten es geschafft, die Herstellungskosten deutlich zu senken, bei SFC Energy etwa um 60 Prozent.

Das Unternehmen rüstet die Bundeswehr und andere Armeen mit Brennstoffzellen aus. Zudem haben die Bayern die Flotte der Mautkontrolleure des Bundesamts für Güterverkehr mit der Technik ausgestattet. Dank verbesserter Auftragslage zählt SFC Energy zu den wenigen, die profitabel arbeiten. Im vergangenen Jahr lag das operative Ergebnis nach den ersten sechs Monaten mit 546 Millionen Euro noch im Minus. Im ersten Halbjahr 2018 vermeldete die Firma ein Plus von rund einer Million Euro. "Wir wachsen gerade zu einem Mittelständler heran", so Podesser.

Verlangt die Automobilindustrie nun in größerem Maßstab nach Brennstoffzellen, betrifft das SFC Energy nur über Bande. "Die Autoindustrie ist sehr kostensensitiv", so Podesser. Die Preise für die Materialien würden sinken, wovon auch SFC Energy profitieren würde. Die großen Autobauer würden die Stückzahlen in neue Größenordnungen schnellen lassen.

Der Trend ist da. Laut einer Umfrage der Unternehmensberatung KPMG sind über drei Viertel der Hersteller von der Technologie überzeugt. Daimler und Co tüfteln im Konsortium H2-Mobility mit Tankstellenbetreibern wie Total und Gasproduzenten wie Linde bereits an ­einem Tankstellennetz.

Wasserstoff-Zapfsäulen existieren bundesweit nur wenige, Ende 2018 sollen es 50 Stationen sein. Die seit 100 Jahren in der Technologie aktive Nel ist dabei. Die Norweger haben jüngst einen 1,5 Milliarden Dollar schweren Auftrag an Land gezogen und statten 800 Lastkraftwagen für den Getränkehersteller Anheuser-Busch mit Brennstoffzellen aus, Partner ist das US-Start-up Nikola Motors. Das ist der bislang größte Auftrag in der Branche. Orders im Milliardenbereich wird es künftig aber wohl häufiger geben.

Investor-Info

Nel ASA
Energiegeladen

Nel stellt Brennstoffzellen her und ist im Tankstellenaufbau tätig. Im zweiten Quartal hat der Wasserstoffspezialist den Umsatz um knapp 250 Prozent auf mehr als 14 Millionen Euro gesteigert. Operativ schreibt das Unternehmen allerdings noch Verluste. Die Norweger sind aber schuldenfrei. Aktuell steht eine massive Produktionserweiterung auf dem Plan, um das volle Auftragsbuch abarbeiten zu können. Eine Kapitalerhöhung belastete den Kurs. Für Mutige.

Ballard Power
Überholspur

Der kanadische Marktführer stellt Brennstoffzellen für Schwertransporter, Busse, Züge, Gabelstapler und Schiffe her. Ballard kooperiert mit Audi bei der Entwicklung des Wasserstoffautos H-tron. Der Umsatz wuchs in den vergangenen drei Jahren im Schnitt um rund 35 Prozent, 2017 war das operative ­Ergebnis erstmals positiv. Eine Übernahme durch den chinesischen Großaktionär Broad- Ocean ist nicht ausgeschlossen.

SFC Energy
Durchgestartet

Die Bayern sind 2018 mit dem besten Halbjahr der Unternehmensgeschichte gestartet. Der Umsatz stieg um mehr als 17 Prozent auf 31 Millionen Euro. Die Kunden stammen bislang hauptsächlich aus den Segmenten Öl & Gas sowie dem Rüstungsbereich. SFC Energy sieht sich aber auch in der Lage, Fahrzeughersteller zu beliefern. Für alle Aktien in der Branche gilt: Das Risiko ist groß, der Small Cap hoch bewertet. Er birgt ein hohes Risiko, aber auch entsprechende Chancen.





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Bildquellen: istockphoto / Gewitterkind, iStockphoto

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