Euro am Sonntag-Aktien-Tipp

BASF: Verkannter Dividenden-Star

24.08.17 15:00 Uhr

BASF: Verkannter Dividenden-Star | finanzen.net

Der Chemiekonzern hat an der Börse derzeit einen schweren Stand. Analysten halten die Aktie aber für unterbewertet. Sie erwarten zudem, dass die Barausschüttungen weiter steigen werden.

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von Birgit Haas, Euro am Sonntag

Die BASF-Aktie ist derzeit ein Paradoxon: Obwohl der Chemiekonzern einen operativen Gewinnsprung von knapp einem Drittel in den ersten sechs Monaten des Jahres verkündet hat, dümpelt der Aktienkurs vor sich hin. Auch dass Vorstandschef Kurt Bock die Prognose erhöht hat, ließ Anleger kalt. Am Tag der Bekanntgabe Ende Juli gab der Aktienkurs um zwei Prozent nach.



Und der Vorstand nutzte die Kurskorrektur: Fünf Mitglieder der Führungsriege kauften für mehr als 1,8 Millionen Euro BASF-Papiere, darunter auch der oberste Chef Bock und sein Vize Martin Brudermüller. Neben dem Vergütungsprogramm dürfte dafür vor allem die im Branchenvergleich günstige Bewertung ausschlaggebend gewesen sein.

Oliver Schwarz, Analyst bei der Privatbank M.M. Warburg, hat für BASF einen Bewertungsabschlag von 13 Prozent im Vergleich mit anderen Branchenunternehmen errechnet. Nicht nur er rät zum Kauf: Die Analysten sind überwiegend positiv gestimmt. Anleger halten sich dagegen zurück. Seit April ist die BASF-­Aktie auf Talfahrt und hat sich deutlich schlechter entwickelt als der DAX - wofür es mehrere Gründe gibt.


Zum einen ist da die starke Abhängigkeit der Ludwigshafener vom Ölpreis. "Das günstigste Szenario für BASF ist ein leicht steigender Ölpreis", erläutert Schwarz. Davon profitierten einerseits die Erträge der Erdgas- und der Erdölproduktion. Mit der Tochter Wintershall ist BASF der einzige große Chemiekonzern, der den Rohstoff selbst fördert und weiterverarbeitet. Andererseits lassen sich lediglich leicht steigende Kosten für Öl im Segment Chemicals gut ausgleichen, also an den Kunden weitergeben. Doch dass der Ölpreis nachhaltig anzieht, glaubt keiner, noch nicht einmal BASF selbst. Während die Pfälzer Anfang des Jahres von durchschnittlich 55 Dollar je Barrel ausgegangen sind, haben sie diese Erwartung nach den ersten sechs Monaten des Jahres auf 50 Dollar gesenkt.

Anleger könnte außerdem abschrecken, dass Vorstandschef Kurt Bock ein schwächeres zweites Halbjahr angekündigt hat. Dass sich neben dem Ölpreis auch der US-Dollar schwächer als erwartet entwickelt, setzt BASF zu. "Diese Faktoren sind eine Ergebnisbelastung", sagte Bock. Ausgerechnet beim Zug­pferd Chemicals erwartet er eine Schwächephase. Hintergrund: Hier konnten die Produzenten von Vorstoffen für Lacke, Leime, Kunststoffe und Ähnliches die steigenden Rohstoffkosten bislang mehr als überkompensieren.


Die anderen Geschäftsbereiche konnten bereits im ersten Halbjahr und zweiten Quartal gestiegene Umsatzzahlen nicht in Ertrag übersetzen - zu stark drückten in diesem Zeitraum die steigenden Rohstoffkosten auf die Margen. Im Bereich Agrarchemie macht sich zudem ein Liquiditätsengpass brasilianischer Bauern bemerkbar. "Südamerika bereitet uns derzeit keine Freude", erklärte Konzernchef Bock.

Keine Fusion geplant

Im Gegensatz zu Wettbewerbern wie Bayer und Monsanto oder Dupont und Dow Chemical kann BASF auch nicht mit einer anstehenden Fusion die Fantasie der Anleger ankurbeln. "Für BASF mit rund 60 Milliarden Euro Jahresumsatz ist es schwer, einen potenziellen Übernahmekandidaten zu finden, der preisgünstig zu haben ist und zugleich den Umsatz signifikant steigern würde", sagt Analyst Schwarz.

Dass BASF einen Teil des Saatgutgeschäfts von Konkurrent Bayer übernehmen könnte - von dem sich die Leverkusener vor der Fusion mit US-Konkurrent Monsanto aus kartellrechtlichen Gründen trennen müssen -, hält Schwarz für unwahrscheinlich. BASF habe sich bislang vom Saatgut ferngehalten und müsste zum Einstieg sowohl eine Forschung als auch einen globalen Vertrieb aufbauen, was sich die kostenbewussten Ludwigshafener genau überlegen dürften.

Trotz dieser Probleme ist BASF ein Konzern mit besonderen Qualitäten: Die Verschuldungsquote ist gering, die Eigenkapitalquote mit 43 Prozent hoch. Einen hohen Stellenwert hat bei BASF die Dividende. Analysten rechnen damit, dass die Ludwigshafener ihre Ausschüttung auch im kommenden Jahr wieder anheben. Mit nahezu vier Prozent liegt die Dividendenrendite der Aktie über dem DAX-Durchschnitt.

Investor-Info

BASF
Ertragreiches Jahr

Der Chemiekonzern hat seine Gewinnprognose Ende Juli angehoben und erwartet nun eine Steigerung um elf statt um zehn Prozent für das laufende Geschäftsjahr. Diese Erträge hat BASF bereits im ersten Halbjahr eingefahren, im zweiten Halbjahr könnte die Dynamik verloren gehen. Analysten erwarten, dass BASF im kommenden Jahr eine Dividende von 3,10 Euro ausschütten wird. Die jüngste ­Kursschwäche bietet langfristig orientierten ­Anlegern eine Einstiegsgelegenheit.

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Bildquellen: BASF, BASF SE

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