Zalando: Eine Milliarde Euro mehr Umsatz im Blick

von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag

Die können das: Als der populäre Modeversender Zalando jüngst seine Wachstumsziele für das laufende Jahr präsentierte, sammelte Co-Chef Rubin Ritter bei Investoren und Analysten Punkte. Der Aktienkurs schaffte ein neues Allzeithoch, denn Ritter zeigte Ehrgeiz: Der rasant wachsende -Onlineshop, der sein Portfolio um Kosmetikartikel erweitern will, strebt im laufenden Geschäftsjahr bis zu einer Milliarde Euro mehr Umsatz an, das wäre ein Plus von deutlich mehr als 20 Prozent gegenüber 2017. Im Gesamtjahr kam Zalando nach vorläufigen Zahlen bei maximal 4,5 Milliarden Euro Umsatz auf bis zu 222 Millionen Euro Betriebsgewinn. Details dazu werden am 1. März bekanntgegeben.

Als Ritter das ehrgeizige Ziel für 2018 präsentierte, kam der Aktienkurs zunächst unter Druck. Zu Recht befürchten viele Anleger, dass die für diesen großen Sprung notwendigen hohen Investitionen die Profitabilität erheblich belasteten. Ritter, einer der drei Co-Chefs von Zalando, machte keinen Hehl daraus, dass die Profitabilität durch das Wachstum geschmälert werde.

Auch im jüngst abgeschlossenen Geschäftsjahr sei die Profitabilität durch die wegen des hohen Wachstums notwendigen Investitionen magerer ausgefallen. Die Marge für 2017 werde deshalb unter dem Rekordwert von 2016 bleiben. Damals waren es 5,9 Prozent. Für 2017 wird beim bereinigten Verhältnis des Gewinns vor Zinsen und Steuern (Ebit) zum Umsatz ein Wert von 4,7 bis 4,9 Prozent erwartet. 2018 werde es hier auch keine Steigerung geben, sagte Ritter.

Dennoch schaffte es der Vorstand, Sorgen skeptischer Anleger zu zerstreuen. Der Kurs des MDAX-Werts zog an. Dan Homan, Analyst der US-Bank Citigroup, lobte die hohe Profitabilität des Online-Modehändlers im Branchenvergleich und bescheinigt Zalando "großes Wachstumspotenzial". Und: Die Logistikfähigkeiten der Berliner könnten sich mit denen des Onlineriesen Amazon messen.

Kosmetika bringen Potenzial

Das ist ein Wort. 2017 haben die Berliner rund 250 Millionen Euro in Logistik und einen verbesserten Onlineauftritt - etwa mit personalisierten Angeboten in einer App - gesteckt. So finden Kunden schneller und leichter passende Artikel und liefern Zalando wertvolle Informationen über persönliche Präferenzen. Spätestens im Sommer will das Unternehmen sein Sortiment um Kosmetika erweitern. Der in Europa auf 75 Milliarden Euro geschätzte Markt bietet viel Potenzial. Ein guter Start mit Kosmetika sollte der Aktie nach Einschätzung des Bankhaus Lampe weiteren Auftrieb geben. Wie viel Geld die in 15 Ländern Europas aktive Firma 2018 investieren will, sagte Ritter nicht. Anleger setzen darauf, dass es gut angelegt wird.