Varta-Aktie: Ein plötzlicher Energieabfall

von Sven Parplies, Euro am Sonntag

Aktienkurs mehr als 20 Prozent runter, 220 Arbeitsplätze weg. Mit einem Doppelschreck hat das Jahr für den schwäbischen Batteriehersteller Varta begonnen. Zumindest der Jobabbau kommt nicht unerwartet: Betroffen ist die zugekaufte Verbrauchersparte. Der Absturz der Aktie hat einen anderen und ungewöhnlichen Grund: Das Geschäft der wichtigsten Firmen­sparte läuft zu gut.

Varta liefert Lithium-Ionen-Batterien für kabellose Kopfhörer - diese Geräte sind extrem populär. Apple etwa hat bei den neuen ­iPhone-Generationen auf den Zugang für klassische kabelgebundene Kopfhörer verzichtet. Auch andere Hersteller setzen auf kabellose Produkte, die eine eigene Energiequelle brauchen.

Um die Nachfrage nach Minibatterien zu bedienen, baut Varta seine Kapazitäten massiv aus: Das Volumen soll im laufenden Jahr auf über 100 Millionen Zellen steigen, bis 2022 auf über 150 Millionen. Jetzt aber drängen offenbar chinesische Konkurrenten mit rustikalen Methoden in den Markt: "Im Dezember sind Geräte mit Batterien chinesischer Hersteller aufgetaucht, die Varta-Patente in mehreren Fällen verletzten", berichtete Varta in dieser Woche. Man habe Abmahnungen verschickt und werde einstweilige Verfügungen erwirken, sollten die Firmen nicht umgehend reagieren.

Die Commerzbank stufte die Aktie auf "Halten" zurück, beschreibt das Dilemma: Anscheinend hätten Kopfhörer-Hersteller auf chinesische Batterien zurückgegriffen, da Varta die hohe Nachfrage nicht habe bedienen können.

Starkes Gewinnwachstum

Varta selbst bekräftigte in einer Stellungnahme, dass die Nachfrage ungebrochen sei. Das stützt Analysten, die dem Unternehmen kräftige Gewinnsteigerungen zutrauen. Laut der von Bloomberg ermittelten Konsensschätzung erwarten die Profis für das laufende Jahr einen Zuwachs von über 90 Prozent, für die beiden folgenden Jahre von jeweils über 20 Prozent.

Die Varta-Aktie ist auch nach dem Kursrutsch kein Schnäppchen. Gerüchte um Shortseller könnten darum etwas länger belasten. Dem steht eine weiterhin bemerkenswerte Wachstumsstory gegenüber. Das durchschnittliche Kursziel der Analysten liegt bei 113 Euro, also deutlich über dem aktuellen Niveau.

Nachladen: Die Verunsicherung dürfte noch etwas anhalten. Auf längere Sicht sollte sich der Rückschlag als Chance erweisen.







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