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US-Riese General Electric: Der Gewinn ist hin

09.10.18 07:10 Uhr

US-Riese General Electric: Der Gewinn ist hin | finanzen.net

Der US-Industriekonzern General Electric steckt tief in der Krise. Die Nachfrage nach Gasturbinen ist niedrig, der Schuldenberg hoch. Der neue Chef Lawrence Culp, ein hoch gelobter Manager, soll es nun richten.

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von S. Bauer und B. Haas, Euro am Sonntag

Die Nachricht schlug an der Wall Street gleich hohe Wellen: Nach nur 14 Monaten an der Spitze des Mischkonzerns General Electric (GE) muss Chef John Flannery seinen Hut nehmen. Zugleich fallen in der Kraftwerk­sparte riesige Abschreibungen an. Die Jahresprognose ist damit Makulatur - und Flannerys interne Ziele lösten sich offenbar in Luft auf.



Börsianer reagierten auf die Hiobsbotschaft dennoch euphorisch, da GE gleichzeitig einen Nachfolger für Flannery präsentierte: Lawrence Culp, den von der Wall Street höchst geschätzten Ex-Vorstand des US-Mischkonzerns Danaher. Nach Bekanntgabe schoss die Aktie um mehr als 15 Prozent in die Höhe.

GE nimmt in der Kraftwerk­sparte Abschreibungen über bis zu 23 Milliarden Dollar vor. Überhöhte Buchwerte werden hierdurch korrigiert. Denn das Geschäft steckt in einer tiefen Krise, die Nachfrage ist schwach. Bewertungsaufschläge entstanden auch durch viele Übernahmen. Noch 2015 hatte Ex-Chef Jeffrey Immelt die Energiesparte der französischen Alstom samt Gasturbinengeschäft übernommen. Zwischen einem und 1,07 US-Dollar pro Aktie Gewinn wollte GE 2018 schreiben, jetzt gibt es keine Vorhersage mehr.


John Flannery, im August 2017 als Nachfolger Immelts angetreten, wollte durch Verkäufe und Abspaltungen über 20 Milliarden Dollar einnehmen. Der Konzern sollte verschlankt, die Profitabilität gesteigert und die Schulden sollten reduziert werden. 2017 schrieb GE sechs Milliarden Dollar Verlust. Der Konzern flog als letztes Gründungsmitglied aus dem US-Index Dow ­Jones. Auch der für 2018 von Flannery angekündigte Neustart misslang. Überdies ermitteln US-Justiz und Börsenaufsicht. Unter Flannery trat zutage, was Vorgänger vertuscht hatten. "Sie nutzten allen möglichen Spielraum, um höhere Umsätze und Marktanteile auszuweisen, und verschoben damit viele schlechte Nachrichten in die ­Zukunft", sagt JP-Mor­gan-Analyst Stephen Tusa. Gewinne im Kraftwerks- und Flugzeugtriebwerksservice mussten revidiert, Rückstellungen in Milliardenhöhe gebildet werden.

Der neue Mann an der Spitze soll GE nun aus der Krise manövrieren. Kein leichter Job für das seit April bei GE arbeitende bisherige Vorstandsmitglied Culp. Aber immerhin hat der Erfahrung: Der 55-Jährige hatte zuvor den US-Mischkonzern Danaher auf Vordermann gebracht und ihn vom Werkzeugmacher zum Anbieter von Medizintests und Zahnarztgerät umgekrempelt. In den 14 Jahren unter Culp verfünffachte sich der Umsatz der Mutter des heutigen Mikroskop­herstellers Leica. Die "Harvard Business Review" zählte ihn zu den 50 Top-Firmenchefs weltweit.

Finanzierung wird teurer

Culps Strategie zur Rettung von GE ist noch nicht bekannt. Bisher galten Energie und Flugzeugteile als Kernsparten. Sein Statement bislang: "Wir haben viel Arbeit vor uns, um den Wert von GE herauszuarbeiten."

Culp muss Gas geben. Soeben haben Ratingagenturen ihre Bonitätseinstufung für den US-­Industriekonzern in einem wichtigen Bereich gesenkt. Die Aufnahme kurzfristiger Bonds, sogenannter Commercial Papers - ein beliebtes Finanzierungsinstrument von GE -, wird dadurch teurer. Culp will die ­Abspaltung der Medizintechnik und den Verkauf der Öl- und Gastochter Baker beschleunigen. Das ist dringend notwendig, denn GE braucht umgehend finanziellen Spielraum: Die Gesamtschulden liegen bei 116 Milliarden Dollar - ein Berg, der mächtig drückt.




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