Euro am Sonntag-Aktien-Check

Rückversicherer-Aktien: Wo keine Katastrophen lauern

03.11.18 14:00 Uhr

Rückversicherer-Aktien: Wo keine Katastrophen lauern | finanzen.net

Branchenriesen wie Munich Re und Hannover Rück bekommen die Konkurrenz in den Griff und legen in Spezialmärkten zu. Ob ein Investment in die Aktien lohnt.

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Aktien

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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag

Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 200 Stundenkilometern bahnte sich Hurrikan Willa am Dienstag seinen Weg auf mexikanisches Festland. Dass die Namen der tropischen Stürme, die in alphabetischer Reihenfolge vergeben werden, bereits das "W" erreicht haben, ist ein Indiz für eine sehr aktive Hurrikansaison über dem Atlantik. Zum Glück für die Küstenbewohner bremste der Landgang den Tropensturm von der höchsten Stufe 5 auf eine moderate 3 ab.

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Stürme, Beben, Fluten, Waldbrände - trotz einer Vielzahl von Naturereignissen in diesem Jahr dürfte die Summe der versicherten Schäden deutlich geringer ausfallen als im Vorjahr. 2017 war für die Branche eine Katastrophe mit einem Rekord von 144 Milliarden Euro. Doch das Extremjahr brachte für die Rückversicherer, die Policen für Erstversicherer wie die Allianz ausstellen, auch ein Plus: Der seit 2013 währende Rückgang bei den Prämien wurde gestoppt.

Weil die Hurrikanschäden auch 2018 überdurchschnittlich hoch sein dürften, hoffen Rückversicherer, dass die Preise bei den im Januar anstehenden Neuverhandlungen stabil bleiben. "Für Preissenkungen brauchen Erstversicherer sehr gute Argumente", kommentiert Doris Höpke, Vorstand von Munich Re, soeben auf dem Jahrestreffen der Branche in Baden-Baden. Mit stabilen Preisen geht es auch mit den Ergebnissen der Unternehmen bergauf.
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Börsianer spekulieren bereits seit einiger Zeit darauf. So hat sich der Sektor-Teilindex des europäischen Stoxx 600 im Jahresverlauf bisher deutlich besser behauptet als DAX und MDAX. Hannover Rück, die Nummer 4 der Branche, und Primus Munich Re zählen sowohl im brancheninternen Vergleich als auch im Vergleich zu DAX und MDAX bisher zu den Top-Performern (siehe Investor-Info). Weil Assekuranz-Aktien als defensive Investments gelten, könnten die beiden im gegenwärtigen Börsenumfeld gegenüber ihren Vergleichs­indizes durchaus weiter zulegen.

Geschäfte neu sortiert

Beide Unternehmen haben es geschafft, auf Umwälzungen im globalen Branchenumfeld zu reagieren. Und beide haben damit begonnen, ihr Geschäft neu zu sortieren. So sind die Konzerne inzwischen auch in dem von vielen Rückversicherern kritisierten Geschäft mit Katastrophenanleihen (englisch: Cat Bonds) aktiv.

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Traditionalisten in der Branche stört vor allem, dass das Segment der Katastrophenanleihen durch branchenfremde Konkurrenz begründet wurde. Ursprünglich waren es Vermögensverwalter, die bei der Einschätzung der Wahrscheinlichkeit von großen Schadensereignissen durch Hurrikane die dafür in den USA reichlich verfügbare Expertise nutzten, um den Markt als Quereinsteiger aufzurollen.

Die Folge waren lange Zeit Überkapazitäten und sinkende Preise für Rückversicherung bei Naturkatastrophen. Inzwischen ist das Segment einer feste Größe in den gezeichneten Rückversicherungen. Etwa 15 Prozent von global 605 Milliarden Dollar Prämienvolumen wurden 2017 in Katastrophenanleihen angelegt, schätzt der Branchendienst Aon Benfield Analytics. Die Tendenz ist weiter steigend.

Dass Munich Re und Hannover Rück inzwischen selbst Risiken mit Katastrophenanleihen absichern, sollte sich für die Konzerne langfristig bezahlt machen. "Es war schon vor 20 Jahren so, dass derjenige Erfolg hat, der sich am schnellsten und besten auf sich verändernde Rahmenbedingungen einstellt", sagt Finanzvorstand Roland Vogel von der Hannover Rück. Branchenkenner sehen in diesen Anleihen eine etablierte Ressource für zusätzlichen Versicherungsschutz. "Cat Bonds werden nicht verschwinden", sagt Michael Huttner, Analyst der US-Bank JP Morgan. Der langjährige Branchenkenner warnt zudem: "Damit ist ein Teil des bisherigen Geschäftsmodells der Versicherer - steigende Prämien nach besonders hohen Schäden - voraussichtlich passé."

Durch die Rekordschäden in der zweiten Jahreshälfte 2017 wurde das Segment einem Härtetest unterzogen - und bestand. Das Vertrauen der Zeichner blieb. Mit Neuemissionen im Wert von knapp zehn Milliarden Dollar im ersten Halbjahr 2018 wurde der Rekord des Vorjahreszeitraums fast erreicht. Die Nutzung von Cat Bonds bewertet die Ratingagentur Standard & Poor’s in Kombination mit einer robusten Kapitalausstattung und gutem Risikomanagement als Stabilitätsfaktor in den Geschäftsmodellen von Rückversicherern.

Auch das wieder steigende Zinsumfeld kommt den Rückversicherern zugute. Sie profitieren von höheren Renditen von Staats- und Firmenanleihen mit Topbonität, denn hier legen sie den Löwenanteil der Prämien langfristig an.

Allerdings wissen das auch die Erstversicherer. "Unsere Kunden werden steigende Zinsen in den Prämien berücksichtigen", meint Finanzchef Vogel.Für die Niedersachsen läuft es gut. Analysten erwarten, dass die Hannover Rück bei den Quartalszahlen am 8. November das Gewinnziel für 2018 von mehr als einer Milliarde Euro bestätigt. Die Reserven für Schadenszahlungen sollten ausreichend hoch sein.

Als Alternative für Zuwächse außerhalb des Geschäfts haben Munich Re und Hannover Rück neue Märkte im Blick, etwa Policen gegen Schäden durch Hackerangriffe. Für maßgeschneiderte Deckungen nutzen Erstversicherer hier gern die Expertise der Rückversicherer. Deshalb werden auch diese Policen mit ihnen direkt verhandelt. Geschützt vor neuer Konkurrenz sind Rückversicherer auch bei Policen für Lebensversicherungen. Bei Munich Re, die gut ein Fünftel der Prämien aus der Lebens- und Krankenversicherung behaupten, steigen die Einnahmen hier seit 2010 jährlich im Schnitt um acht Prozent. Das hilft auf dem Weg zu höherem, profitablem Wachstum.

Investor-Info

Branchenindex
Besser als der Markt

Mit einem moderaten Minus von etwas mehr als zwei Prozent seit Jahresbeginn liegt der Branchenindex Stoxx Europe 600 Insurance mit 35 Mitgliedern deutlich vor DAX und MDAX mit jeweils mehr als minus zwölf und minus zehn Prozent. Deutschlands Hannover Rück und Munich Re sind Top-Performer - mit fast 16 und knapp acht Prozent Wertzuwachs, einschließlich Dividenden.

Hannover Rück
Musterschüler

Die Kapitalrendite der globalen Nummer 4 liegt mit 15 Prozent klar über den durchschnittlichen zehn Prozent der zehn größten Versicherer. Die Zahlungen für Schäden aus Naturkatastrophen sollten im Rahmen des Budgets bleiben. Für 2018 wird mehr als eine Milliarde Euro Nettogewinn in Aussicht gestellt. Analysten erwarten gut sechs Prozent Plus gegenüber 2017. Aussichtsreich.

Munich Re
In der Spur

Die Sanierung von Erstversicherer Ergo läuft. Mit 2,5 Milliarden Euro Nettogewinn für 2018 erwarten Analysten, dass Munich Re das Ziel von 2,3 Milliarden übertreffen wird. 2020 sollen es 2,8 Milliarden Euro Gewinn werden. Die Hälfte des Gewinnzuwachses bis 2020 soll Ergo liefern. Seit 1969 werden Dividenden mindestens auf Höhe des Vorjahres gezahlt.





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Bildquellen: photobyphm / Shutterstock.com, Hannover Rück

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12.12.2024Allianz BuyGoldman Sachs Group Inc.
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11.12.2024Allianz BuyJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
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