Rheinmetall: Auf der Jagd nach ertragreichen Zielen
Der Rüstungskonzern Rheinmetall bestätigt Gespräche mit dem Mutterkonzern der Rüstungsfirma Krauss-Maffei Wegmann. Der Ausbau der Wehrtechnik könnte sich für die Düsseldorfer auszahlen.
von Annika Kintscher, Euro am Sonntag
Der Rüstungskonzern und Autozulieferer Rheinmetall arbeitet offenbar an einer Fusion. Die Düsseldorfer bestätigten Gespräche über einen Erwerb einer Beteiligung an KNDS. Das Unternehmen KNDS hält Anteile am Rüstungshersteller Krauss-Maffei Wegmann, an der Holding sind das Münchner Familienunternehmen KMW und der französische Staatskonzern Nexter beteiligt. Rheinmetall hatte mehrfach Interesse an Krauss-Maffei geäußert.
Der Zusammenschluss der beiden Unternehmen würde die gesamte deutsche Rüstungsbranche neu ordnen. Allerdings müsste das Bundeskartellamt der Fusion zustimmen. Falls der Deal platzen sollte, würden für die Düsseldorfer jedoch auch andere Formen der Kooperation mit KNDS und Krauss-Maffei infrage kommen. Die deutsche Rüstungsbranche ist im Vergleich zum US-Markt relativ übersichtlich. Rheinmetall erzielte im Verteidigungssegment einen Jahresumsatz von drei Milliarden Euro und zählt damit bereits zu den führenden deutschen Herstellern für Heerestechnik.
Das Geschäft des MDAX-Unternehmens besteht aus den Segmenten Automotive und Verteidigung. Vor allem letzterer Bereich überzeugte in den vergangenen neun Monaten: Die Düsseldorfer verdoppelten den Auftragseingang im Rüstungsgeschäft auf 4,5 Milliarden Euro, das operative Ergebnis der Sparte stieg um ein Viertel auf 75 Millionen Euro. Vorstandschef Armin Papperger zufolge profitierte der Konzern "vom wachsenden Nachholbedarf bei der Ausrüstung der Bundeswehr und vom militärischen Modernisierungsbedarf in vielen Ländern weltweit".
Erhöhte Militärbudgets
Die deutsche Regierung wurde in der Vergangenheit von NATO-Partnern kritisiert, dass sie nicht genug in die Ausrüstung des Militärs investiere. Immerhin wurde der deutsche Verteidigungshaushalt von 37 Milliarden Euro 2017 auf 42,9 Milliarden Euro 2019 aufgestockt. "Die vollen Auswirkungen des erhöhten Budgets für die deutschen Streitkräfte werden meiner Ansicht nach 2019 spürbar", sagt Bankhaus-Lampe-Analyst Gordon Schönell. Rheinmetall könne aber bereits in den kommenden zwei Quartalen Aufträge in erheblichem Umfang von der Bundeswehr erhalten, vermutet der Experte.
Dennoch bleibe die Sparte Automotive der größere Ergebnisbringer, betonte Papperger. Rheinmetall profitiere von neuen Technologien zur Treibstoff- und Emissionsreduzierung sowie zunehmend von der Elektromobilität. Hier stieg das operative Ergebnis der vergangenen neun Monate um knapp vier Prozent auf 193 Millionen Euro. Im dritten Quartal habe sich bei Rheinmetall die gegenwärtige Schwäche im Automobilmarkt nicht bemerkbar gemacht, äußerte sich Finanzvorstand Helmut Merch.
Für das laufende Geschäftsjahr hat der Konzern das Ziel für die operative Ergebnisrendite auf über sieben Prozent angehoben, zuvor war eine Rendite von sieben Prozent geplant. Das Umsatzziel schraubte Rheinmetall allerdings auf fünf Prozent von acht Prozent zurück.
Die Aktie ist seit Jahresbeginn um knapp 22 Prozent gefallen. Das lässt sich laut Analyst Schönell vor allem auf die schwache Automobilbranche zurückführen. Das boomende Verteidigungsgeschäft ignoriere der Markt dabei fast vollständig.
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